HAART

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Die heute verfügbaren Medikamente setzen an verschiedenen Punkten des Vermehrungszyklus von HIV an:

1. Das Virus dringt in die Zelle ein

Auf der Hülle des Virus befinden sich Eiweiße, die wie "Schlüssel" zu entsprechenden "Schlössern" bei seinen Wirtszellen passen (vor allem Zellen des Immunsystems). Wenn ein Virus eine Wirtszelle "erkennt", "dockt es an" und verschmilzt (fusioniert) mit der Zelle.

Medikamente, die den Eintritt des Virus in die Zelle behindern (inhibieren), nennt man Entry-Inhibitoren. Dazu gehören zwei Gruppen: Rezeptor-Antagonisten hindern das Virus, an den Rezeptor oder die Korezeptoren der Zelle anzudocken, indem sie entweder das Schloss oder den Schlüssel unbrauchbar machen. Einige Medikamente dieser Gruppe sind bereits verfügbar. Fusionsinhibitoren hemmen die Verschmelzung des Virus mit der Zelle.

2. Die Erbinformation des Virus wird umgeschrieben

Nachdem das Virus in die Zelle gelangt ist, muss erst einmal seine Erbinformation umgeschrieben (transkribiert) werden, damit sie zu der menschlichen Erbinformation passt: von einsträngiger RNA zu doppelsträngiger DNA. Das geschieht mit Hilfe eines vom Virus mitgebrachten Enzyms, der "Reversen Transkriptase" (RT). (Enzyme sind in der lebenden Zelle gebildete organische Verbindungen (Proteine, Ribonukleinsäuren), die chemische Reaktionen in biologischen System in Gang bringen (Biokatalysatoren).

Medikamente, die diesen Schritt hemmen, heißen "Reverse-Transkriptase-Inhibitoren" oder auch RTI. Dazu gehören zwei Gruppen: NRTI (Nukleosid und Nukleotidanaloge Reverse-Transkriptase-Inhibitoren) schleusen sich als falsche Bausteine ein und unterbrechen so die Umschreibung von RNA in DNA. (Nukleoside sind Moleküle, die wiederum Bausteine von Nukleotiden sind, den Grundbausteinen der Erbsubstanz (DAN/RNA.) NNRTI (Nicht-Nukleosidale Reverse-Transkriptase-Inhibitoren) dagegen blockieren direkt die Reverse Transkriptase, welche die Umschreibung vornimmt.

3. Die umgeschriebene Erbinformation des Virus wird in die menschliche Erbinformation eingebaut

Auch hierzu ist ein viruseigenes Enzym notwendig, die so genannte Integrase (sie integriert die umgeschriebene Virus-DNA in die menschliche DNA). Nun ist die Wirtszelle so umprogrammiert, dass sie nach ihrer Aktivierung Vorstufen der Virus-RNA und der Virusproteine produzieren kann.

Medikamente, die diesen Schritt hemmen, so genannte Integrase-Inhibitoren, ist bereits eines verfügbar und neuerdings auch in Europa zur Erstbehandlung zugelassen.

4. Die HIV-Vorstufen werden zu Viren umgewandelt

Dies geschieht mit Hilfe des Enzyms "Protease". Nach der Ausschleusung aus der Zelle können die neu gebildeten Viren andere Zellen infizieren: Der Vermehrungszyklus beginnt nun von vorne.

PI ( Protease-Inhibitoren) hemmen die Protease und verhindern so den Zusammenbau und die Reifung der Virusvorstufen. Sie sind die vierte Gruppe der HIV-Medikamente.

Antiretrovirale Medikamente kombiniert: die Kombinationstherapie

Bei einer Kombinationstherapie werden verschiedene, nach heutigem Standard mindestens drei Medikamente gegen HIV (= antiretrovirale Medikamente) zusammen eingenommen. Diese Therapieform, auch hochaktive antiretrovirale Therapie - kurz "HAART" - genannt, wirkt deutlich besser und wesentlich länger als eine Behandlung mit nur einem einzigen Medikament (Monotherapie) oder mit zwei Medikamenten (Zweifachkombinationstherapie; derzeit werden allerdings Kombinationen mit zwei PI bei vorbehandelten Patienten untersucht; obwohl es sich dabei eigentlich um Zweifachkombinationstherapien handelt, scheinen sie nach bisheriger Datenlage sehr gut wirksam zu sein). Unter Umständen treten dabei allerdings auch mehr Nebenwirkungen auf. Werden dagegen nur eine oder zwei Substanzen eingesetzt, ist die Gefahr sehr hoch, dass HIV resistent wird und die Therapie nicht mehr wirkt.

Im Einzelfall mag es gute Gründe geben, vom derzeitigen Therapiestandard abzuweichen; was dafür spricht, sollte der Arzt/die Ärztin allerdings auch mit dem Patienten oder der Patientin diskutieren.

Was ist der Nutzen einer "Kombitherapie"?

Eine Kombinationstherapie kann sich günstig auf Gesundheit und Lebenserwartung auswirken. So ist in Deutschland bei Menschen mit HIV und Aids z. B. die Sterblichkeitsrate sehr stark gesunken und betrug zum Ende des Jahres 2003 nur noch knapp 30 % der Rate im Jahr 1995. Wir wissen aber nicht genau, wie lange die günstigen Wirkungen der Therapie anhalten, welche langfristigen Folgen die Dauertherapie haben wird und wie schwerwiegend sie sein werden.

Bei den meisten HIV-Positiven ist die Behandlung erfolgreich, bei manchen bereits seit fast zehn Jahren. Es gibt aber auch Menschen, die nicht in gleichem Maße oder überhaupt nicht von der Therapie profitieren können. Was für andere Medikamente gilt, gilt nämlich auch für die gegen HIV gerichteten: Sie wirken nicht bei allen Menschen und außerdem bei jedem Menschen anders. In der Regel aber stellen sich folgende positive Wirkungen ein:

Die HIV-Erkrankung schreitet nicht weiter fort

Bei Menschen, die noch keine HIV-bedingten Symptome haben, kann eine Kombitherapie das Fortschreiten der Krankheit verhindern. Sind bereits Symptome aufgetreten, verbessern sie sich unter der Therapie wesentlich oder verschwinden vollständig. Hinzu kommt, dass das Risiko, weitere HIV-bedingte Symptome und Krankheiten (wie opportunistische Infektionen) zu bekommen, drastisch sinkt.

Die Viruslast sinkt

In den ersten 14 Tagen nach Beginn einer Kombinationstherapie fällt die Viruslast sehr stark, und zwar um mehrere zehn- oder hunderttausend Viruskopien/ml. Danach sinkt sie ständig weiter, aber nicht mehr so schnell. Das ist völlig normal und hängt damit zusammen, wie sich HIV im Körper vermehrt bzw. welche Zelltypen von HIV befallen sind. Im Durchschnitt dauert es drei Monate, bei sehr hoher Viruslast vor Therapiebeginn auch mal sechs Monate, bis die Viruslast unter die Nachweisgrenze sinkt.

Wichtig ist, dass man die Viruslast regelmäßig kontrollieren lässt, im ersten Vierteljahr nach Therapiebeginn am besten einmal pro Monat. Schlägt die Therapie an, kann der Abstand auf einmal im Vierteljahr verlängert werden.

Die Viruslast steigt mitunter kurzzeitig wieder an. Dies kommt hauptsächlich im ersten Therapiejahr vor; weshalb, ist noch nicht bekannt. Der Grund kann aber auch eine Infektion, z. B. eine Erkältung sein. Wenn die Viruslast während der Therapie steigt, muss man sich also noch keine Sorgen machen. Steigt die Viruslast jedoch stark oder stetig an, obwohl man die Medikamente nach Vorschrift einnimmt, kann dies ein Hinweis darauf sein, dass HIV resistent wird.

Die Zahl der Helferzellen (CD4-Zellzahl) steigt

In den ersten Monaten nach Beginn einer Kombinationstherapie steigt die absolute Zahl der Helferzellen stark an, danach weitaus langsamer (das gilt auch für die relative Helferzellzahl). Die CD4-Werte bleiben dann auf einem relativ hohen Niveau stabil. Fallen sie während der Therapie jedoch wieder ab, kann das darauf hinweisen, dass die Wirkung der Medikamente nachlässt. Auch hier sollte man bedenken: Infektionen können die CD4-Werte kurzzeitig drastisch verändern. Deshalb besteht kein Grund zur Panik, wenn einmal ein Wert gemessen wird, der niedriger ist als die bisherigen.

Man fühlt sich besser

Die meisten Menschen stellen fest, dass sie einige Wochen nach Beginn einer Kombitherapie viel mehr Energie haben und sich deutlich besser fühlen als vorher. Manche haben auch wieder mehr Spaß am Sex, und einige Männer berichten, dass es ihnen jetzt leichter fällt, eine Erektion zu halten.

Quelle

Der Artikel wurde von der Site "unserer" geliebten DAH übernommen

Links

Funktionsweise und Nutzen der Kombinationstherapie

Liste der HAART-Medikamente

siehe auch