Ecce homo: Unterschied zwischen den Versionen

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Mit dem Ausspruch '''Ecce homo''' (klassische Aussprache [ˈɛkːɛ ˈhɔmoː], deutsche Aussprache auch [ˈɛktsə ˈhοːmo]) stellt der römische Statthalter ''Pontius Pilatus'' nach dem Johannesevangelium (Joh 19,5) den zuvor gefolterten ''Jesus'' der versammelten Menge vor. Jesus trägt dabei ein purpurnes Gewand und eine Dornenkrone auf dem Kopf.
Mit dem Ausspruch '''Ecce homo''' (klassische Aussprache [ˈɛkːɛ ˈhɔmoː], deutsche Aussprache auch [ˈɛktsə ˈhοːmo]) stellt der römische Statthalter ''Pontius Pilatus'' nach dem Johannesevangelium (Joh 19,5) den zuvor gefolterten ''Jesus'' der versammelten Menge vor. Jesus trägt dabei ein purpurnes Gewand und eine Dornenkrone auf dem Kopf. Durch begriffliche Assoziation wird es auch im homosexuellen Kontext verwendet.


== Übersetzungen und christliches Motiv ==
== Übersetzungen und christliches Motiv ==
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=== Verein / Gruppe ===
=== Verein / Gruppe ===
* Von 1996 bis 2008 existierte in [[Wien]] ''ECCE HOMO'', ein „Verein für Kultur, Politik & Medien“. Er organisierte das jährliche Festival ''„Wien ist andersrum“'' rund um die [[Regenbogenparade]]. Es wurde von 1996 bis 2001 von Jochen Herdieckerhoff aufgebaut. Nach dem Europride 2001 wurde es von Hannes Sulzenbacher, der das Festival schon seit 1998 mitorganisierte, bis 2004 weitergeleitet. 2003 fiel es aus finanziellen Gründen aus. Danach begann die Arbeit zur 2005/2006 in der Neustifthalle zu sehenden Ausstellung ''[[Geheimsache Leben|geheimsache : leben. Schwule und Lesben im Wien des 20. Jahrhunderts]]'', die erste historische Ausstellung über homosexuelles Leben in Österreich. Mit der Zeit änderten sich die Prioritäten und 2008 benannte sich der Verin in ''QWIEN KULTUR'' um (sprich: ''Queen'') und ist Teil des Zentrums für schwul/lesbische Kultur und Geschichte.<ref>[http://www.qwien.at/de/kultur_rueckblick.htm Rückblick auf Ecce Homo], qwien.at</ref><ref>[http://www.hosi.or.at/hosi/content/archiv.php?file=1&op=10&tab=&month=&year=2005&newsid=184 geheimsache:leben schwule und lesben im wien des 20. jahrhunderts], Homosexuelle Initiative Salzburg, 14. November 2005</ref>
* Von 1996 bis 2008 existierte in [[Wien]] ''ECCE HOMO'', ein „Verein für Kultur, Politik & Medien“. Er organisierte das jährliche Festival ''„Wien ist andersrum“'' rund um die [[Regenbogenparade]]. Es wurde von 1996 bis 2001 von Jochen Herdieckerhoff aufgebaut. Nach dem Europride 2001 wurde es von Hannes Sulzenbacher, der das Festival schon seit 1998 mitorganisierte, bis 2004 weitergeleitet. 2003 fiel es aus finanziellen Gründen aus. Danach begann die Arbeit zur 2005/2006 in der Neustifthalle zu sehenden Ausstellung ''[[Geheimsache Leben|geheimsache : leben. Schwule und Lesben im Wien des 20. Jahrhunderts]]'', die erste historische Ausstellung über homosexuelles Leben in Österreich. Mit der Zeit änderten sich die Prioritäten und 2008 benannte sich der Verein in ''QWIEN KULTUR'' um (sprich: ''Queen'') und ist Teil des Zentrums für schwul/lesbische Kultur und Geschichte.<ref>[http://www.qwien.at/de/kultur_rueckblick.htm Rückblick auf Ecce Homo], qwien.at</ref><ref>[http://www.hosi.or.at/hosi/content/archiv.php?file=1&op=10&tab=&month=&year=2005&newsid=184 geheimsache:leben schwule und lesben im wien des 20. jahrhunderts], Homosexuelle Initiative Salzburg, 14. November 2005</ref>
* Im September 1996 wurde von französischen Personen aus [[Agen]] und [[Villeneuve-sur-Lot]] der Verein ''Ecce Homo - ASSOCIATION Lesbiennes gays bi et trans du [[Lot-et-Garonne|Lot et Garonne]]'' gegründet. Sie treffen sich am Freitagabend wechselweise in Agen und in Villeneuve-sur-Lot, betreiben wochentags am Abend ein Informationstelefon und bringen jeden zweiten Monat ihre Zeitschrift ''Point G'' heraus..<ref>[http://www.ecce-homo.fr www.ecce-homo.fr]</ref>
* Im September 1996 wurde von französischen Personen aus [[Agen]] und [[Villeneuve-sur-Lot]] der Verein ''Ecce Homo - ASSOCIATION Lesbiennes gays bi et trans du [[Lot-et-Garonne|Lot et Garonne]]'' gegründet. Sie treffen sich am Freitagabend wechselweise in Agen und in Villeneuve-sur-Lot, betreiben wochentags am Abend ein Informationstelefon und bringen jeden zweiten Monat ihre Zeitschrift ''Point G'' heraus..<ref>[http://www.ecce-homo.fr www.ecce-homo.fr]</ref>
* Von 1998 bis 2004 existierte ''ECCE HOMO!'', die „LesBiSchwule Hochschulgruppe an der Universität Bayreuth“ bzw. der „LesBiSchwuler Arbeitskreis des Studentischen Konvents der Uni Bayreuth“.<ref>[http://bayreuth.gay-web.de/eccehomo/abschiedeh.htm "ECCE HOMO!" sagt zum Abschied leise Servus], bayreuth.gay-web.de/eccehomo/, 14. Januar 2004</ref> Seit April 2005 findet im Rahmen des wöchentlichen Stammtisches ''[[GAYreuth]]'' auch ein ''Ecce Homo!-Stammtisch'' statt.
* Von 1998 bis 2004 existierte ''ECCE HOMO!'', die „LesBiSchwule Hochschulgruppe an der Universität Bayreuth“ bzw. der „LesBiSchwuler Arbeitskreis des Studentischen Konvents der Uni Bayreuth“.<ref>[http://bayreuth.gay-web.de/eccehomo/abschiedeh.htm "ECCE HOMO!" sagt zum Abschied leise Servus], bayreuth.gay-web.de/eccehomo/, 14. Januar 2004</ref> Seit April 2005 findet im Rahmen des wöchentlichen Stammtisches ''[[GAYreuth]]'' auch ein ''Ecce Homo!-Stammtisch'' statt.

Aktuelle Version vom 26. Dezember 2011, 19:32 Uhr

Mit dem Ausspruch Ecce homo (klassische Aussprache [ˈɛkːɛ ˈhɔmoː], deutsche Aussprache auch [ˈɛktsə ˈhοːmo]) stellt der römische Statthalter Pontius Pilatus nach dem Johannesevangelium (Joh 19,5) den zuvor gefolterten Jesus der versammelten Menge vor. Jesus trägt dabei ein purpurnes Gewand und eine Dornenkrone auf dem Kopf. Durch begriffliche Assoziation wird es auch im homosexuellen Kontext verwendet.

Übersetzungen und christliches Motiv

Im ursprünglich griechischen Text des Johannesevangeliums lautet der Spruch Ἰδοὺ ὁ ἄνθρωπος (idú ho ánthropos) und bedeutet „Siehe, der Mensch“, wie er auch in der Elberfelder Bibel widergegeben wird. Die lateinische Version „ecce homo“ stammt aus der Vulgata und ist von dort in die christliche Tradition und die Kunstgeschichte eingegangen. In anderen deutschen Bibelübersetzungen wird der Text verschieden dargestellt:

In der christlichen Kunst gibt es zwei Bildmotive, welche mit dem Begriff bezeichnet werden:

  • Das eine ist die eigentliche Szene aus dem Johannesevangelium mit zumindest Pilatus und Jesus sowie meist auch das versammelte Volk.
  • Das andere Motiv zeigt Jesus als stehende einzelne Halbfigur oder Ganzfigur mit Purpurmantel, Lendentuch, Dornenkrone und Folterverwundungen.
    • Auf manchen Bildern sind auch die Wundmale der Kreuzigung zu sehen, dann spricht man genauer vom Schmerzensmann (auch Erbärmdebild oder Miserikordienbild).
    • Ist Christus sitzend dargestellt, dann spricht man genauer vom Christus in der Rast.

Abänderungen

Manche Künstler deuteten das Motiv um. Albrecht Dürer stellte den leidenden Christus in seiner Großen Passion in auffälliger Nähe zu seinem Selbstporträt von 1498 dar und ließ so eine Umdeutung des Motivs in eine Metapher für das Leiden des Künstlers zu. James Ensor benutzt das Motiv 1891 in seiner beißend ironischen Graphik Christus und die Kritiker, wo er sich selbst als Christus portraitiert, als Symbol für die Ungerechtigkeit der Kritik. Besonders im 19. und 20. Jahrhundert wird das Ecce-homo-Motiv als Bild für das Leiden und die Entwürdigung des Menschen durch Gewalt und Krieg in seiner Bedeutung erweitert.

Schwuler Kontext

Durch die begriffliche Assoziation zwischen dem lateinischen homo = „Mensch“ = „Mann“ und dem griechischen homos = „gleich“ als Kurzform für Homosexueller wird Ecce homo als Schlagwort und Titel auch in homosexuellem Kontext verwendet. Teilweise von anderen, teilweise selbst für Projekte, Vereine oder Werke. Manchmal spielen dabei auch Religion, Leiden oder „(auch) ein Mensch (sein)“ eine Rolle.

Literatur

  • Ab 1975 gab es ein us-amerikanisches Pornoheft mit dem Titel Ecce Homo - The Magazine of sexual awarness for the gay male, welches bei Academy Press erschien.[1]
  • Massimo Consoli veröffentlichte 1998 in Italien sein Buch Ecce homo - L'omosessualità nella Bibbia.[2]
  • In der 2008 von Thomas Glave herausgegebenen Antologie Our Caribbean: A Gathering of Lesbian and Gay Writing erzählt Michelle Cliff in der Geschichte Ecce Homo die Geschichte zweier Liebhaber im Rom zur Zeit des 2. Weltkriegs.[3]

Presse / Essays

Film

  • In einem siebenminütigen Kurzfilm von Jerry Tartaglia aus dem Jahre 1989 werden Bilder aus Jean Genets Film Un Chant d'Amour mit Bildern aus Pornofilmen vermischt.[5]
  • Ein französischer Kurzfilm von Remy Yadan aus dem Jahre 2003 trägt ebenfalls den Titel Ecce homo und gibt "Einblicke in einen mannmännlichen Raum, wo Auge und Wort keinen Zutritt haben."[6]
  • Im Herbst 2009 machte die römisch-katholische Kirche Gläubigen und Priestern der englischen Anglikanischen Kirche ein Übertrittsangebot. Mögliche Gründe für Übertritte sind etwa weibliche und offen schwule Bischöfe in der anglikanischen Kirche. In der satirischen Nachrichtensendung The Daily Show mit Jon Steward vom 26. Oktober 2009 wurden Vergleiche zu Abwerbeangeboten von Handyprovidern gezogen und der Sketch Ecce No Homo genannt.[7]

Fotografie

  • Eine europaweit kontrovers diskutierte Wanderausstellung der schwedischen Fotografin Elisabeth Ohlson Wallin aus dem Jahre 1998 zeigt zwölf Fotografien, die Jesus zusammen mit Homosexuellen darstellten und sich an bekannte Darstellungen der bildenden Kunst anlehnten. Das biblische Ecce-homo-Motiv war nicht unter den Bildern vertreten.[8][9][10]
  • Im Mai 2001 erschien der männererotische Fotobildband Ecce Homo im in Barcelona ansässigen Verlag Vertigo. Darin sind Schwarzweiß-Bilder von 26 internationalen Fotographen enthalten: Claude Alexandre, Pedro Avellaned, Jose Luis Bernat, Greg Bruce, Almond Chu, Joan Crisol, Ed Fox, Ed Freeman, Don Garlow, Chip Goltz, Robert John Guttke, Toni Lara, Garrie Maguire, J.A.M. Montoya, Manel Ortega, Eduardo Peris, Carlos Quiroz, Chris Reynolds, Chuck Samuels, Norman Sinanian, Stanley Stellar, Anne-Marie von Sarosdy und Frank Yamrus.[11]
  • Im Juni 2008 veröffentlichte Antonio Salazar in Mexiko den Bildband Ecce Homo. Darin deutet er mittels Fotomontagen das Leben Jesu um. Er sieht Parallelen im Leben Jesu und im Leben schwuler Männer.[12]

Verein / Gruppe

  • Von 1996 bis 2008 existierte in Wien ECCE HOMO, ein „Verein für Kultur, Politik & Medien“. Er organisierte das jährliche Festival „Wien ist andersrum“ rund um die Regenbogenparade. Es wurde von 1996 bis 2001 von Jochen Herdieckerhoff aufgebaut. Nach dem Europride 2001 wurde es von Hannes Sulzenbacher, der das Festival schon seit 1998 mitorganisierte, bis 2004 weitergeleitet. 2003 fiel es aus finanziellen Gründen aus. Danach begann die Arbeit zur 2005/2006 in der Neustifthalle zu sehenden Ausstellung geheimsache : leben. Schwule und Lesben im Wien des 20. Jahrhunderts, die erste historische Ausstellung über homosexuelles Leben in Österreich. Mit der Zeit änderten sich die Prioritäten und 2008 benannte sich der Verein in QWIEN KULTUR um (sprich: Queen) und ist Teil des Zentrums für schwul/lesbische Kultur und Geschichte.[13][14]
  • Im September 1996 wurde von französischen Personen aus Agen und Villeneuve-sur-Lot der Verein Ecce Homo - ASSOCIATION Lesbiennes gays bi et trans du Lot et Garonne gegründet. Sie treffen sich am Freitagabend wechselweise in Agen und in Villeneuve-sur-Lot, betreiben wochentags am Abend ein Informationstelefon und bringen jeden zweiten Monat ihre Zeitschrift Point G heraus..[15]
  • Von 1998 bis 2004 existierte ECCE HOMO!, die „LesBiSchwule Hochschulgruppe an der Universität Bayreuth“ bzw. der „LesBiSchwuler Arbeitskreis des Studentischen Konvents der Uni Bayreuth“.[16] Seit April 2005 findet im Rahmen des wöchentlichen Stammtisches GAYreuth auch ein Ecce Homo!-Stammtisch statt.

Sonstiges

  • Als Reaktion auf die Unterstützung des Vatikans für Latein als Europäische Sprache generierte Miles Kington das humoristische Latin Tourist Phrase Book, welches am 27. Juni 1979 in Punch erschien. Ecce homo steht darin für Gay bar.[17][18]
  • Die Highways Performance Space and Gallery in Santa Monica veranstaltete von 1989 bis 2004 jährlich im Juli das dreitägige Festival Ecce Lesbo / Ecce Homo mit Performances von herausragenden schwulen, lesbischen und transgeder Künstlern. Insgesamt waren es sechs Wochen.[19][20][21]
  • Das 2001 erschienene erste Album der kanadischen Queercore-/Pop-Band The Hidden Cameras trägt den Titel Ecce Homo. (-> Ecce Homo in der englischen Wikipedia)

Einzelnachweise

  1. Ecce Homo Magazine Vol. 2 No. 1, creativevisionsbooks.com
  2. Massimo Consoli: Ecce homo - L'omosessualità nella Bibbia, Kaos, Mailand 1998, ISBN 88-7953-076-3
  3. Thomas Glave (Hrsg.): Our Caribbean: A Gathering of Lesbian and Gay Writing, Duke University Press, 2008, ISBN 0-8223-4226-X
  4. CURRICULUM VITAE FOR DALE PECK, 13. Oktober 2009, dalepeck.com
  5. Ecce Homo (1989), imdb.com
  6. KURZFILMBLOCK 1, queersicht.ch/2006
  7. Video: October 26, 2009: Ecce No Homo, thedailyshow.com
  8. Ecce Homo, lsbk.ch, 2000
  9. Kristin Beckmann: Jesus lebt in Lack und Leder, Die Welt, 18. Juni 1999
  10. Barbara Lukesch: Und führe uns in Versuchung - Pfarrer Anselm Burr holt die umstrittene Ausstellung "Ecce Homo" in seine Kirche, Sonntags-Zeitung, 26. März 2000
  11. Africa Guzman: Ecce Homo, Vertigo Publishers, 2002, ISBN 84-95709-00-7
  12. Muestra Ecce Homo la vida de un Cristo “homosexual”, 20. Oktober 2008, adonis.com
  13. Rückblick auf Ecce Homo, qwien.at
  14. geheimsache:leben schwule und lesben im wien des 20. jahrhunderts, Homosexuelle Initiative Salzburg, 14. November 2005
  15. www.ecce-homo.fr
  16. "ECCE HOMO!" sagt zum Abschied leise Servus, bayreuth.gay-web.de/eccehomo/, 14. Januar 2004
  17. Miles Kingston’s LATIN TOURIST PHRASE BOOK, rorkesdriftvc.com, Ersterscheinung: Punch, 27. Juni 1979
  18. Latin Tourist Phrase Book compiled by Miles Kington, Umstrukturiert: 9. Dezember 2005
  19. About Highways - Additional Festivals/Activities,
  20. Janice Arkatov: Spirited July Offerings Run Gamut From 'Intimacy' to 'Fierce Love', Los Angeles Times, 7. Juli 1991
  21. Linda Frye Burnham: Getting on the Highways: Taking Responsibility for the Culture in the '90s, Journal of Dramatic Theory and Criticism, Herbst 1990, S. 274 (PDF-S. 10), journals.ku.edu