Homosexualität

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Homosexualität (bzw. Homophilie) bezeichnet eine sexuelle Orientierung, bei der Liebe und sexuelles Begehren vorwiegend gegenüber Personen gleichen Geschlechts empfunden werden. Homosexuelle Frauen werden auch Lesben oder Lesbierinnen genannt, homosexuelle Männer auch Schwule. Das Adjektiv homosexuell wird auch auf gleichgeschlechtliche sexuelle Handlungen zwischen Menschen des gleichen Geschlechts angewendet, die nicht Schwule oder Lesben sind.

Zum Begriff Homosexualität

Der Begriff Homosexualität ist eine hybride Wortneubildung aus dem 19. Jahrhundert, geprägt von dem Schriftsteller Karl Maria Kertbeny aus griech. homo- = gleich, gleichartig + lat. sexus = das männliche und das weibliche Geschlecht.

Deutschsprachige Begriffe

Karl Heinrich Ulrichs prägte im 19. Jahrhundert als erster die Eigenbezeichnungen Urning (männlich) und Urninde (weiblich), die jedoch heute nicht mehr geläufig sind.

Weibliche Homosexualität

Homosexuelle Frauen werden im deutschsprachigen Raum auch als lesbisch (nach der griechischen Insel Lesbos, Heimat der Frauen liebenden Dichterin Sappho) bezeichnet. Bei maskuliner Prägung von Frauen sind es unter anderem die allseits bekannten Begriffe kesser Vater (mittlerweile veraltet, heute eher Butch), Kampflesbe und Amazone, die alternativ angewandt werden, für explizit feminin auftretende Lesben findet sich hingegen der Begriff femme (vom französischen Wort für Frau).

Männliche Homosexualität

Homosexuelle Männer werden im deutschsprachigen Raum auch als schwul (von schwül »drückend heiß« - in dieser Bedeutung seit dem 18. Jahrhundert schwül als Parallelbildung zu kühl - oder von Schwulität »Schwierigkeit, Bedrängnis, peinliche Lage«) bezeichnet. Ursprünglich abwertend gebraucht, wurde die Bezeichnung schwul später im Rahmen der Emanzipationsbewegung von der Schwulenszene selbst – auch als politischer Kampfbegriff – übernommen, und damit die abwertende Bedeutung so weit zurückgedrängt, dass der Begriff heute sogar im Sprachgebrauch der Gesetzgebung auftaucht. In der Jugendsprache findet sich das Wort schwul dagegen immer noch (beziehungsweise wieder) als Schimpfwort, das als Synonym für langweilig, weichlich beziehungsweise enervierend benutzt wird. Weitere Begriffe für Homosexuelle Männer, wie zum Beispiel "Hinterlader", basieren bei der Betrachtung der männlichen Homosexualität lediglich auf Sexpraktiken, ohne Berücksichtigung der kulturellen und psychologischen Aspekte. Ein anderer Kreis von Begriffen bezieht sich auf das mitunter vorkommende feminine Verhalten bei Männern, z.B. Tunten und Schwuchteln.

Englischsprachige Begriffe

Im Englische Sprache|englischsprachigen Raum hat die Lesben- und Schwulenbewegung dagegen das Wort Gay (vormals in der Bedeutung von fröhlich und bunt) als Selbstbezeichnung durchgesetzt, um sich von dem abwertenden Ausdruck Queer (»seltsam, komisch«) zu distanzieren. Zunehmend wird in der Community aber das Wort "Queer" als Selbstbezeichnung benutzt, weil "gay" oft als auf Männer allein bezogen verstanden wird, also nicht geschlechtergerecht ist. Ursprünglich eine geschlechtsneutrale Bezeichnung, hat sich der Begriff – ähnlich wie das deutsche Wort schwul – in den 70er Jahren auf Männer verengt, während sich gleichgeschlechtlich liebende Frauen im Zuge des lesbisch-feministischen Separatismus zunehmend als lesbians und dykes bezeichneten.

Der Begriff Gay hat sich auch in anderen Sprachen wie dem Französischen (Gai) eingebürgert und findet als Lehnwort auch in Deutschland neuerdings wieder zunehmend Verwendung.

Anfang der 90er Jahre kam es innerhalb radikalerer politischer Kreise zu einer Wiederaneignung des Wortes Queer als Überbegriff für Lesben und Schwule, was dann meist Transgender mit einschließt. Dieser Begriff hat die Wörter Gay und Lesbian jedoch nicht verdrängen, sondern nur partiell ersetzen können. Durch Queer Theory erfuhr er eine ähnliche Internationalisierung wie vordem der Begriff Gay.

Chichi man oder Battyman sind Begriffe, die aus dem Jamaika-Kreolischen kommen.

Fehlende Begriffe und andere Konzepte

Da es sich bei der Idee, gleichgeschlechtliche Liebe und Sexualität seien an einen bestimmten Personentypus gekoppelt oder auf diesen beschränkt, um eine moderne, westlich geprägte Vorstellung handelt, fehlen in fast allen Sprachen indigene Ausdrücke für homosexuelle Personen.

So gibt es beispielsweise im Arabischen bis heute keinen feststehenden Begriff für Lesben und Schwule. Der religiöse Begriff luti (لوطي, abgeleitet von der biblischen Figur Lots) entspricht etwa dem christlichen Terminus Sodomit und bezeichnet jemanden, der die vom Islam verbotene Handlung des Analverkehrs praktiziert. Er wird jedoch nicht im westlichen Sinn als Name für eine identitär fixierte Minderheit gebraucht. In Ägypten werden Beteiligte der in den 90er Jahren entstandenen Homosexuellenszene von den Medien stattdessen als shadh (شاذ, wörtlich "anormal", "unregelmäßig" oder "unnatürlich"; auch shadh dschinsiyan شاذ جنسيا, "sexuell abnorm") bezeichnet und diffamiert. Es gibt jedoch auch wertfreie Begriffe, die sich vom arabischen Wort mithl مثل ("gleich") ableiten - mithli متلي für Schwule und mithliya مثلية für Lesben -, wobei مثلية auch "Homosexualität" an sich bedeutet. Diese Begriffe werden auch in der arabischen Wikipedia verwendet.

In Ungarn setzt sich zurzeit das Fluchwort buzi als Selbstbenennung von Angehörigen der schwulen Szene durch, obwohl es an sich gar keine Bedeutung hat. Es wird überall dort gebraucht, wo man seinen Ärger darüber Luft machen möchte, dass etwas schief gelaufen ist. Aufgrund seiner spielerischen Konnotationen wird es analog zum englischen Begriff queer verwandt.

In Simbabwe benutzt die 1990 gegründete Organisation GALZ (Gays and Lesbians of Zimbabwe) englische Termini, da die Differenz zwischen einem afrikanischen Konzept gleichgeschlechtlicher Beziehungen und einer westlichen Identität als Lesbe oder Schwuler von den damaligen Gründern, die mehrheitlich weiß und wenig politisiert waren, nicht verstanden wurde und die einzige Alternative in der Landessprache Shona der beleidigende Ausdruck ngochani gewesen wäre. Der Name blieb jedoch auch später erhalten, da internationale Menschenrechte auf der Basis einer sexuellen Identität leichter einzuklagen schienen.

In der afroamerikanischen Bevölkerung der USA hat sich während der 90er Jahre in Abgrenzung von einer weißen Gay-Identität der Begriff Down-Low oder DL herausgebildet. Er leitet sich von der Wendung to be on the down low ("es nicht an die große Glocke hängen") ab. Um auch gleichgeschlechtlich liebende Männer ohne schwule Identität durch HIV-Präventionskampagnen zu erreichen, benutzen Aids-Organisation mittlerweile den neutralen Terminus "Men who have Sex with Men" (MSM). Diese kultur- und kontextsensitive Strategie hat sich mittlerweile auch auf internationalen Konferenzen durchgesetzt.

Homosexualität und Gesellschaft

Häufigkeit von Homosexualität

Schätzungen über die Häufigkeit von Homosexualität variieren beträchtlich und werden durch unterschiedliche, voneinander abweichende Definitionen des Gegenstands kompliziert. Im Allgemeinen identifizieren Bevölkerungsumfragen zwischen einem und zehn Prozent der Bevölkerung als lesbisch oder schwul. Allerdings ist anzunehmen, dass Umfragen durch die soziale Stigmatisierung der Homosexualität und die damit einhergehende Tendenz zum Verschweigen eher nach unten als nach oben verfälscht sind. Der Kinsey-Report stufte 1948 zwischen 90 und 95 Prozent der Bevölkerung als "bis zu einem gewissen Grad bisexuell" ein. Die tatsächliche Häufigkeit von homosexuellem Verhalten hängt aber in hohem Maß von gesellschaftlichen und kulturellen Rahmenbedingungen ab. So gab in einer Studie zur Jugendsexualität, die 1970 vom Hamburger Institut für Sexualforschung durchgeführt wurde, beinahe jeder fünfte der befragten 16- und 17-jährigen Jungen an, gleichgeschlechtliche sexuelle Erfahrungen gemacht zu haben. Zwanzig Jahre später waren es dagegen nur noch zwei Prozent. Dass solche Studien jedoch nur geringen Aussagewert haben, zeigt eine repräsentative BRAVO-Umfrage aus Heft 14/97, die ergeben hat, dass 25 Prozent aller Jungs zwischen 14 und 17 schwule Erfahrungen gemacht haben. Zwei Prozent gaben an, sie seien schwul, 68 Prozent hätten nichts gegen Schwule.

Schattierungen zwischen homo und hetero

Während in Teilen der europäischen Kultur Homosexualität erst in den letzten Jahrzehnten ihre Position als Tabuthema verloren hat und zugleich in manchen Ländern dieses Tabu noch immer sehr stark ist, ist die Frage nach Hetero- beziehungsweise Homosexualität in anderen Kulturen fast unbekannt. Dort wird weniger streng zwischen homo und hetero unterschieden, was der Charakteristik der menschlichen Sexualität eher gerecht werden dürfte als eine schroffe Polarisierung. Die heute unstrittige Tatsache, dass es verschiedene Grade zwischen Homo- und Heterosexualität gibt, hat man Anfang des 20. Jahrhunderts mit dem Begriff der Bisexualität zu fassen versucht. Viele Sexologen vertreten die Ansicht, dass fast jeder Mensch bisexuelle Anteile besitzt, die manchmal mehr, manchmal weniger stark ausgeprägt sind. Sigmund Freud sprach in diesem Zusammenhang von der "angeborenen Bisexualität" des Menschen, während er die ausschließliche Fixierung auf ein Geschlecht als Folge einer Einschränkung der Objektwahl betrachtete. Entsprechend habe die Psychoanalyse aufdecken können, dass alle so genannten Normalen neben ihrer manifesten Heterosexualität ein sehr erhebliches Ausmaß von latenter oder unbewusster Homosexualität erkennen ließen.

Homosexualität und Beruf

Ein besonders Problem ergibt sich für Homosexuelle, die zum Beispiel öffentlich angestellt sind (Lehrer, Politiker), in der Jugendarbeit tätig sind, oder einer Beschäftigung im christlich-religiösen Leben nachgehen (Priester). Homosexuelle LehrerInnen und JugendleiterInnen werden wegen unterstellter Beeinflussung der Kinder in einigen Fällen mit erheblichem Druck abgelehnt. Politiker, die offen zu ihrer Homosexualität stehen, konnten sich erst in jüngerer Zeit profilieren. Bekannte Beispiele dafür sind der Regierende Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit (SPD), dessen Outing in die Sprachkultur einging: Ich bin schwul, und das ist auch gut so oder der Bürgermeister von Hamburg Ole von Beust (CDU). Schwule oder lesbische leitende Angestellte (auch Manager) werden manchmal als kompromittierbar (erpressbar) angesehen. Dass sie daher oft in (Schein-)Eheverhältnissen leben, wird zwar immer wieder in der Literatur erwähnt, ist aber empirisch so nicht nachweisbar. Die Entwicklung innerhalb der Wirtschaft geht dagegen eher in die Richtung, dass Unternehmen gezielt Homosexuelle als Mitarbeiter fördern und unterstützen, um auch in der Belegschaft die Gesellschaft widerzuspiegeln (Diversity Management).

Beschäftigte in der Kirche

Katholische Geistliche mit homosexueller Veranlagung werden zunehmend wahrgenommen, wobei ein homosexueller Lebensstil, wie bei allen kirchlichen Angestellten, jedoch meist als nicht mit dem christlichen Glauben vereinbar angesehen wird. 2005 hat die Amtskirche eine Instruktion veröffentlicht, in der Personen mit „tiefsitzenden homosexuellen Tendenzen“ und Unterstützer einer homosexuellen Kultur als nicht geeignete Kandidaten für ein Weiheamt (Priester, Diakon) angesehen werden. Personen mit leichten homosexuellen Tendenzen (z. B. „Knasthomosexualität“, Teenagererlebnisse) müssen diese mindestens 3 Jahre vor der Diakonweihe überwunden haben. Angestellte der katholischen Kirche, welche eine Lebenspartnerschaft eingehen, werden, vergleichbar zu geschiedenen Kollegen, die erneut heiraten, meist wegen Unvereinbarkeit mit dem Glauben entlassen.

Demgegenüber sind Beschäftigte (auch Pastoren) in den evangelischen Landeskirchen der EKD von einer arbeitsrechtlichen Kündigung oder Disziplinarmassnahme nicht bedroht, wenn sie mit ihrem(r) PartnerIn eine standesamtliche Lebenspartnerschaft eingehen. In einigen Landeskirchen der EKD sind sie sogar besoldungsrechtlich zur Ehe gleichgestellt, was auch in der altkatholischen Kirche der Fall ist.

Bundeswehr

In der Bundeswehr stoßen Homosexuelle noch immer auf Zurückhaltung. Insgesamt hat, nicht zuletzt durch den zunehmenden Anteil von Soldatinnen, die Bundeswehr ihr Bewusstsein für Sexualität weiterentwickeln müssen. Mit dem "Sexualerlass" zur Zentralen Dienstvorschrift (ZDv) 14/3 ist eine Diskriminierung verboten worden. Mit der letzten Änderung im Juli 2004 ist nach jahrzehntelanger Ächtung homosexueller Vorgesetzter, die unter Billigung höchstrichterlicher Rechtsprechung mit Versetzungen und sogar Entlassungen rechnen mussten, ein liberalerer Umgang mit der Sexualität gewählt worden. Mittlerweile setzt sich für die Belange homosexueller Menschen in der Bundeswehr auch der Arbeitskreis homosexueller Angehöriger der Bundeswehr (AHsAB e.V.) ein.

Künftig sind grundsätzlich alle Beziehungsformen in den Privatbereich verwiesen. Homosexuelle Beziehungen können außer Dienst auch innerhalb militärischer Anlagen gepflegt werden, auch spielt der Dienstgrad der Beziehungspartner keine Rolle mehr.

Die Besonderheiten des Lebens in einer Gemeinschaftsunterkunft - verbunden mit einer Einschränkung der Privatsphäre - aber vor allem in Auslandseinsätzen empfinden manche Angehörigen der Bundeswehr jedoch auch zukünftig als Herausforderung. Dies betrifft insbesonders solche Angehörigen, deren engere Freundeskreis ausschließlich aus Heterosexuellen und ungeouteten Homosexuellen (bzw. vermeintlichen Heterosexuellen) besteht.

Geschichte und Homosexualität: Soziale Bewegung und Emanzipation

Schwulenverfolgung

Bis zum Hochmittelalter galt der Analverkehr im christlichen Bereich als Sünde, aber noch nicht als Verbrechen; folglich drohte maximal eine Kirchenbuße und ein zeitweiser Ausschluss von der Eucharistie, aber noch keine weltliche Strafe. Vom 13. Jahrhundert bis zur Aufklärung wurde Analverkehr zwischen Männern dann in fast ganz Europa unter der Bezeichnung "Sodomie" durch weltliche Gesetze mit dem Scheiterhaufen bedroht, hier wird noch von der Sodomiterverfolgung gesprochen. Zu größeren Verfolgungen und jeweils Hunderten von Hinrichtungen kam es während des Spätmittelalters in Norditalien und Spanien sowie während des gesamten 18. Jahrhunderts auch in England, Frankreich und den Niederlanden.

Die Ideen der Französischen Revolution führten in zahlreichen Staaten, die sich am französischen Code Napoléon orientierten, um 1800 herum zur Abschaffung aller Gesetze gegen die "widernatürliche Unzucht" (so etwa in den Niederlanden, im Rheinland und in Bayern, Gesetze gegen die Homosexualität). Preußen wandelte 1794 mit der Einführung des Allgemeinen Landrechts die Todesstrafe in eine Zuchthausstrafe um. 1871 wurde der preußische Paragraph in das Strafgesetzbuch des Deutschen Reichs aufgenommen und als Paragraph 175 in der folgenden Zeit immer häufiger angewandt.

Bis zur Reform des Paragraphen 175 im Jahr 1969 arbeitete die Polizei dabei mit Spitzeln in der schwulen Subkultur und geheimen Rosa Listen, auf denen zahlreiche Namen von homosexuellen Männern verzeichnet waren. Da Homosexualität strafbar war und bis in die 70er Jahre als psychische Erkrankung diagnostiziert wurde, konnten Homosexuelle auch auf unbestimmte Zeit freiheitsentziehend in einer forensischen Psychiatrie untergebracht werden. Ein Beispiel ist die "Behandlung" des britischen Mathematikers Alan Turing im Jahr 1952.

Während der Zeit des Nationalsozialismus wurden ca. 10.000 Schwule in Konzentrationslager verschleppt, wo sie den rosa Winkel tragen mussten. Nur etwa 40 Prozent von ihnen überlebten. Obwohl es kein Gesetz gegen die lesbische Liebe gab, verhaftete die Gestapo auch eine unbekannte Zahl von Frauen wegen ihrer Homosexualität und kennzeichnete sie in den Konzentrationslagern als "Asoziale" mit dem schwarzen Winkel.

In der Bundesrepublik Deutschland bestand der Paragraph 175 bis 1969 in der von den Nazis verschärften Fassung weiter, was vom Bundesverfassungsgericht 1957 als rechtmäßig anerkannt wurde. Erst 1994 fiel er im Zuge der Rechtsangleichung mit der DDR weg.

In vielen Staaten werden Homosexuelle auch heute noch beziehungsweise wieder verfolgt und mit dem Tode bedroht, so etwa in Jamaika, Simbabwe, Namibia, Nepal, Nigeria und zahlreichen islamischen Staaten. In 5 Islamischen Ländern kann die Homosexualität sogar mit dem Tode bestraft werden, Jemen, Iran, Saudi-Arabien, Malediven und Mauretanien. Aber auch im Osten Europas, zum Beispiel in Serbien, Rumänien, Albanien und sogar in manchen der neuen EU-Länder ist die Lage der Menschenrechte zurzeit bedenklich: So werden in Polen und Lettland Demonstrationen für Toleranz gegenüber Schwulen und Lesben von offiziellen Stellen verboten oder teilweise mit massiver Gewalt konfrontiert, die von den Kirchen und rechtsradikalen Nationalisten geschürt wird. In Polen sind in letzter Zeit Forderungen einiger führender Politiker laut geworden, Homosexuelle in Lager zu stecken bzw. aus Polen zu eliminieren. In der UNO versuchen der Vatikan und die islamischen Staaten gemeinsam, schon die Diskussion über die Menschenrechtslage für Schwule und Lesben zu verhindern.

In der Geschichte und in der Gegenwart waren auch Homosexuelle selbst oft große Feinde und Verfolger anderer Homosexueller. So ist bekannt, dass es oft latent Homosexuelle sind, die aus Angst vor dem Bekanntwerden der eigenen Neigung, alle anderen, vor allem sich offen bekennende, Homosexuelle bekämpften und bekämpfen.

Homosexualität und Medizin

AIDS

Zur Emanzipation der Schwulen trug – ebenfalls neben der Öffentlichkeitsarbeit – auch stark die so genannte AIDS-Epidemie zu Beginn der 1980er Jahre bei. Dies klingt zunächst widersprüchlich, da sich AIDS (Acquired Immune Deficiency Syndrome) in den westlichen Ländern, vermutlich aufgrund der höheren Promiskuität und der hohen Ansteckungsgefahr insbesondere bei Analverkehr, zunächst stark in schwulen Kreisen verbreitete.

Durch die von den AIDS-Hilfen und der deutschen Bundesregierung angestoßenen Aufklärungs-Kampagnen geriet das Tabu-Thema Homosexualität aber stärker in den Blick der Öffentlichkeit. Dadurch wurde nicht nur Aufklärung über das HI-Virus und das dadurch ausgelöste Krankheitsbild AIDS erreicht, vielmehr wurde als Vorsichtsmaßnahme für sicherere Sexualpraktiken (Safer Sex) geworben. Dabei konnten auch viele Fehlmeinungen und Vorurteile im gesellschaftlichen Bewusstsein über Schwule und Lesben korrigiert werden. Es lässt sich eine stetig steigende Toleranz in der Bevölkerung gegenüber Homosexualität feststellen. Die moralischen Gesellschaftswerte haben sich verschoben, auch wenn manche Menschen Homosexualität verurteilen oder homosexuelle Menschen abwerten.

Viele Menschen bringen schwule Sexualität automatisch mit AIDS in Verbindung. Schwule sind jedoch nach herrschender medizinischer Ansicht nur dann dieser besonderen Risikogruppe zuzurechnen, wenn sie häufig ungeschützten Analverkehr bzw. Verkehr mit wechselnden Sexualpartnern haben, da die Verletzungs- bzw. Infektionsgefahr bei analer Penetration drastisch höher ist als bei vaginaler Penetration und Promiskuität allgemein dem Risikoverhalten für sexuell übertragbare Krankheiten zuzurechnen ist.

Dass HIV in Deutschland noch immer eine Gefahr ist, belegt das Robert Koch-Institut. Von den neuen Infizierungen mit HIV sind in Deutschland in den letzten 36 Monaten 60% der Betroffenen homosexuell. Die Infizierung von rein Heterosexuellen liegt bei 3%. (Epidemiologisches Bulletin, 30. September 2005)

Homosexualität und Biologie - Homosexuelles Verhalten unter Tieren

Homosexuelles Verhalten ist unter Vögeln und Säugetieren weit verbreitet. Es lässt sich beispielsweise unter den Zwergschimpansen beobachten, die nicht nur, was für Menschenaffen ungewöhnlich ist, über eine matriarchale Gesellschaftsstruktur verfügen, sondern auch eine vollständig bisexuelle Tierart sind. Obwohl das auch für die Männchen gilt, sind die Bonobos vor allem für ihren Lesbianismus bekannt.

Einige Trauerschwäne Australiens bilden darüber hinaus sexuell aktive männliche Paare, die entweder Nester stehlen oder zeitweilige Dreierbeziehungen mit Weibchen eingehen, um in den Besitz von Eiern zu gelangen. Sobald die Eier gelegt sind, wird das Weibchen vertrieben. Ihr gemeinsamer Nachwuchs erreicht das Erwachsenenalter dabei häufiger als derjenige von gemischtgeschlechtlichen Paaren.

Im Zoo von Bremerhaven (Deutschland) leben momentan drei homosexuelle Paare von Pinguinen.

Homosexualität und Transgender

Homosexualität wird oft mit Transgender und Transsexualität in Verbindung gebracht; es handelt sich aber um zwei grundsätzlich verschiedene Phänomene. Bei der Homosexualität geht es um den gewünschten Partner, bei Transgender um das Empfinden der eigenen Geschlechtlichkeit. Diese Verwechslung hat mehrere Gründe:

  • Hirschfeld fasste Homosexuelle und Transgender als ein Drittes Geschlecht zusammen; diese Idee vom Dritten Geschlecht hat sich, wenn nicht in der Wissenschaft, so doch sozial bis mindestens in die 1970er Jahre gehalten. Heute werden als Queer beide Gruppen beziehungsweise alle Menschen, die gegen heteronormative Regeln verstoßen, verstanden.
  • Sozial war die lesbisch-schwule Subkultur oft der einzige Ort, an dem Transgender in ihrem empfundenen Geschlecht akzeptiert wurden.
  • Da sich ein großer Teil der Transgender zu einem anderen als dem empfundenen Geschlecht hingezogen fühlt, führt dies oft zu Beziehungen mit Menschen gleichen anatomischen Geschlechts, die dann zwar subjektiv als heterosexuell empfunden werden, nach außen aber homosexuell wirken.

Vor allem letzteres ist der Grund, warum die Verwendung des Wortes homosexuell problematisch ist, wenn einer der Partner Transgender ist. Was nach äußerlichen oder anatomischen Kriterien homosexuell (=gleichgeschlechtlich) wäre, empfinden einer oder beide Partner unter Umständen heterosexuell – oder natürlich umgekehrt.

Service und Hilfe für homosexuelle Menschen

Lobbyverbände für Lesben und Schwule

  • Lesben- und Schwulenverband in Deutschland - größte Bürgerrechts-, Selbsthilfe- und Wohlfahrtsorganisation für Lesben und Schwule in Deutschland.
  • BEFAH - Bundesverband der Eltern, Freunde und Angehörigen von Homosexuellen.
  • Lambda - Schwullesbischer Jugendverband Deutschlands

Beratungsstellen

Es gibt in sehr vielen Städten Rosa Telefone, um betroffene Menschen und Angehörige zu beraten. Die älteste Beratungseinrichtung (seit 1971) ist die "Schwulenberatung im DGSS-Institut" (überregional, täglich und ganztägig, auch persönlich nach Anmeldung: Düsseldorf, Tel. [0211] 354591, www.sexologie.org, schwulenberatung@sexologie.org). Die Beratung erfolgt anonym. Die meisten haben bundeseinheitlich die Nummer 19446.

Des Weiteren gibt es auch häufig Coming-out-Gruppen, auch speziell für Jugendliche.

In einigen Städten gibt es auch so genannte Überfalltelefone für Opfer antihomosexueller Gewalt. Die meisten haben bundeseinheitlich die Nummer 19228.

Eine große Bedeutung hat mittlerweile die Onlineberatung. Sie wird von verschiedenen Trägern angeboten.

siehe auch


Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Homosexualität aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.