Lipodystrophie

Aus HomoWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Die druckbare Version wird nicht mehr unterstützt und kann Darstellungsfehler aufweisen. Bitte aktualisiere deine Browser-Lesezeichen und verwende stattdessen die Standard-Druckfunktion des Browsers.

Bei Lipodystrophie werden zwei verschiedene Effekte bezeichnet:

  1. Fettaufbau (Bierbauch und Stiernacken), was besonders auf die Verwendung von Protease-Hemmern zurückzufüheren ist.
  2. Fettabbau ("Schwabbelhintern" und Storchenbeine), was besonders auf die Verwendung von Reverse Transcriptase Inhibitoren zurückzuführen ist.

Während der Fettaufbau noch eine vergleichsweise erträgliche ästhetische Belastung ist, ist der Fettabbau eine das psychische Wohlbefinden deutlich schädigende ästhetische Belastung.

Da bekanntlich bei Schwulen die Schönheit das primäre Selektionsmerkmal ist, stellt eine deutliche ästhetische Belastung ein ernsthaftes Problem dar: Positive haben es ohnehin schwerer, einen Partner zu finden. (Die Gründe sind vielschichtig: Ein Grund ist die Oberflächlichkeit der Schwulenszene. Wer sehr oberflächlich ist, mag nur Fun und möchte mit Krankheit und Leid möglichst nicht konfrontiert werden. Weiters ist vielen immer noch nicht bewußt, daß bei Einhaltung der Safeness wohl kaum ein Risiko einer HIV-Infektion besteht. Weiters ist den meisten immer noch nicht bewußt, daß falsch negative Partner, die gerade frisch infiziert sind, aufgrund der maximalen Virenlast das höchste Ansteckungsrisiko darstellen.). Wenn durch die HAART dann auch noch die Schönheit sehr leidet, dann ist die Chance für den Positiven, einen Partner zu finden, sehr gering.

Fettabbau

Der Fettabbau hängt insbesondere mit der mitochondrialen Toxizität der Reverse Transcriptase Inhibitoren zusammen: Da die Mitochondrien auch eine RNA (ohne Korrekturmechanismen) besitzen, sind diese gegen RNA-toxische Medikamente wie den NRTIs besonders empfindlich. Muskelzellen und Fettzellen besitzen die meisten Mitochondrien. Gehen die Mitochondrien (i.e. das Kraftwerk der Zelle) zugrunde, dann geht auch die Zelle ein.

Besonders anfällig sind die Fettzellen am Hintern, was zu dem gefürchteten sog. "Schwabbelhintern" führt. Dieser stellt eine besonders starke ästhetische Beeinträchtigung dar. Besonders häufig tritt dieses Phänomen bei den älteren NRTIs wie AZT, DDC, DDI, d4T auf.

Abhilfe

Gegen den Fettabbau gab es diverse Studien, die einerseits ein Wechsel zu anderen NRTIs oder eine Gabe von Uridin zum Thema hatten. Der Wechsel zu anderen NRTIs brachte leichte Erfolge zur Bekämpfung des Fettabbaus. HIV-Buch schreibt dazu:"Die wichtigste Intervention ist das Absetzen der für die mitochondriale Toxizität verantwortlichen NRTIs. In randomisierten Studien führte der Ersatz von D4T durch Alternativ-NRTIs zu einer leichten, langsam einsetzenden, aber objektivierbaren Besserung der Lipoatrophie (McComsey 2004, Martin 2004, Moyle 2005). Hingegen führte ein Switch von PIs zu NNRTIs in mehreren Studien nicht zu einer Besserung der Lipoatrophie. Dies unterstreicht die wesentliche Rolle der mitochondrialen Toxizität in der Pathogenese des Fettwastings."[1][2][3] Die Gabe von Uridin brachte in den ersten 24 Wochen eine deutliche Verbesserung. HIV-Buch schreibt dazu: "In der prospektiven, randomisierten, placebo-kontrollierten Multicenter Studie ACTG 5229 wurde die Effektivität von Uridin bzgl. Verbesserung einer manifesten Lipoatrophie bei HIV-infizierten Patienten unter ART mit Thymidinanaloga untersucht. Während sich zu Woche 24 noch eine signifikante Zunahme des subkutanen Fettgewebes im Uridin-Arm verglichen mit dem Placebo-Arm zeigte, konnte in Woche 48 kein signifikanter Unterschied mehr zwischen den beiden Studienarmen festgestellt werden (McComsey 2010)." [4]

Weblinks

Seite des aktuellen HIV-Buchs 2010; Kapitel "Mitochondriale Toxizität"

Informativer aber eindeutig "Pro-Uridin" Artikel

Informativer aber eindeutig "Anti-Uridin" Blog

Referenzierungen

  1. McComsey GA, Ward DJ, Hessenthaler SM, et al. "Improvement in lipoatrophy associated with highly active antiretroviral therapy in human immunodefi-ciency virus-infected patients switched from stavudine to abacavir or zidovudine: the results of the TARHEEL study." Clin Infect Dis 2004, 38:263-70.
  2. Martin A, Smith DE, Carr A et al. "Reversibility of lipoatrophy in HIV-infected patients 2 years after switching from a thymidine analogue to abacavir: the MITOX Extension Study." AIDS 2004, 18:1029-36.
  3. Moyle GJ, Sabin CA, Cartledge J, et al. "A randomized, comparative trial of tenofovir DF or abacavir as replacement for a thymidine analogue in persons with lipoatrophy." AIDS 2006, 20: 2043-50.
  4. McComsey GA, OŽRiordan M, Setzer B, Lebrecht D, Baron E, Walker UA. "Uridine supplementation in HIV lipoatrophy: pilot trial on safety and effect on mitochondrial indices." Eur J Clin Nutr 2008; 62:1031-7.