Gottfried von Bismarck: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Gottfried Alexander Leopold Graf von Bismarck-Schönhausen''' (* [[19. September]] [[1962]] in [[Uccle]], [[Belgien]]; † [[30. Juni]] [[2007]] in [[London]]) war ein deutscher Unternehmer und Ururenkel des Reichskanzlers [[Otto von Bismarck]].
'''Gottfried Alexander Leopold Graf von Bismarck-Schönhausen''' (* [[19. September]] [[1962]] in [[Uccle]], [[Belgien]]; † [[30. Juni]] [[2007]] in [[London]]) war Unternehmer und Ururenkel des Reichskanzlers [[w:Otto von Bismarck|Otto von Bismarck]]. Er wird als charismatischer und freundlicher [[Dandy]] beschrieben.
 
Dort war er für seinen extravaganten Lebensstil und seine Partys bekannt, bei denen er manchmal auch in Lederhosen auftrat.


== Familie ==
== Familie ==
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== Ausbildung ==
== Ausbildung ==
Bismarck wuchs in Deutschland und in der Schweiz auf. Er besuchte das Internat Louisenlund in Schleswig-Holstein und legte sein Abitur im Schweizer Internat Zuoz ab. Er studierte am [[w:Christ Church College|Christ Church College]] in [[Oxford]] (England) Wirtschaft, Philosophie und Politik. Dieses Studium musste er vorzeitig abbrechen und setzte sein Studium in den 1980ern in Deutschland fort. Seinen Master machte er an der ''USC Annenberg School for Communication'' der [[w:University of Southern California|University of Southern California]] in Los Angeles.<ref name="kielinger2"/><ref>[http://www.welt.de/wams_print/article1007816/Die_Bismarcks.html Die Bismarcks], Die Welt, 8. Juli 2008</ref><ref name="taube-wams"/>
Bismarck wuchs in Deutschland und in der Schweiz auf. Er besuchte das Internat Louisenlund in Schleswig-Holstein und legte sein Abitur im Schweizer Internat Zuoz ab, welches er als "aristokratische Besserungsanstalt" beschrieb. Er sammelte Erfahrung an der New Yorker Börse und studierte dann ab 1983 am [[w:Christ Church College|Christ Church College]] in [[Oxford]] (England) Wirtschaft, Philosophie und Politik. Dieses Studium musste er 1986 vorzeitig abbrechen und setzte sein Studium in Deutschland fort. Seinen Master machte er an der ''USC Annenberg School for Communication'' der [[w:University of Southern California|University of Southern California]] in Los Angeles.<ref name="kielinger2"/><ref>[http://www.welt.de/wams_print/article1007816/Die_Bismarcks.html Die Bismarcks], Die Welt, 8. Juli 2008</ref><ref name="taube-wams"/><ref>[http://www.telegraph.co.uk/news/main.jhtml?xml=/news/2007/07/04/db0402.xml ''Count Gottfried von Bismarck''], Telegraph.co.uk, 4. Juli 2007, Version vom 20. Mai 2008</ref>


== Unternehmer ==
== Unternehmer ==
1989 arbeitete er für die Deutsche Treuhand in Berlin, 1991 war er ihr Beauftragter in Kroatien. In den 1990ern finanzierte er eine kleine britische Mediengesellschaft, welche Kontrolle über ein staatliches Filmgelände in Usbekistan erwerben wollte und westliche Filmemacher ermuntern dort günstig Filme zu drehen. In den 1990ern war er auch zeitweilig Berater der kroatischen Regierung. 1999 zog er nach London und wurde zum Co-Direktor des Medienimperiums Telemonde von [[w:en:Kevin Maxwell|Kevin Maxwell]] - Sohn von [[w:Robert Maxwell|Robert Maxwell]] ernannt, welches sich zwei Jahre später wieder von ihm trennte. 2002 schlitterte Telemonde hoch verschuldet in ein peinliches Insolvenzverfahren.<ref name="Kielinger">Thomas Kielinger: [http://www.welt.de/vermischtes/article994878/Ein_Londoner_Dandy_wie_er_im_Buche_steht.html Gottfried Graf von Bismarck tot - Ein Londoner Dandy, wie er im Buche steht], welt.de, 3. Juli 2007</ref> Am 20. Oktober 2004, dem Eröffnungstag eines Jahreskongresses über die Zukunft der Hedgefonds hielt er eine Grundsatzrede zum Thema  "Sich Einklinken in den Einzelhandelsmarkt - große Chance oder potenzielle Gefahr? Die Fallstudie Deutschland." In London war er zuletzt Direktor der von ihm mitgegründeten Finanzierungsgesellschaft AIM Partners.<ref name="taube-wams"/>
1989 arbeitete er für die Deutsche Treuhand in Berlin, 1991 war er ihr Beauftragter in Kroatien. In den 1990ern finanzierte er eine kleine britische Mediengesellschaft, welche Kontrolle über ein staatliches Filmgelände in Usbekistan erwerben wollte und westliche Filmemacher ermuntern dort günstig Filme zu drehen. In den 1990ern war er auch zeitweilig Berater der kroatischen Regierung. 1999 zog er nach London und wurde zum Co-Direktor des Medienimperiums Telemonde von [[w:en:Kevin Maxwell|Kevin Maxwell]] - Sohn von [[w:Robert Maxwell|Robert Maxwell]] - ernannt, welches sich zwei Jahre später wieder von ihm trennte. 2002 schlitterte Telemonde dann hoch verschuldet in ein peinliches Insolvenzverfahren.<ref name="Kielinger">Thomas Kielinger: [http://www.welt.de/vermischtes/article994878/Ein_Londoner_Dandy_wie_er_im_Buche_steht.html Gottfried Graf von Bismarck tot - Ein Londoner Dandy, wie er im Buche steht], welt.de, 3. Juli 2007</ref> Am 20. Oktober 2004, dem Eröffnungstag eines Jahreskongresses über die Zukunft der Hedgefonds hielt er eine Grundsatzrede zum Thema  "Sich Einklinken in den Einzelhandelsmarkt - große Chance oder potenzielle Gefahr? Die Fallstudie Deutschland." In London war er zuletzt Direktor der von ihm mitgegründeten Finanzierungsgesellschaft AIM Partners.<ref name="taube-wams"/>


== Privatleben - Partlöwe ==
== Privatleben - Partlöwe ==
Bismarck lebte offen schwul, galt als Exzentriker und Partylöwe war daher immer wieder in der Regenbogenpresse präsent. Schon in seiner Studienzeit in Oxford war er für seinen extraavaganten Lebensstil und seine Partys bekannt, bei denen er manchmal in Lederhosen auftrat. Englische Medien nannten ihn liebevoll-spöttisch „The Count“.
Bismarck lebte offen schwul, galt als Exzentriker und Partylöwe war daher immer wieder in der Regenbogenpresse präsent. Schon in seiner Studienzeit in Oxford war er für seinen extraavaganten Lebensstil und seine Partys bekannt, bei denen er manchmal in Lederhosen auftrat.<ref>[http://www.nzz.ch/2007/07/04/vm/newzzF3PWL93U-12.html Graf Gottfried von Bismarck gestorben], Neue Züricher Zeitung, 4. Juli 2007</ref> Englische Medien nannten ihn liebevoll-spöttisch „The Count“.


In Erinnerung blieben auch zwei Todesfälle in seiner Umgebung. Olivia Channon, die 22-jährige Tochter von Industrieminister Paul Channon, erstickte im Jahr 1986 in Oxford in Bismarcks Bett nach Heroinkonsum an ihrem eigenen Erbrochenen. Im August 2006, stürzte der 38-jährige Anthony Casey von der Terrasse der Londoner Wohnung Bismarcks am Draycott Place in Chelsea zu Tode; zu diesem Zeitpunkt soll eine Party in Bismarcks Wohnung stattgefunden haben. In beiden Fällen ging man von Unglücksfällen aus.<ref>Thomas Burmeister/DPA: [http://www.stern.de/lifestyle/leute/:Bismarcks-Fluch-Zweite-Leiche-Ururenkel/568561.html "Bismarcks Fluch" - Zweite Leiche bei Ururenkel], stern.de, 25. August 2006</ref>
In Erinnerung blieben auch zwei Todesfälle in seiner Umgebung. Olivia Channon, die 22-jährige Tochter von Industrieminister Paul Channon, erstickte im Jahr 1986 in Oxford in Bismarcks Bett nach Heroinkonsum an ihrem eigenen Erbrochenen.<ref name="burmeister">Thomas Burmeister/DPA: [http://www.stern.de/lifestyle/leute/:Bismarcks-Fluch-Zweite-Leiche-Ururenkel/568561.html "Bismarcks Fluch" - Zweite Leiche bei Ururenkel], stern.de, 25. August 2006</ref> Der Vater beorderte seinen Sohn aus Oxford zurück und ließ ihn eine Entziehungskur machen.<ref name="lubecker">[http://www.ln-online.de/artikel/2419210/F%FCrstin_von_Bismarck_fordert_h%E4rtere_Strafen_f%FCr_Drogendealer.htm Fürstin von Bismarck fordert härtere Strafen für Drogendealer], Lübecker Nachrichten, 2. Juli 2008</ref> Im August 2006, stürzte der 38-jährige Anthony Casey von der Terrasse der Londoner Wohnung Bismarcks am Draycott Place in Chelsea zu Tode; zu diesem Zeitpunkt soll eine Party in Bismarcks Wohnung stattgefunden haben. In beiden Fällen ging man von Unglücksfällen aus.<ref name="burmeister"/>


== Tod und Informationspolitik ==
== Tod und Informationspolitik ==
Gottfried von Bismarck starb mit 44 Jahren am Samstag, den 30. Juni 2007 und wurde am Montag, dem 2. Juli 2007 in seiner Wohnung in London tot aufgefunden.<ref name="taube-wams">Dagmar von Taube: [http://www.welt.de/wams_print/article1007815/Gottfried_war_einfach_anders.html Diese Woche wurde Gottfried Graf von Bismarck in seiner Londoner Wohnung tot aufgefunden. Es gab viele Spekulationen um seinen Tod. Sein Vater sagt, wie es wirklich war - "Gottfried war einfach anders"], Welt am Sonntag, 8. Juli 2007</ref> Am 12. Juli wurde er im engsten Familienkreis im Privatmausoleum der Familie Bismarck im [[w:Sachsenwald|Sachsenwald]] bei [[w:Friedrichsruh|Friedrichsruh]] beigesetzt.  
Gottfried von Bismarck starb mit 44 Jahren am Samstag, den 30. Juni 2007 und wurde am Montag, dem 2. Juli 2007 in seiner Wohnung in London tot aufgefunden.<ref name="taube-wams">Dagmar von Taube: [http://www.welt.de/wams_print/article1007815/Gottfried_war_einfach_anders.html Diese Woche wurde Gottfried Graf von Bismarck in seiner Londoner Wohnung tot aufgefunden. Es gab viele Spekulationen um seinen Tod. Sein Vater sagt, wie es wirklich war - "Gottfried war einfach anders"], Welt am Sonntag, 8. Juli 2007</ref> Am 12. Juli wurde er im engsten Familienkreis im Privatmausoleum der Familie Bismarck im [[w:Sachsenwald|Sachsenwald]] bei [[w:Friedrichsruh|Friedrichsruh]] beigesetzt.  


Am Tage nach seinem Tod wurde von der Familie bekanntgegeben, dass er seit vielen Jahren wegen Epilepsie in Behandlung gewesen sei.<ref name="Kielinger"/> Einen Tag später kam der Verdacht auf, Drogenkonsum - speziell Heroin - könnte beim Tod eine Rolle gespielt haben, da neben dem Toten eine große Menge an Drogen gefunden wurde.<ref name="kielinger2">Thomas Kielinger: [http://www.welt.de/welt_print/article998639/Starb_Gottfried_von_Bismarck_an_Heroin.html Das Leben des Ururenkels des Eisernen Kanzlers war von Tragik umwittert. Jetzt ermittelt die Polizei zu seiner Todesursache - Starb Gottfried von Bismarck an Heroin?], Die Welt, 5. Juli 2007</ref> Dies veranlasste seinen Vater zur zur Stellungnahme, dass er an keiner Überdosis Heroin - welches er nie genommen habe -  starb, und die tatsächliche Todesursache laut Obduktion Herzversagen aufgrund eines schweren epileptischen Anfalls die wirkliche Todesursache gewesen sei. Gottfried von Bismarck sei seit dem Teenageralter Epileptiker gewesen und musste regelmäßig Medikamente nehmen. Die Familie wusste aber auch, dass er Alkohol und Drogen konsumierte, vor allem Kokain. Im April 2007 sei Gottfried für sechs Wochen freiwillig in eine Entzugsklinik gegangen und jetzt clean gewesen. In der Wohnung sollen sich zum Todeszeitpunkt kein Alkohol und keine Drogen befunden haben.<ref>Dagmar von Taube: [http://www.morgenpost.de/printarchiv/panorama/article208513/Es_gab_keine_Ueberdosis.html "Es gab keine Überdosis"], Berliner Morgenpost, 8. Juli 2007</ref><ref name="taube-wams"/> Im Oktober 2007 wurden die Ergebnisse der gerichtlichen Untersuchung bekannt. Laut Untersuchungsrichter Paul Knapman starb Gottfried an übermäßigem Kokain-Konsum. Zuletzt soll er sich stündlich Kokain gespritzt haben, der Gerichtsmediziner hatte noch nie zuvor so hohe Dosen an Drogen in einem Körper gefunden. Gottfried war nach der Untersuchung auch [[HIV-positiv]].<ref>Ag.: [http://diepresse.com/home/leben/mensch/335920/index.do Gottfried von Bismarck: Der Graf erlag einer Überdosis], diepresse.com, 10. Oktober 2007</ref>
Am Tage nach seinem Tod wurde von der Familie bekanntgegeben, dass er seit vielen Jahren wegen Epilepsie in Behandlung gewesen sei.<ref name="Kielinger"/> Einen Tag später kam der Verdacht auf, Drogenkonsum - speziell Heroin - könnte beim Tod eine Rolle gespielt haben, da neben dem Toten eine große Menge an Drogen gefunden wurde.<ref name="kielinger2">Thomas Kielinger: [http://www.welt.de/welt_print/article998639/Starb_Gottfried_von_Bismarck_an_Heroin.html Das Leben des Ururenkels des Eisernen Kanzlers war von Tragik umwittert. Jetzt ermittelt die Polizei zu seiner Todesursache - Starb Gottfried von Bismarck an Heroin?], Die Welt, 5. Juli 2007</ref> Dies veranlasste seinen Vater zur zur Stellungnahme, dass er an keiner Überdosis Heroin - welches er nie genommen habe -  starb, und die tatsächliche Todesursache laut Obduktion Herzversagen aufgrund eines schweren epileptischen Anfalls die wirkliche Todesursache gewesen sei. Gottfried von Bismarck sei seit dem Teenageralter Epileptiker gewesen und musste regelmäßig Medikamente nehmen. Die Familie wusste aber auch, dass er Alkohol und Drogen konsumierte, vor allem Kokain. Im April 2007 sei Gottfried für sechs Wochen freiwillig in eine Entzugsklinik gegangen und jetzt clean gewesen. In der Wohnung sollen sich zum Todeszeitpunkt kein Alkohol und keine Drogen befunden haben.<ref>Dagmar von Taube: [http://www.morgenpost.de/printarchiv/panorama/article208513/Es_gab_keine_Ueberdosis.html "Es gab keine Überdosis"], Berliner Morgenpost, 8. Juli 2007</ref><ref name="taube-wams"/> Im Oktober 2007 wurden die Ergebnisse der gerichtlichen Untersuchung bekannt. Laut Untersuchungsrichter Paul Knapman starb Gottfried an übermäßigem Kokain-Konsum. Zuletzt soll er sich stündlich Kokain gespritzt haben, der Gerichtsmediziner hatte noch nie zuvor so hohe Dosen an Drogen in einem Körper gefunden. Gottfried war nach der Untersuchung auch [[HIV-positiv]] und litt an [[Hepatitis-B]] und [[Hepatitis-C|-C]].<ref>Ag.: [http://diepresse.com/home/leben/mensch/335920/index.do Gottfried von Bismarck: Der Graf erlag einer Überdosis], diepresse.com, 10. Oktober 2007</ref><ref>[http://www.welt.de/vermischtes/article1251792/Ueberdosis_fuehrte_zum_Tod_des_Grafen_Bismarck.html Überdosis führte zum Tod des Grafen Bismarck], welt.de, 10. Oktober 2007</ref> Ein Jahr nach dem Tod veröffentlichte seine Mutter Elisabeth einen offenen Brief. In diesem berichtete sie, dass Gottfried seit dem 14. Lebensjahr, angefangen mit Haschisch, Drogen genommen hatte und zuletzt kokainsüchtig gewesen sei. Sie forderte darin auch härtere Strafen für Drogendealer.<ref name="lubecker"/><ref>Britta Stahlberg: [http://www.welt.de/hamburg/article2141361/Elisabeth_Fuerstin_von_Bismarck_leidet_noch_immer.html Todestag - Elisabeth Fürstin von Bismarck leidet noch immer], welt.de, 24. Juni 2008</ref>


== Weblinks ==
== Weblinks ==
* [http://www.nzz.ch/2007/07/04/vm/newzzF3PWL93U-12.html Nachruf aus der NZZ]
* [http://www.telegraph.co.uk/news/main.jhtml?xml=/news/2007/07/04/db0402.xml ''Count Gottfried von Bismarck''], Telegraph.co.uk, 4. Juli 2007, Version vom 20. Mai 2008
* [http://www.focus.de/panorama/welt/london_aid_65419.html Nachruf im Focus]
* Dagmar von Taube: [http://www.welt.de/wams_print/article1007815/Gottfried_war_einfach_anders.html Diese Woche wurde Gottfried Graf von Bismarck in seiner Londoner Wohnung tot aufgefunden. Es gab viele Spekulationen um seinen Tod. Sein Vater sagt, wie es wirklich war - "Gottfried war einfach anders"], Welt am Sonntag, 8. Juli 2007
* [http://www.telegraph.co.uk/news/main.jhtml?xml=/news/2007/07/04/db0402.xml ''Count Gottfried von Bismarck''], Nachruf auf [[The Daily Telegraph|Telegraph.co.uk]] vom 4. Juli 2007


== Quellen ==
== Quellen ==

Version vom 2. Januar 2009, 20:46 Uhr

Gottfried Alexander Leopold Graf von Bismarck-Schönhausen (* 19. September 1962 in Uccle, Belgien; † 30. Juni 2007 in London) war Unternehmer und Ururenkel des Reichskanzlers Otto von Bismarck. Er wird als charismatischer und freundlicher Dandy beschrieben.

Familie

Bismarck war der zweite Sohn von Ferdinand Graf von Bismarck (* 1930) und dessen Gattin Elisabeth, einer in Belgien geborenen Gräfin Lippens (* 1939). Sein älterer Bruder ist der Politiker Carl-Eduard von Bismarck. Der jüngere Bruder Gregor arbeitet als Filmproduzent in London oder Italien und Schwester Vanessa, die Jüngste, lebt in New York und ist Partner in der PR-Firma Bismarck-Phillips Communications.

Ausbildung

Bismarck wuchs in Deutschland und in der Schweiz auf. Er besuchte das Internat Louisenlund in Schleswig-Holstein und legte sein Abitur im Schweizer Internat Zuoz ab, welches er als "aristokratische Besserungsanstalt" beschrieb. Er sammelte Erfahrung an der New Yorker Börse und studierte dann ab 1983 am Christ Church College in Oxford (England) Wirtschaft, Philosophie und Politik. Dieses Studium musste er 1986 vorzeitig abbrechen und setzte sein Studium in Deutschland fort. Seinen Master machte er an der USC Annenberg School for Communication der University of Southern California in Los Angeles.[1][2][3][4]

Unternehmer

1989 arbeitete er für die Deutsche Treuhand in Berlin, 1991 war er ihr Beauftragter in Kroatien. In den 1990ern finanzierte er eine kleine britische Mediengesellschaft, welche Kontrolle über ein staatliches Filmgelände in Usbekistan erwerben wollte und westliche Filmemacher ermuntern dort günstig Filme zu drehen. In den 1990ern war er auch zeitweilig Berater der kroatischen Regierung. 1999 zog er nach London und wurde zum Co-Direktor des Medienimperiums Telemonde von Kevin Maxwell - Sohn von Robert Maxwell - ernannt, welches sich zwei Jahre später wieder von ihm trennte. 2002 schlitterte Telemonde dann hoch verschuldet in ein peinliches Insolvenzverfahren.[5] Am 20. Oktober 2004, dem Eröffnungstag eines Jahreskongresses über die Zukunft der Hedgefonds hielt er eine Grundsatzrede zum Thema "Sich Einklinken in den Einzelhandelsmarkt - große Chance oder potenzielle Gefahr? Die Fallstudie Deutschland." In London war er zuletzt Direktor der von ihm mitgegründeten Finanzierungsgesellschaft AIM Partners.[3]

Privatleben - Partlöwe

Bismarck lebte offen schwul, galt als Exzentriker und Partylöwe war daher immer wieder in der Regenbogenpresse präsent. Schon in seiner Studienzeit in Oxford war er für seinen extraavaganten Lebensstil und seine Partys bekannt, bei denen er manchmal in Lederhosen auftrat.[6] Englische Medien nannten ihn liebevoll-spöttisch „The Count“.

In Erinnerung blieben auch zwei Todesfälle in seiner Umgebung. Olivia Channon, die 22-jährige Tochter von Industrieminister Paul Channon, erstickte im Jahr 1986 in Oxford in Bismarcks Bett nach Heroinkonsum an ihrem eigenen Erbrochenen.[7] Der Vater beorderte seinen Sohn aus Oxford zurück und ließ ihn eine Entziehungskur machen.[8] Im August 2006, stürzte der 38-jährige Anthony Casey von der Terrasse der Londoner Wohnung Bismarcks am Draycott Place in Chelsea zu Tode; zu diesem Zeitpunkt soll eine Party in Bismarcks Wohnung stattgefunden haben. In beiden Fällen ging man von Unglücksfällen aus.[7]

Tod und Informationspolitik

Gottfried von Bismarck starb mit 44 Jahren am Samstag, den 30. Juni 2007 und wurde am Montag, dem 2. Juli 2007 in seiner Wohnung in London tot aufgefunden.[3] Am 12. Juli wurde er im engsten Familienkreis im Privatmausoleum der Familie Bismarck im Sachsenwald bei Friedrichsruh beigesetzt.

Am Tage nach seinem Tod wurde von der Familie bekanntgegeben, dass er seit vielen Jahren wegen Epilepsie in Behandlung gewesen sei.[5] Einen Tag später kam der Verdacht auf, Drogenkonsum - speziell Heroin - könnte beim Tod eine Rolle gespielt haben, da neben dem Toten eine große Menge an Drogen gefunden wurde.[1] Dies veranlasste seinen Vater zur zur Stellungnahme, dass er an keiner Überdosis Heroin - welches er nie genommen habe - starb, und die tatsächliche Todesursache laut Obduktion Herzversagen aufgrund eines schweren epileptischen Anfalls die wirkliche Todesursache gewesen sei. Gottfried von Bismarck sei seit dem Teenageralter Epileptiker gewesen und musste regelmäßig Medikamente nehmen. Die Familie wusste aber auch, dass er Alkohol und Drogen konsumierte, vor allem Kokain. Im April 2007 sei Gottfried für sechs Wochen freiwillig in eine Entzugsklinik gegangen und jetzt clean gewesen. In der Wohnung sollen sich zum Todeszeitpunkt kein Alkohol und keine Drogen befunden haben.[9][3] Im Oktober 2007 wurden die Ergebnisse der gerichtlichen Untersuchung bekannt. Laut Untersuchungsrichter Paul Knapman starb Gottfried an übermäßigem Kokain-Konsum. Zuletzt soll er sich stündlich Kokain gespritzt haben, der Gerichtsmediziner hatte noch nie zuvor so hohe Dosen an Drogen in einem Körper gefunden. Gottfried war nach der Untersuchung auch HIV-positiv und litt an Hepatitis-B und -C.[10][11] Ein Jahr nach dem Tod veröffentlichte seine Mutter Elisabeth einen offenen Brief. In diesem berichtete sie, dass Gottfried seit dem 14. Lebensjahr, angefangen mit Haschisch, Drogen genommen hatte und zuletzt kokainsüchtig gewesen sei. Sie forderte darin auch härtere Strafen für Drogendealer.[8][12]

Weblinks

Quellen