Lesben- und Schwulenbewegung: Unterschied zwischen den Versionen

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Die '''Lesben- und Schwulenbewegung''' ist eine soziale Bewegung, deren Entstehung durch den [[Stonewall Inn|Stonewall]]-Aufstand vom 28. Juni 1969 in [[New York]] katalysiert wurde. Ihr unmittelbarer Vorläufer war die Homophilenbewegung der 50er und 60er Jahre.
Die '''Lesben- und Schwulenbewegung''' ist eine soziale Bewegung, deren Entstehung durch den [[Stonewall Inn|Stonewall]]-Aufstand vom 28. Juni 1969 in [[New York]] katalysiert wurde. Ihr unmittelbarer Vorläufer war die Homophilenbewegung der 50er und 60er Jahre.


Bei der [[Lesbisch|Lesben]]- und [[Schwul|Schwulen]]-bewegung handelt es sich um eine Identitätsbewegung, die durch ihr öffentliches Auftreten die symbolische Repräsentation von [[Homosexualität]] zu verändern versucht. In den USA geschah dies vor allem durch die Aneignung von nicht negativ konnotierten Begriffe wie [[Gay]] und Lesbian, die im Gegensatz zu Schimpfwörtern wie [[Queer]] standen, aber auch defensive Selbstbezeichnungen wie "Homophile" ersetzten.
Ausführliche Version in der [[w:Lesben- und Schwulenbewegung|Wikipedia]].
 
In Deutschland eignete sich die vorwiegend studentisch geprägte Schwulenbewegung der frühen 70er Jahre den Begriff "schwul" an, um dieser Bezeichnung den Schimpfwortcharakter zu nehmen, aber auch um die Öffentlichkeit zu einer Auseinandersetzung mit ihren Vorurteilen zu provozieren. Eine ähnliche Strategie wird in den USA seit den 90er Jahren durch die Aneignung des Begriffes ''Queer'' verfolgt.
 
==Geschichte==
 
In New York bildete sich unmittelbar nach dem [[Stonewall Inn|Stonewall]]-Aufstand im Juni 1969 die Gay Liberation Front (GLF). Als erste Organisation, die bereit war, in offener Konfrontation für die Befreiung von [[Schwul]]en und [[Lesbisch|Lesben]] einzutreten, markierte die GLF und der ihr vorausgegangene [[Stonewall Inn|Stonewall]]-Aufstand eine völlig neue Qualität. Mit der Sichtbarmachung von Lesben und Schwulen legte sie eine Grundlage für alle späteren Liberalisierungen, obwohl ihre Ziele über die Integration einer Minderheit weit hinausgingen.
In Deutschland gilt die Uraufführung des Films ''Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt'' (BRD 1970, Regie: [[w:Rosa von Praunheim|Rosa von Praunheim]] bei den Berliner Filmfestspielen 1971 als Initialzünder der Schwulenbewegung. Noch im selben Jahr gründeten sich die Homosexuelle Aktion Westberlin (HAW) und die ''Rote Zelle Schwul'' (ROTZSCHWUL) in [[Frankfurt]]. 1972 wurde in Münster die erste Schwulendemo in der Geschichte der Bundesrepublik durchgeführt.
 
1973/74 kam es zu einer wichtigen Strategiediskussion in der Schwulenbewegung, dem so genannten Tuntenstreit. Der Konflikt brach beim Pfingsttreffen 1973 in West-Berlin aus. Als bei der Abschlussdemonstration mit über 700 Teilnehmer die aus Frankreich und Italien angereisten Schwulen in Frauenkleidern auftraten, kam es zum Eklat, der sich schließlich zur HAW-internen Strategiedebatte ausweitete. Ergebnis war die Spaltung in einen "integrationistischen" Flügel aus orthodoxen Marxisten und der radikalen Fraktion der Feministen.
 
Ab 1977 bildeten sich im Umfeld der Berliner AHA (Allgemeine Homosexuelle Arbeitsgemeinschaft) verschiedene Gruppen, die in gesellschaftliche Großorganisationen hineinwirken wollten. So entstand am Rande des Evangelischen Kirchentags 1977 die Ökumenische Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche ([[HuK]]), es entstanden der Arbeitskreis Homosexualität in der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (heute ver.di), die [[Schwusos]] und der Bundesarbeitskreis Homosexualität der damals noch F.D.P.-nahen Jungdemokraten (1980). Ebenfalls Ende der siebziger Jahre entstand die schwule Lehrergruppe in der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft. Als erstes offizielles Parteigremium wurde im Landesverband Berlin der FDP 1981 ein Arbeitskreis Homosexualität gegründet, dessen aktive Mitglieder jedoch im November 1982 aus der FDP austraten.
 
Die 80er Jahre waren in der Bundesrepublik vor allem durch eine Institutionalisierung der Lesben- und Schwulenbewegung geprägt. 1982 entstand der [[Lesbenring]] als Dachorganisation lesbischer Frauen und 1986, als dessen schwules Pendant, der Bundesverband Homosexualität (BVH). In den bundesdeutschen Studierendenvertretungen (ASten) wurden ab 1981 fast überall so genannte Autonome Lesben- und [[Schwulenreferat]]e eingerichtet, die von den lesbischen und schwulen Vollversammlung an den Hochschulen und Universitäten gewählt werden.
 
Allein zwischen Dezember 1980 und Mai 1986 hat sich die Zahl der lesbisch-schwulen Emanzipationsgruppen von etwa 148 auf 416 erhöht. Ein zweites Novum war die Organisierung eines jährlichen [[CSD|Christopher Street Day]], um an den [[Stonewall Inn|Stonewall]]-Aufstand zu erinnern. Der erste CSD fand 1983 in Berlin statt.
 
In der zweiten Hälfte der 80er Jahre warf die Immunschwächekrankheit [[AIDS]] ihren Schatten über die Schwulenbewegung. Zum einen starben in den folgenden Jahren zahlreiche prominente Aktivisten; zum anderen ging es nun darum, eine repressive Gesundheitspolitik abzuwehren, wie sie vor allem der bayerische Innenpolitiker [[w:Peter Gauweiler|Peter Gauweiler]] voranzutreiben versuchte. So hatte dieser 1986 die Einrichtung von Internierungslagern für Aids-Kranke gefordert.
 
Trotz ihrer Erfolge in der Aids-Politik, die Homosexualität als Thema in die breite Öffentlichkeit trug und als Folge der AIDS-Debatte die Einstufund der Unsittlichkeit von Homosexualität fiel, geriet die Schwulenbewegung gegen Ende der 80er Jahre in eine Sinnkrise, die sie mit fast allen anderen sozialen Bewegungen teilte. Viele zogen sich enttäuscht aus der Bewegung zurück. Aufgrund dieser Tendenzen erklärten einige ehemalige Aktivisten die Schwulenbewegung 1989 für gestorben.
 
 
Anfang der 90er Jahre explodierte die Zahl der Teilnehmer/innen an den bundesdeutschen [[CSD]]s (in Berlin etwa 500.000 Personen). Gleichzeitig schwand die aktive Beteiligung an klassischen politischen Emanzipationsgruppen. Stattdessen entstanden Anfang der 90er Jahre zahlreiche Freizeitvereine mit unpolitischer Ausrichtung.
 
 
Nach der Auflösung des BVH im Jahr 1997 ist der [[LSVD]], der in Leipzig als SVD gegründet wurde, mit ca. 3 000 Mitgliedern heute die größte homosexuelle Bürgerrechtsorganisation in Deutschland.
 
==Neuere Entwicklungen==
Seit Mitte der 1990er haben die Bemühungen der schwul-lesbischen Aktivisten zu schrittweisen Fortschritten bei der rechtlichen Gleichstellung von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften in mehreren europäischen Ländern, in Canada und in Neuseeland geführt. In Deutschland existiert seit 2001 das Institut der [[Eingetragene_Lebenspartnerschaft|eingetragenen Lebenspartnerschaften]], welches vor allem für binationale Paare eine Verbesserung gebracht hat. Mit der Novelle im Jahre 2004 zum Lebenspartnerschaftsgesetz erfolgte mit Ausnahme steuer- und beamtenrechtlicher Bereiche eine weitergehende Gleichstellung zur Ehe und die Einführung der [[Stiefkindadoption]] in Deutschland. 
 
==Siehe auch==
*[[w:Gesetze zur Homosexualität|Gesetze zur Homosexualität]]
*[[Homosexualität]]
 
==Weblinks==
*[http://gigi.x-berg.de/stonewall Stonewall was a riot!] - Entstehung der modernen Lesben- und Schwulenbewegung in den USA
*[http://www.gaystation.info/history/ Geschichte der Schwulen- und Lesbenbewegung] (1897 bis Heute)
*[http://www.schwulesmuseum.de/ Schwules Museum] (Berlin)


{{Aus der Wikipedia}}
{{Aus der Wikipedia}}
[[Kategorie:Bewegungen]]
[[Kategorie:Bewegungen]]

Aktuelle Version vom 8. November 2006, 23:11 Uhr

Die Lesben- und Schwulenbewegung ist eine soziale Bewegung, deren Entstehung durch den Stonewall-Aufstand vom 28. Juni 1969 in New York katalysiert wurde. Ihr unmittelbarer Vorläufer war die Homophilenbewegung der 50er und 60er Jahre.

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