Berufsschwuler
Als Berufsschwuler wird normalerweise jemand bezeichnet, der sich im Rahmen seiner meist bezahlten Arbeitstelle per Definition für die Antidiskriminierung, Beratung und Gleichberechtigung einsetzt. Die sexuelle Orientierung der betreffenden Person spielt nicht unbedintgt eine Rolle. Manchmal werden auch Leute nur deshalb so bezeichnet, weil ihre Homosexualität sehr bekannt ist. Dann wird es in abwertender Form gebraucht. Für die meist ehrenamtlichen Mitarbeiter der Bewegung gibt es den Begriff der Bewegungsschwester.
Dass in Deutschland der Abgeordnete Volker Beck und der Filmemacher Rosa von Praunheim als Berufschwule bezeichnet werden ist relativ verständlich. Wegen seiner Rolle in der Lindenstraße ist es beim Schauspieler Georg Uecker noch halbwegs verständlich. Wenig verständlich und meist abwertend gemeint wird es für den Berliner Bürgermeister Klaus Wowereit verwendet.
Der in der österreichischen SoHo als Vorsitzender aktive Günther Tolar bezeichnet sich selbt als keinen Berufsschwulen, da er auch andere Qualitäten hat und zu anderen Themen veröffentlicht[1]. Steffen Tendler, der früher beim Rostocker Verein Rat + Tat mitgearbeitet hat bezeichnet sich als ehemaliger öffentlicher Berufsschwuler[2].
Der heterosexuelle Heinz Uth, Kriminalhauptkommissar a. D. beim Polizeipräsidenten Berlin und ausserhalb der Niederlande der einzige offizielle Ansprechpartner für gleichgeschlechtliche Lebensweisen in einer Polizeibehörde beschreibt sich selbt als Quasi-"Berufsschwuler"[3][4].
Berufsschwuchtel wird immer in abwertender und beleidigender Form verwendet und verstanden.
In der rechten, der FPÖ nahestenden Zeitung Zur Zeit bezeichnete der Autor Dimitrij Grieb - enger Mitarbeiter des FPÖ-EU-Abgeordneten Mölzer - im August 2007 den Life-Ball-Organisator Gerry Keszler als Berufsschwuchtel[5]. Keszler klagte wegen Beleidigung, und Grieb wurde in erster Instanz freigesprochen. Er hatte sich damit verteidigt, dass Keszler jeman sei der "jemand ist, der ständig seine geschlechtliche Orientierung zur Schau trägt wie ein Adelsprädikat", es als "Stilmittel der Übertreibung" und "umgangssprachlich im Kontext" zu sehen sei. Weiters meinte er: "Keszler gehört zu den obersten Zehntausend der Society. Damit muss er leben." Die Richterin begründete in ihrem Freispruch, dass die Bezeichnung zweifellos eine Beschimpfung und der gesamte Artikel "böse gegen Homosexuelle geschrieben" sei. Sie sei aber "zu wenig beleidigend, um die Meinungsfreiheit außer Kraft zu setzen" und Grieb habe nicht den Rahmen der freien Meinungsäusserung verlassen, welche heutzutage sehr hoch gehalten wird. Weiters stehe Keszler "massiv in der Öffentlichkeit", "und ein Mensch, der so in der Öffentlichkeit steht, muss sich auch öffentliche Kritik gefallen lassen".[6][7]
Quellen
- ↑ Günter Tolar im Interview, Rainbow.Online (aw), 9/2005
- ↑ Steffen Tendler: K(l)eine CSD- Schelte (st.), steffenhro.blogspot.com, 22. Juli 2007
- ↑ Heinz Uth: Homosexualität und Polizei, Opfer / Täter / Angebote / Gewalt gegen Schwule und Lesben, in der Reihe: Dokumente lesbisch-schwuler Emanzipation des Fachbereichs für gleichgeschlechtliche Lebensweisen Nr. 15, Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Sport, 1996, Stand: 22. Juli 2007
- ↑ Fred Hasselmann: KOPF DES TAGES - Heinz Uth, Schwulenbeauftragter bei der Polizei, Berliner Zeitung, 16. November 1995, Seite 4
- ↑ Dimitrij Grieb: Die Homoletten-Opfer-Lüge, Zur Zeit, Nr. 29–30/2007, 20. Juli—2. August 2007
- ↑ "Berufsschwuchtel" für Wiener Gericht von Meinungsfreiheit gedeckt, vienna.at, 15. Januar 2008
- ↑ Urteil: FPÖ Politiker darf Gery Keszler als "Berufsschwuchtel" bezeichnen, rainbow.at, 16. Januar 2008