Harry Wieder

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Harry Wieder (1953 - 27. April 2010) war ein bekannter und umtriebiger Aktivist in New York.

In seinem Facebook-Eintrag beschrieb er sich als „disabled, gay, Jewish, leftist, middle aged dwarf who ambulates with crutches and whose parents were Holocaust survivors. For those who don’t know me I am not making this up.“ („körperbehinderter, schwuler, jüdischer, linker Zwerg mittleren Alters, welcher mit Krücken geht und dessen Eltern Holocaust-Überlebende sind. Für jene, welche mich nicht kennen: Ich erfinde das nicht.“[1]

Der etwa 1,20 Meter große Wieder war das einzige Kind von Holocaust-Überlebenden und wurde mit Achondroplasie geboren. Aufgewachsen ist er in Forest Hills, Queens, New York City. Mit 17 Jahren unterzog er sich einer Wirbelsäulenoperation und war seitdem auf Krücken oder einen Rollstuhl angewiesen.[2][3] Sein Grundständiges Studium absolvierte er an der New York Univeristy, woch er auch Griechische Literatur studierte und in Aristophanes Stück Die Frösche auftrat. Rechtswissenschaft studierte er an der Temple University, wobei es jodoch mit etwas Bitterkeit nach einem Disput mit einem schwierigen Fakultätsmitglied endete. Danach schaffte er die Anwaltsprüfung nicht.

In den 1980er Jahren war er eine imposante Erscheinung bei den Versammlungen von ACT UP. Daneben arbeitete er bei Queer Nation und Housing Works mit.[4] Er war die Gründer, Vorstandmitglied[5] und Hauptstütze der 504 Democrats, einem politischen Club der für Behindertenrechte arbeitet und sich nach einem Abschnitt des federal code mandating public accommodations for physically-challenged Americans aus dem Jahre 1973 benannt hat. Weiters engagierte er sich bei Disabled in Action, und in der Coalition for a District Alternative (CoDA).[6] Er war auch langjähriges Mitglied der Gay and Lesbian Independent Democrats (GLID)[5] und warb für das jährlich im Sommer stattfindende Fresh Fruit LGBT International Cultural Festival in Manhattan. Über zehn Jahre arbeitete im Manhattan Community Board 3 (CB3), welches für die Nachbarschaften Alphabet City, East Village, Lower East Side, Chinatown und Two Bridges zuständig ist.[1] Er setzte sich die meisten Wachstunden seines erwachsenen Lebens für LGBT-Rechte, sichere Sozialwohnungen, Gesundheitswesen, Verkehrswesen, Zugang für Behinderte und hunderte lokale linke Anliegen ein. Zuletzt war er nahezu taub und lebte in einem Heim für Taube in East Village.[2]

Während der letzten Jahre war er auch interessiert mehr über die chinesische Kultur und die Geschichte von Chinatown zu erfahren. Er verbrachte beträchtliche Zeit und bei jedem Wetter durch das Viertel zu wandern oder zu fahren um die Angelegenheiten der Community besser kennen zu lernen und traf dann seine Entscheidungen mit Erfahrungen aus erster Hand.[7]

Einen großen Einfluß in der Entwicklung seines Denkens und Verhaltens spielte Presentation of Self in Everyday Life von Erving Goffman einen bedeutenden Einfluss.[4] Er war fest entschlossen, das was ihm an Größe fehlte durch Menge wett zu machen: In langen E-Mails an gewählte Vertreter und in glühenden Diskussionen bei öffentlichen Anhörungen oder Besprechungen des Community Board. Manchmal besuchte er während eines Tages sieben oder acht Besprechungen, selbst wenn er während ein oder zwei vorübergehend einnickte. Seine Freunde scherzten, dass er einen Clone haben müsse. „Er war unmöglich, er war liebenswürdig, und fest entschlossen die Zuneigung zu bekommen, die fällig war.“ („He was impossible; he was lovable, and determined to get the affection he was due.“) „Petrelis, get on your knees and hug me“ („Petrelis, geh auf die Knie und umarm mich“), pflegte er zu seinem Freund Michael Petrelis zu sagen, einem befreundeten Schwulenaktivist. Zuneigung, in den meisten Bekanntschaften üblicherweise dargebracht in der Form von gehauchten Luftküssen, brauchten - wie alles in seinem Leben - Anstrengungen. Er beklagte aber nie, beispielsweise wie schwer es für ihn war zu gehen. Durch die Stadt fuhr er per Handsteuerung, zuletzt mit einem ramponierten Buick Regal. Er hatte seine Vorteile, von denen er jeden mögliche nützte. Die Krücken zum Gehen erfüllten gelegentlich einen doppelten Zweck als Schlagstock, wenn er fühlte, dass er nicht gehört wurde. Marvin Wasserman, langjähriger Verbündeter und gelegentliches Opfer erzählte: „If he wanted your attention, he would hit you in the shin with his crutch. Sometimes he’d aim a little higher.“ („Wenn er deine Aufmerksamkeit wollte, schlug er mit seiner Krücke gegen dein Schinbein. Manchmal zielte er etwas höher.“)[8] Als er wegen seiner Größe bei einem Love-Inn einer Queering in Streets-Demonstartin ausgeschlossen wurde, protestierte er indem er den Reißverluß einer viel größeren Person öffnete von der er ignoriert worden war. (Er erreicht bei dieser Person gerade in diese Höhe.)[4]

Dominic Pisciotta, Leiterin des CB3 sagte über ihn: „Er war der ultimative Community-Aktivist. Er war eine echte Plage - aber wir liebten ihn.“[3]

Am 27. April 2010 verließ er nach der monatlichen Besprechung das CB3 um 21:45, wollte die Essex Street zwischen den Kreuzungen Houston und Stanton Street überqueren um zu seinem Wagen zu gelangen. Der Umweg über die Kreuzung wäre sehr beschwerlich für ihn gewesen.[7] Zwischen zwei Autos trat er auf die Straße. Dort wurde er von einem nach Norden fahrenden Taxi angefahren. Der Taxifahrer hatte ihn nicht gesehen. Er wurde noch in das Bellevue Hospital gebracht, wo er später für tot erklärt wurde. Er hinterläßt seine 86-jährige Mutter Charlotte Wieder, die einzige lebende Verwandte. Am 30. April 2010 wurde er in Queens begraben.[1][8]

Literatur

  • Betty Adelsen: The Lives of Dwarfs: Their Journey from Public Curiosity Toward Social Liberation, Rutgers University Press, 2005, ISBN 0-8135-3548-4, S. 330-332
  • Jimmy Breslin: Artikel in New York Newsday, 1993
  • James Wagner: Harry Wieder (1953-2010), 29. April 2010

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 Paul Schindler: Harry Wieder Struck By Taxi, Killed, Gay City News - chelseanow.com, 29. April 2010
  2. 2,0 2,1 Kirsten Fleming, Lukas I. Alpert: Activist fatally struck by cab on LES, New York Post, 28. April 2010
  3. 3,0 3,1 Christina Boyle: East Side neighborhood mourns community leader killed by cab, 29. April 2010
  4. 4,0 4,1 4,2 Betty Adelsen: The Lives of Dwarfs: Their Journey from Public Curiosity Toward Social Liberation, Rutgers University Press, 2005, ISBN 0-8135-3548-4, S. 330-332
  5. 5,0 5,1 Carylon B. Maloney: Gay and Lesbian Democratic Club. 25th Annyversary, Originalveröffentlichung: Congressional Record, 17. Juni 1999, S. E1308; in:
    Robert B. Marks Ridinger (Hrsg.): Speaking for our lives: historic speeches and rhetoric for gay and lesbian rights (1892-2000), Routledge, 2004, ISBN 1-56023-175-0, S. 758
  6. Albert Amateau: Harry Wieder, C.B. 3 member, is killed by cab after board meeting, downtown express, Vol 22, Nr. 51, 30. April - 6.Mai 2010
  7. 7,0 7,1 Well known activist and community board member - Harry Weider - dead at 57, www.ccrcnyc.com, 29. April 2010
  8. 8,0 8,1 Susan Dominus: Remembering the Little Man Who Was a Big Voice for Causes, The New York Times, 30. April 2010