Harmen Meyndertsz van den Bogaert
Harmen Meyndertsz van den Bogaert wurde im Jahr 1612 in Holland geboren und kam als einer der ersten niederländischen Siedler um 1630/31 nach Nieuw Amsteldam, dem späteren New York. Van den Bogaert war ein einflussreicher Bewohner der niederländischen Kolonie am Hudson. Er war als Arzt ("surgeon-barber"), Handels- und Entdeckungsreisender, wohl auch als Pirat und schließlich als "Commisary of stores for Fort Orange" in der Nähe des heutigen Albany (NY) tätig. Er war verschiedener indianischer Sprachen mächtig und gab sogar Wörterbücher heraus. Sein Bericht über die Erforschung des Manhattaner Umlandes ("A Journey into Mohawk and Oneida Country, 1634-1635: The Journal of Harmen Meyndertsz van den Bogaert") ist noch heute eine viel zitierte Quelle in der amerikanischen Geschichtsforschung. Er hatte eine Frau geheiratet und war Vater von vier Kindern geworden.
Im Jahr 1647 wurde entdeckt, dass Harmen Meyndertsz van den Bogaert ein sexuelles Verhältnis mit seinem Diener Tobias hatte. Die beiden Männer wurden in flagranti erwischt.
Damit war van den Bogaert der erste Mann in New York, dessen homosexuelle Handlungen aktenkundig geworden sind.
Harmen Meyndertsz van den Bogaert und Tobias flüchteten. Tobias wurde nach fünf Tagen gefasst; über sein weiteres Schicksal ist nichts bekannt. Der Waldläufer Hans Vos wurde mit der weiteren Suche nach von den Bogaert beauftragt und führte damit die wohl erste amerikanische Kopfgeldjagd durch.
Van den Bogaert fand bei einem Irokesen-Stamm unterschlupf. Dort hatte er offenbar nichts zu befürchten. Homosexuelle Handlungen waren für die Irokesen nichts Ungewöhnliches. Im Jahr 1776 berichtete ein französischer Jesuit über einen Irokesen-Stamm: "Es gibt Männer, die sich nicht schämen Frauenkleidung zu tragen und den Beschäftigungen der Frauen nachzugehen, was zu einer Verderbtheit führt, die ich nicht ausdrücken kann. Sie behaupten, dass dieses Verhalten aus ihrer Religion herrührt. Diese weibischen Männer heiraten nicht und geben sich den schändlichsten Leidenschaften hin."
In einem Langhaus, dass den Irokesen-Indianer als Kornspeicher diente, kam es zu einem Schusswechsel zwischen von den Bogaert und Vos. Van den Bogaert versuchte ein Ablenkungsmanöver und legte Feuer. Vos fing seinen Mann dennoch und brachte ihn zurück nach Fort Orange. Dort floh van den Bogart aus dem Gefängnis. Als er die Eisdecke des Hudson zu überqueren versuchte, fiel er in eine Eisspalte und ertrank.
Van den Bogaerts Besitz auf Manhattan wurde verkauft und der Erlös den Indianern, die den Verlust ihres Gebäudes nebst Inhalt beklagten, zugesprochen.
Quellen
- Russell Shorto, New York – Insel in der Mitte der Welt, 2005
- Tobias Seamon, The Morning News, Online-Ausgabe vom 27.03.2007, The Strange Case of Harmen Meyndertsz van den Bogaert, Part Two