Beratungsstelle Courage

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Courage (Eigenschreibweise: COURAGE) ist eine österreichische Partner-, Familien- und Sexualberatungsstelle mit den Schwerpunkten gleichgeschlechtliche und Transgender-Lebensweisen, Beziehungen und Sexualität sowie Gewalt und sexuelle Übergriffe. Die Beratungsstelle wird vom Bund, der Stadt Wien und dem Land Niederösterreich gefördert und ist die erste nach dem Familienberatungsförderungsgesetz anerkannte Einrichtung dieser Art.

Geschichte

Courage wurde im Jahre 1999 gegründet und berät kostenlos und anonym vor allem Lesben, Schwule, Bisexuelle, TransGenderPersonen und ihre Angehörigen. Trotz Spezialisierung steht Courage allen Menschen mit Anliegen, Fragen und Problemen zur Verfügung. In den ersten 5 Jahren ihres Bestehens hat das Team über 5.000 Menschen beraten. Inzwischen ist Courage sehr etabliert, so dass viele Sozialinstitutionen, Beratungsstellen, Einrichtungen des Gesundheitswesens, Ärzte, Pädagogen und andere bei Fragen und Problemen der Sexuellen Orientierung und der geschlechtlichen Identität die KlientInnen an Courage weiterleiten. Seit September 2009 wurden weitere Beratungsstellen in Graz und Innsbruck geöffnet.

Grundhaltungen der Courage

Sexualität ist eine jedem Menschen mitgegebene Kraft. Diese äußert sich von Geburt an bis zum Tod. Sie zeigt sich unter vielen verschiedenen Ausdrucksformen: der Wunsch, in den Armen gehalten zu werden; jemanden küssen; liebkost werden; einander begehren; lustvoll genießen; Kinder zeugen und in die Welt setzen; sich gegenseitig Zuneigung und Anerkennung schenken; sich aneinander und am Leben freuen; sich mit Kraft und Eifer für etwas einsetzen....

Sexualität ist damit weit mehr als bloß Genitalität. Flirten, Verliebtsein, sexuelle Erregung, Schmusen, Liebkosen, ineinander Eindringen, Selbstbefriedigung...; all dies sind - neben vielen anderen Varianten - lebendige Zeichen und Ausdrucksformen der menschlichen Sexualität.

Sexualität und Fortpflanzung können daher nicht ohne weiteres gleichgesetzt werden. Sexualität ist eine biologische, psychische und sozial bestimmte Erlebnisdimension des Menschen. In der sexuellen Kommunikation geht es auch um psychosoziale Grundbedürfnisse nach Nähe, Angenommensein, Geborgenheit, Vertrauen, Sicherheit, Intimität, Liebe… In diesem Sinn hat der Beziehungsaspekt – zu mir selbst und anderen – in der Sexualität eine besondere Bedeutung.

Sexualität ist in einem ganzheitlichen Sinn zu verstehen: als eine wichtige Form menschlicher Kommunikation, als Körper- und Beziehungssprache, als Ausdrucksform menschlicher Intimität und Liebesfähigkeit.

Sexualität ist eine Energie, die den ganzen Menschen betrifft und die in viele seiner Wünsche, Gedanken, Fantasien, Entscheidungen und Handlungen mit hineinspielt.

Heterosexualität und Homosexualität sind aus der Sicht der heutigen Sexualwissenschaften verschiedene Ausprägungen und somit gleichwertige Entwicklungsvarianten der einen vielgestaltigen menschlichen Sexualität.

Jeder Mensch ist sowohl zu homo- als auch heteroerotischen Gefühlen fähig. Die entscheidende Frage ist, welcher Anteil überwiegt. Dementsprechend spricht die Sexualforschung von der im jeweiligen Menschen veranlagten GeschlechtspartnerInnen-Orientierung.

Sexualität ist eine Kraft, die der Mensch mit seinen Gefühlen und mit seinem freien Willen in der Begegnung mit sich selbst und mit anderen gestalten lernen muss.


Arbeit

Das Team besteht aus Frauen und Männern aus den Fachbereichen Partner-, Familien-, Lebens- und Sexualberatung, , Psycho- und Sexualtherapie, Psychologie, Sozialarbeit, Pädagogik, Theologie, Psychiatrie und Neurologie, Rechtswissenschaften, Mediation, Supervision und Coaching und wird von Johannes Wahala geleitet.

Courage ist österreichweit tätig sowie international vernetzt. COURAGE bietet persönliche, telefonische und online Beratung an. Es werden therapeutische Gruppen für homo- und bisexuelle Männer („OASE“) und Frauen („SAPPHO“) sowie begleitete Selbsthilfegruppen für Jugendliche und junge Erwachsene („Coming In“), Väter und ihre Angehörigen („PapasInMotion“) sowie Eltern und Angehörige („Eltern bleiben Eltern“) angeboten. Informationen über die aktuell laufenden Gruppen finden sich auf der Homepage der Beratungsstelle COURAGE. Außerhalb der Beratung sind die MitarbeiterInnen auch in der Aufklärungs- und Bildungsarbeit, mit dem Ziel der gesellschaftliche Aufklärung und Sensibilisierung in den Themen Sexualität, sexuelle Orientierungen, geschlechtliche Identitäten, Geschlechtsrollen und Beziehungen, Homophobie und Gewalt, psychische und physische Gesundheit tätig und werden öfters zu Kongressen, Podiumsdiskussionen und Vorträgen eingeladen, als auch von Medien kontaktiert. Als dritter Arbeitsbereich werden Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen für Fachpersonal, sowie Supervision im Schwerpunktthema angeboten. Courage ist auch eine vom Bund anerkannte Ausbildungseinrichtung des Gesundheits- und Sozialwesens und bietet in diesem Rahmen Praktikumsplätze für StudentInnen der Psychotherapie und Sozialarbeit an.

Im Konkreten befasst sich die Beratungsstelle vor allem mit folgenden Problembereichen:

  • Fragen und Unsicherheiten zur sexuellen Orientierung und geschlechtlichen Identität
  • Coming-out Prozesse (auch in heterosexuellen Partnerschaften und Ehen, inklusive Mediation)
  • Gleichgeschlechtliche und transGender Lebensweisen (z. B. Partnerschaften, Ängste vor Diskriminierungen, Mobbing am Arbeitsplatz, Älterwerden etc.)
  • Beratung von Eltern und Angehörigen Homosexueller, Bisexueller und transGender Personen, die sich anfangs vielfach mit ihren Fragen, Ängsten und Schuldgefühlen allein gelassen fühlen
  • Probleme und Konflikte in Beziehungen und Sexualität
  • sexuelle Fragen und Probleme
  • Partnerschafts- und Eheprobleme
  • Familienkonflikte
  • Gewalt, Missbrauch und sexuelle Übergriffe
  • Einsamkeit und Isolation
  • HIV/AIDS – Prävention (Safer Sex etc.)
  • Begleitung HIV-positiver und/oder deren PartnerInnen, Eltern sowie Angehörige
  • Männerberatung: Rollenklischees; Umgang mit Macht, Konflikten, Aggression und Gewalt; Fragen bzw. Probleme zur männlichen Sexualität
  • Erziehungsprobleme und Generationskonflikte
  • Ablösungs-, Trennungs- und Trauerprozesse
  • beruflichen Schwierigkeiten (Mobbing, Diskriminierung etc.)
  • Lebenskrisen und Sinnfragen
  • Gesundheitsfragen

Geforscht wird in den Bereichen

  • Homosexualität / Bisexualität: Lebensweisen, Vorurteile, Einsichten
  • Prähomosexuelle Kindheiten
  • Bedeutung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften
  • Homosexualität und Geschlechtsrollenverhalten
  • Kinder in gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaften
  • Coming-out-Prozesse (in Partnerschaften / Ehen)
  • Schwule und Lesben im Internet
  • Hintergründe von Barebacking
  • Spezifische Interaktion zwischen Homosexualität und psychischen Störungen
  • Selbstmordgefährdung bei Homosexuellen
  • Transsexualität / Transidentität: Begleitung und Behandlung
  • Gewalt in Sexualität u. Beziehungen
  • Spezifische Lebensrealitäten männlicher Sexarbeiter


Beratungsangebote

  • Einzelpersonen/Paare/Familien
  • Gruppen: Selbsthilfe/Selbsterfahrung/Therapie
  • Krisenintervention
  • Psychotherapeutische/psychologische Beratung
  • Sozialberatung
  • Gesundheitsvorsorge/medizinische Abklärungen
  • Information/Vermittlung psychotherapeutischer/medizinischer/sozialer Angebote
  • Rechtsberatung
  • Mediation bei Coming-out-Prozessen in Partnerschaften und Ehen
  • Supervision im Schwerpunkt


Träger

Bis Ende 2002 fungierte die Österreichische Gesellschaft für Sexualforschung als Gründungs- und Trägerverein der Beratungsstelle Courage. Jetzt ist der Trägerverein das Österreichische Institut für Beziehungs- und Sexualforschung. Dieser arbeitet und forscht in enger Kooperation mit der Österreichischen Gesellschaft für Sexualforschung.

Unterstützungskomitee

Im mit bekannten Persönlichkeiten besetzten Unterstützungskomitee, das helfen soll die Gleichwertigkeit und somit die Gleichstellung von homo- und heterosexuellen Lebensweisen und Lebensentwürfen zu fördern sind unter anderem:

Weblinks