SM
SM kann vieles bedeuten, und des einen SM ist des anderen nicht. Was den einen erregt, törnt den anderen ab, egal ob es nun aktiv oder passiv geschieht. Aber nicht nur von der Sache her gibt es Unterschiede, auch über die Terminologie gibt es keinen Konsens. Wer sich auf dem Internet als Sklave anbietet, meint oft etwas ganz anderes als der, der dort einen Sklaven sucht.
Sprachverwirrung
Die folgenden Wortpaare geben Gegensätze an, die mit SM zu tun haben, aber ihre Bedeutung schwankt, und Versuche, die Terminologie zu normieren, scheitern regelmäßig.
- Top / Bottom
- Meister / Sklave
- Sadist / Masochist
- dominant / submissiv
- aktiv / passiv
Es wäre vergeblich, hier Standard-Definitionen vorzuschlagen. Sie würden sich nicht durchsetzen. Des einen Sklave ist des anderen Masochist. Oder eben gerade nicht.
Diese häufig vorkommenden Wortpaare suggerieren, dass SM jedenfalls etwas mit Gegensätzen, mit Machtgefälle zu tun hat. Selbst das ist nicht unbedingt der Fall: auch wenn gar kein Gegensatz vorliegt, wenn etwa zwei gleichberechtigte Partner sich gegenseitig geilen Schmerz zufügen, kann die Rede von SM sein.
Hetero- und Homo-SM
Sofern SM etwas mit Machtgefälle zu tun hat, ergibt sich die Frage, ob SM in heterosexuellen Beziehungen das gleiche sein kan wie in homosexuellen.
Männer untereinander kennen Machtgefälle aus Männerorganisationen wie der Armee, dem Gefängniswesen oder dem katholischen Klerus. Der eine hat mehr Macht als der andere, weil sie ihm gegeben ist oder weil er sie erworben hat, aber im Prinzip wären die Rollen austauschbar. Man ist Mann, und man versteht den anderen wie man sich selbst versteht. In homosexuellen SM-Aktivitäten werden die aus den Männerorganisationen bekannten Muster, Werte, Symbole und Rituale verwendet.
Das Verhältnis Mann-Frau dagegen ist geprägt duch uralte biologische, in JAhrtausenden in die Kultur eingebaute Ungleichheit und des Machtgefälles innerhalb der Ehe. Jeder trägt diese kulturelle Erblast mit sich, wobei die Rollen eben prinzipiell nicht austauschbar sind. Ein Mann kan eine Frau nicht so verstehen wie er andere Männer versteht, wie gut er es auch meint.
Darum wird hier Homo-SM besprochen ohne jeglichen Anspruch der Verallgemeinerbarkeit.
Fragebogen
Da das inhaltliche und terminologische Problem erkannt wird, zirkulieren auf Internet und in Szenekneipen Fragebögen, die helfen sollen, die persönlichen Vorlieben, Wünsche, Verlangen und Tabus unmissverständlich klar zu machen. Die meisten dieser Fragebögen kommen nicht hinaus über die Auflistung von Techniken (Blasen, Faustfick, Bondage), Hilfsmitteln (Maske, Dildos, Peitschen) und Fetischen (Leder, Gummi), haben aber die Neigung, sich immer weiter zu verästeln (Fesseln aus Leder, höchstens 5 cm breit im Gegensatz zu Fesseln aus Gummi, rot, mit gelbem Rand). Dieselbe Entwicklung ist übrigens auch bei Hanky-Codes zu beobachten.
Dimensionen
Hilfreicher ist es, verschiedenen Dimensionen zu unterscheiden, die bei jedem einzelnen mehr oder weniger stark ausgeprägt sein können:
- Bondage
- Schmerz
- Bestrafung
- Entblößung
- Erniedrigung
- Dienst
- Fetisch
Diese Dimensionen sind voneinander unabhängig. Für den einen spielt Schmerz bei SM eine unverzichtbare Rolle, für den anderen ist Schmerz völlig unwichtig oder gar unakzeptabel. Der eine muss dienen oder bedient werden, ein anderer findet beides nur lächerlich. Für einen ist Fesselung (Bondage) das Ziel, für einen anderen nur ein Mittel (zum Beispiel zur Bestrafung), für wieder einen anderen het es mit SM nichts zu tun.
Man kann sagen, dass von SM die Rede ist, wenn einige, aber nicht notwendigerweise alle dieser Dimensionen ausgeprägt sind. Partner, die miteinander SM betreiben wollen, müssen sich also zunächst darauf einigen, um welche Dimensionen es eigentlich gehen soll. Erst wenn man weiss, dass z.B. Bondage für beide wichtig ist, hat es Zweck, sich über die genaue Art der Fesseln zu verständigen.