Isadora Duncan
Isadora Duncan, eigentlich Angela Duncan(geboren, 27.07.1878, San Francisco; 13.09.1927, Nizza) US-amerikanische Tänzerin
Angela Duncan kommt als Tochter einer aus Irland in die USA eingewanderten Familie in San Francisco (Kalifornien) zur Welt. Doch sie kehrt nach kurzer Zeit zusammen mit ihrer Familie nach Europa zurück. Die Ehe der Eltern zerbricht und Angela wächst zusammen mit drei Geschwistern bei ihrer Mutter auf, die als Musiklehrerin arbeitet. Die Umstände sind ärmlich und außer einer musischen Ausbildung kann die Mutter ihren Kindern nichts mit auf den Weg geben.
Die Scheidung der Eltern trifft die kleine Angela sehr und prägt sie lebenslang. Die Ehe ist für sie fortan eine Institution ohne Zukunft. In ihren Memoiren schreibt sie: "Die Benachteiligung der Frauen machte tiefen Eindruck auf mich, und das Schicksal meiner Mutter vor Augen beschloss ich damals schon, mein ganzes Leben im Kampf gegen die Ehe zu verbringen: ich wollte für die Frauenemanzipation, für das Recht jeder Frau eintreten, Kinder zu gebären, wann es ihr beliebte..."
Von der unkonventionellen Mutter beflügelt, lehnt Angela Duncan das klassische Ballett ab und widmet sich seit ihrer Kindheit der Entwicklung eines eigenen Tanzstils. Um die tänzerische Entwicklung mit ihrer persönlichen in Einklang zu bringen, ändert Angela bereits mit 16 Jahren ihren Vornamen in Isadora.
Auf der Suche nach dem Erfolg, führt sie ihr Weg erneut in die USA. Doch erste Auftritte in Chicago und New York enden im Fiasko. Isadora verlässt die USA enttäuscht und geht mit 21 Jahren nach London, wo man sie als Erneuerin des Balletts feiert. Von dort aus erobert sie nun die Metropolen der Welt. Berlin, Moskau und Paris liegen ihr zu Füssen.
Von den Erlebnissen ihrer Kindheit und Jugend geprägt, gründet Isadora zusammen mit ihrer Schwester Elisabeth Duncan 1904 in Grunewald bei Berlin eine Internats-Tanzschule. Kinder sollen hier Ballett erleben, wie Isadora Tanz und Ballett definiert. Körper, Seele und Geist der SchülerInnen sollen sich frei und gleich entwickeln. Weitere Schulen in diesem Sinne entstehen später in Darmstadt, Salzburg und München.
Isadora Duncans Privatleben ist bis zu ihrem Tod turbulent und tragisch zugleich. In Berlin verliebt sie sich in den britischen Schauspieler, Regisseur und Bühnenbildner Gordon Craig. Nachdem sie seine Schulden und ausstehenden Rechnungen beglichen hat, ihm die Tochter Deidre schenkt, beendet Craig die Beziehung nach einem Jahr mit den Worten: „Es kann nicht ewig dauern“
Isadora flüchtet sich in die Arbeit. Mit ihrem Tanzstil, der eine Mischung aus griechisch-römischen und modernen Aspekten ist, fesselt sie ihr Publikum vom ersten Augenblick an. Ihre Bühnenpräsenz ist einzigartig und macht sie zum Idol ihrer Zeit. Sie trägt Gewänder, die an die Antike angelehnt sind (Chiton und Tunika), entblößt dabei Arme und Beine und ist sich damit der ungeteilten Aufmerksamkeit des gebannten Publikums sicher. Ihre Vorstellungen sind ausverkauft, MalerInnen und LiteratInnen himmeln sie und ihren Tanzstil an.
Nach dem beruflichen Erfolg stellt sich auch wieder privates Glück ein. Der französische Nähmaschinen-Erbe Paris Singer erobert 1910 ihr Herz. Schon im ersten Jahr ihrer Verbindung bringt Duncan 1911 den gemeinsamen Sohn Patrick zur Welt. Doch bereits 1913 schlägt das Schicksal erneut zu. Beide Kinder sterben bei einem Autounfall in Paris. Der Chauffeur vergisst während einer Reparaturpause, die Handbremse anzuziehen, woraufhin der Wagen in Bewegung kommt und in die Seine stürzt. Die Kinder ertrinken qualvoll. Isadora flieht wieder, diesmal in den Alkohol. Sie verliert buchstäblich ihre Form und ihren Halt. Übergewicht, Vorwürfe und die Trennung von Paris Singer machen ihr das Leben zur Hölle. In dieser Zeit trifft sie auf Mercedes de Acosta, die in ihr immer noch die Ikone sieht, die Isadora gewesen ist. Bis 1917 pflegen die beiden Frauen eine leidenschaftliche Liebesbeziehung, in der Isadora wieder in die richtige Bahn und zurück zu sich findet. Nach der Beziehung beginnt eine innige Freundschaft, die Isadora mehr als einmal vor dem Abgrund rettet.
Isadora Duncan macht keinen Hehle aus ihrer Vorliebe für junge Männer und Frauen. In Moskau heiratet sie mit 44 Jahren den 26 Jahre alten russischen Dichter Sergei Jessenin, einen Alkoholiker. Trotz massiver Probleme, bekommt sie drei Kinder mit ihm. Doch wieder schlägt das Schicksal unerbittlich zu. Ein Sohn stirbt kurz nach der Geburt, was Isadora fast verzweifeln lässt. Sie fällt in alte Muster zurück und flieht nach Südfrankreich, wo Mercedes de Acosta die ehemalige Geliebte in einem jämmerlichen Zustand findet. Mercedes holt sie aus dem maroden, billigen Hotel und hilft der völlig verwahrlosten Duncan erneut auf die Beine.
Ihr Tod im Jahr 1927 birgt die Ironie ihres gesamten Lebens. Auf dem Weg zur physischen und psychischen Genesung, beginnt die Künstlerin das Leben neu zu entdecken. Mit 50 Jahren, nach vielen Schicksalsschlägen und gescheiterten Beziehungen will Isadora nur noch eins: Leben. Sie liebt schnelle Autos und auf einer Fahrt mit einem Bugatti wickelt sich ihr Schal um die Achse des Wagens und bricht Isadora Duncan das Genick.
Sie hinterlässt eine vollkommen neu gestaltete Ballettkunst, viele Innovationen und Anstösse Altes immer wieder neu zu erfinden. Isadora Duncan ist noch heute Vorbild vieler TänzerInnen auf der ganzen Welt.