August von Platen

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Karl August Georg Maximilian Graf von Platen-Hallermund (*24.Oktober 1796 in Ansbach, Bayern, Deutschland, † 05.Dezember 1835 in Syrakus, Sizilien, Italien) war ein deutscher Dichter. Er war der erste deutsche Dichter, der Homosexualität frei und unverdeckt in seinen Werken ansprach.

Leben

August von Platen enstammte alten, verarmten bayrischen Adel. Musisch begabt, wurde der hochbegabte und hochsensible Junge 1806 in eine Kadettenanstalt gesteckt, wo er zum Pagen ausgebildet wurde. Seit 1810 war er als Page am königlich-bayrischen Hof tätig. 1814 war er nach einer militärischen Ausbildung zum Unterleutnant ernannt worden. Er verlies auf eigenen Wunsch die Armee im Jahre 1816 und begann zu studieren. Seine Studien begann er zunächst in Würzburg und setzte diese dann in Erlangen fort. Er studierte Philosophie, kurzzeitig Jura, Naturwissenschaften und Sprachen (er sprach insgesamt 12 Sprachen, darunter für damalige Zeit so exotische wie Portugiesisch). Nach seinem Studium lebte er seit 1824 zwei Jahre lang als Bibliothekar, bevor er 1826 mit einer vom bayrischen König ausgelobten, kleinen Rente in sein geliebtes Italien ziehen konnte, wo er bis zu seinem Tode lebte. Er starb am 05. Dezember 1835 im Hause eines Freundes an einer Überdosis Medizin, die er angstvoll im Voraus eingenommen hatte, da er Angst vor einer auf der Insel grassierenden Choleraerkrankung hatte. Beigesetzt ist er in seinem geliebten Syrakus.

Sein Werk zeigte romantische Züge, obwohl er kein Romantiker war und war auch von Beschäftigung mit der Antike und dem Orient beeinflusst. Vor allem die persische Lyrik hatte einen großen Einfluss auf ihn ausgeübt. Oden, Sonette und Ghazelen waren die bevorzugten Literaturgattungen. Das Werk von Platen hat heute leider kaum eine Bedeutung. Es ist allenfalls für Liebhaber homosexueller Literatur oder für Literaturwissenschaftler interessant.

Der einsame Platen

Das Leben von August von Platen war durch Zerrissenheit, Einsamkeit, Schwermut, Sehnsucht (vor allem nach jungen Männern) geprägt. Platen wird als ein durch und durch unglücklicher Mensch beschrieben. Tags und Nachts sitzt er alleine in seiner Wohung, zusammen mit einem Haufen von Büchern, die die einzigen Freunde des Dichters zu sein scheinen. Viele Freundschaften zerbrachen, Annäherungsversuche von Platens waren die Ursache. Seine ersten intimen Erfahrungen machte er im Alter von 27 Jahren in Italien, nur dort konnte er frei mit den Strichern agieren, in seiner Heimat Bayern wäre das so nicht möglich gewesen. Zahllose Gedichte zeugen von seiner Sehnsucht nach dem Mann, nach Ästhetik und Schönheit und vor allem nach Liebe, die er niemals in seinem Leben erfahren konnte. Dann kam der Streit mit Heinrich Heine, der ihn vorzeitig vergreisen lies. Der Jude Heine, homophob eingestellt, wie man heute weiß, bezeichnete Platen als "pfäffisch, heulerisch, weibisch. Ein Mann von Steiß, denn ein Mann von Kopf, ein Weib, ein lüsterner Freudenjunge". Zwar wehrte sich Platen massiv, doch von diesem Schlag wegen seiner Andersartigkeit hat er sich bis zu seinem Tode nicht mehr erholt. 1827 lernte er erstmals Schwimmen, in den Armen des ebenfalls schwulen Dichters und Malers August Kopisch. Doch auch daraus konnte keine Beziehung erwachsen. Ein Werk, in dem er offen die männliche Liebe besang, war der Gedichtband "Spiegel des Hafis", in dem er als die Stimme des persischen Dichters Hafis die Homoerotik und den jungen Mann rühmt. Der Dichter Platen war der erste Deutsche Dichter, der offen in seinem Werk die Schönheit nicht vom ästhetischen Standpunkt, sondern auf homoerotischer Ebene verstand. Viele Gedichte zeigen offen seine Affinität zum Mann.

Sein bekanntestes in dieser Hinsich ist das Gedicht Tristan:

Tristan

Wer die Schönheit angeschaut mit Augen, Ist dem Tode schon anheimgegeben, Wird für keinen Dienst auf Erden taugen, Und doch wird er vor dem Tode beben, Wer die Schönheit angeschaut mit Augen!

Ewig währt für ihn der Schmerz der Liebe, Denn ein Tor nur kann auf Erden hoffen, Zu genügen einem solchen Triebe: Wen der Pfeil des Schönen je getroffen, Ewig währt für ihn der Schmerz der Liebe!

Ach, er möchte wie ein Quell versiechen, Jedem Hauch der Luft ein Gift entsaugen, Und den Tod aus jeder Blume riechen: Wer die Schönheit angeschaut mit Augen, Ach, er möchte wie ein Quell versichen!

August von Platen.

Quellen

  • Out! 800 berühmte Schwule, Lesben, Bisexuelle, Queerverlag, 2006.
  • Das Erbe deutscher Dichtung, Verlag Das Beste, 1965 (daraus auch das Gedicht "Tristan").
  • Knauer Lexikon der Weltliteratur, 1999.
  • Die großen der Welt, Sebastian Lux Verlag, 1960.
  • Mann für Mann, Bernd-Ullrich Hergemöller, Suhrkamp, 2001.