Verlag Rosa Winkel
Der Verlag wird 1975 von Volker Bruns und Peter Hedenström gegründet; Erich Hoffmann und Elmar Kraushaar sind anfangs freie Mitarbeiter. 1978 übernimmt Egmont Fassbinder zusammen mit Hans Hütt, der 1981 ausscheidet. Seit den 1980er Jahren ist Wolfram Setz als Herausgeber und Geldgeber ein wichtiger, stets inoffizieller Mitarbeiter des Verlags. Im Mai 2005 wird der Verlag durch das Finanzamt liquidiert, da über längere Zeit keine Steuererklärungen abgegeben worden waren. Ein Großteil des Lagerbestands wird seitdem durch den Männerschwarm Verlag ausgeliefert.
Anfangs erscheinen im Verlag außer der Berliner Schwulenzeitschrift (1978-1981) schwulenpolitische Kampfschriften wie Das unerhörte Schweigen der Schwulen[1] oder Elemente einer homosexuellen Kritik, später kommen internationale Romane dazu, wie Tony Duverts Als Jonathan starb[2] oder Navarres Loukoum; Friedrich Kröhnke veröffentlicht drei Bücher bei rosa Winkel; von Ralf König erscheinen Schwulcomix 2 bis 4, von Walter Foelske Anatomie eines Ghettos, von Michael Sollorz Abel und Joe. Die Autoren verlassen den Verlag schließlich aufgrund sehr unregelmäßiger Honorarzahlungen.
Mitte der 1980er Jahre startet die Reihe Homosexualität und Literatur, in der insgesamt 12 Bände erscheinen, überwiegend akademische Abschlussarbeiten wie Paul Derks‘ Habilschrift Die Schande der heiligen Päderastie. Ende der 80er Jahre kommt die von Rüdiger Lautmann herausgegebene Reihe Sozialwissenschaftliche Studien zur Homosexualität dazu, 1992 schließlich begründet Wolfram Setz die Bibliothek rosa Winkel mit Neuausgaben klassischer Texte. In Zusammenarbeit mit dem Schwulen Museum erscheinen zwei weitere Schriftenreihen (Lebensgeschichten und Texte).
Bei rosa Winkel erscheint mit Hamburg ahoi der erste schwule Stadtführer; die erfolgreichsten Veröffentlichungen des Verlags sind neben Ralf König der erste schwule Gesundheitsratgeber Sumpffieber und der Reiseroman Elvira auf Gran Canaria'. Das über einen Pharmakonzern finanzierte Buch gegen die Panik mit aktuellen Forschungsergebnissen und Therapieformen zu Aids erscheint in jährlichen Neuausgaben und verkauft nach Angabe Egmont Fassbinders 60 000 Exemplare.[3]