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Aktuelle Version vom 19. Januar 2010, 19:06 Uhr
Erika Mann (geboren, 09.11.1906, München; gestorben, 27.08.1969, Zürich), deutsche Schriftstellerin, Kabarettistin, Schauspielerin
Erika Mann wird als erstes der fünf Kinder von Katia und Thomas Mann 1906 in München geboren. Die sehr priviligierten Verhältnisse erlauben es den Mann Kindern schon früh ihre jeweiligen Neigungen auszuleben. Erika und ihr ein Jahr jüngerer Bruder Klaus spielen bereits als Kinder mit Freunden Theater, verfassen Gedichte und Geschichten.
Alle Mann-Kinder stehen zeitlebens im Schatten des Übervaters. Erika versucht, sich zu befreien und führt 1925 das von Klaus Mann verfasste Theaterstück "Esther und Anja" auf. Gemeinsam mit Erikas Freundin Pamela Wedekind stellt sie ein lesbisches Paar dar, das die beiden wohl auch privat sind. Die Beziehung dauert wahrscheinlich bis 1927, obwohl sie im Juni 1926 eine Kurzzeitehe mit Gustaf Gründgens eingeht.
Erika und Klaus gehen 1927 gemeinsam auf ihre erste Weltreise. In Amerkia angekommen, sind die Kinder vom großen Thomas Mann gern gesehene Partygäste. Die beiden lernen viele Prominente aus Kunst, Kultur und Politik kennen. Vor allem Greta Garbos kühle Schönheit hat es Erika angetan. Ein Jahr lang bereisen die beiden die Welt und vor allem Klaus genießt die räumliche Entfernung zum Vater.
Nach der Weltreise bemüht sich Erika weiter um ihre künstlerische Karriere. Sie spielt in einigen Theaterproduktionen mit und ist auch als Filmschauspielerin erfolgreich. Doch ihr Herz hängt an der Bühne. Durch ihre Arbeit an deutschen Theatern knüpft sie rasch wertvolle Verbindungen. 1930 verliebt sich Annemarie Schwarzenbach in Erika, die ihr immer wieder klar macht, dass es nur eine Freundschaft zwischen den beiden geben kann. Erika versucht Annemarie auf der einen Seite zu helfen und auf der anderen Seite, sie auf Abstand zu halten, ohne zu verletzen. Trotz Erikas Verständnis für Annemarie, wird diese die stetige Abweisung nur mit Hilfe von Drogen ertragen.
Erikas Freundschaft und wahrscheinliche Liebesbeziehung zu der renomierten Theaterregisseurin und Schauspielerin Therese Giehse führt zur Gründung der Kabarettgruppe "Pfeffermühle", die am 01.01.1932 ihre erste Aufführung hat. Klaus und Erika verfassen die meisten Texte, während Therese Regie führt.
Erika kämpft gegen die Nationalsozialtisten, deren Gewaltpotential sie schon 1932 am eigenen Leib zu spüren bekommt. Am 13.01.1932 wird sie gebeten auf Einladung einer Frauenfriedensorganisation ein pazifistisches Gedicht vorzutragen. Nazis beschimpfen und verunglimpfen sie während des Vortrags und die Veranstaltung endet in einer Massenschlägerei, die von der Polizei aufgelöst werden muß. Sie klagt erfolgreich gegen die Hetze des "Völkischen Beobachter" und ist ab dem Zeitpunkt der Machtergreifung Hitlers eine Persona non Grata in Deutschland.
Frustriert und enttäuscht beschließt Erika ihren deutschen Paß, der 1935 abläuft, nicht zu verlängern. Um aber einer Staatenlosigkeit zu entgehen, heiratet Erika den homosexuellen, britischen Schriftsteller W. H. Auden. Erika will wieder auf die Bühne. Sie will antifaschistisches Theater machen, was in jener Zeit in Europa kaum möglich ist. Deshalb gehen sie und Therese nach New York. Doch die 'Pfeffermühle' fällt beim amerikanischen Publikum durch, weshalb Erika das Ensemble 1937 auflöst. Trotzdem hofft Erika nicht zu Unrecht auf eine Zukunft in Amerika. Es mangelt ihr nicht an Verehrern und Verehrerinnen, um die Therese sie beneidet. Die Folge sind fortlaufende Auseinandersetzungen, die Therese wieder dazu bewegen nach Europa zurückzukehren.
Erika kämpft leidenschaftlich gegen Nazi-Deutschland. Sie arbeitet während des Zweiten Weltkrieges als Kriegskorrespondentin und versucht die Allierten dazu zu bewegen, härter gegen die Nazis vorzugehen. Sie produziert bei der BBC in London Radioansprachen, die nach Deutschland ausgestrahlt werden, um die Hitlergegener moralisch zu stärken. Immer wieder reist sie an Kriegsschauplätze und berichtet über den Verlauf des Krieges. Während dieser Reisen lernt Erika die amerikansische Korrespondentin Betty Knox kennen und lieben.
Ihre Familie ist nicht begeistert von der Amerikanerin, die genauso eifersüchtig wie die Giehse und so verrückt wie die Schwarzenbach zu sein scheint. Aber Betty unterstützt die labile Erika in vielen Lebensbereichen. Sie hilft auch bei der Suche nach Freunden in Deutschland, von denen Erika während des Krieges kaum etwas gehört hatte.
Im Mai 1949 verändert ein schwerer Schicksalsschlag ihr Leben. Klaus Mann nimmt sich das Leben und Erika fühlt sich, als sei sie mit ihm gestorben. Ein Leben ohne Klaus kann und will sie sich nicht vorstellen. Sie bekämpft ihren Schmerz mit Alkohol und Tabletten. Das literarische Erbe ihres Bruders liegt ihr sehr am Herzen, doch kein deutscher Verlag traut sich nach Kriegsende kritische Lektüre aus der Emigration zu verlegen. Für Erika wird die Verwaltung des Erbes ihres Bruders zur Lebensaufgabe.
Erika Mann stirbt am 27.08.1969 in Zürich.