Sybille Schmitz
Sybille Maria Christine Schmitz (geboren 02.12.1909 in Düren, gestorben 13.04.1955 in München)
Sybille ist die Tochter des gelernten Konditors Joseph Schmitz und der Fabrikantentochter Anna Schmitz, geborene Dahmen. Die Familie ist wohlhabend und betreibt ein gut gehendes Cafe und später eine Gastwirtschaft. Sybille hat insgesamt 4 Geschwister (Christel *1912, Agnes *1914, Fritz *1916, Willi *1921).
Obwohl die Mutter sehr religiös ist, herrscht im Elternhaus ein rheinländisch-liberales Klima. Dennoch drängt es die Zehnjährige die Enge der Provinz zu entfliehen. Ihre Eltern schicken sie in ein Kloster nach Lohr in Franken, um der Tochter eine angemessene Erziehung zu Teil werden zu lassen, in der Hoffnung ihr die Flausen aus dem Kopf zu vertreiben.
Aber auch das Kloster kann Sybille nicht daran hindern, einen starken, unbändigen Willen zu entwickeln. Dem Vater zuliebe schließt sie die Schule und anschließend die zweijährige Handelsschule erfolgreich ab. Die Ausbildung zur Hausverwalterin schmeißt sie dann aber nach drei Monaten, um mit 100 Mark und einem Empfehlungsschreiben nach Berlin zu gehen.
Beim Vorsprechen für das renommierte Max Reinhardt Institut am Deutschen Theater in Berlin (1927) fällt die androgyne Schönheit durch Talent und Facettenreichtum auf. Mit 17 erhält sie einen Dreijahresvertrag, der ihr ein Monatseinkommen von 250 Mark einbringt. Es geht Sybille anfänglich sehr schlecht. Geldprobleme werden die Schauspielerin ihr Leben lang begleiten. 1928 debütiert sie im "Bronxx-Express" am Deutschen Theater. Von nun an gibt sie Gastspiele in Berlin, Köln, Stuttgart und anderen deutschen Metropolen.
1931 steigt sie in eine höhere Liga auf. Sie lernt unter anderem Gustaf Gründgens, Paul Hörbiger und Hans Albers kennen. Mit dem Film "F.P. 1 antwortet nicht" spielt sie neben Hans Albers ihre erste Hauptrolle. Nach dem rauschenden Erfolg ist ihr Aufstieg kaum aufzuhalten. Selbst als sie nach der Machtübernahme Hitlers für ihre jüdischen Freunde ausspricht, bekommt sie weiter Angebote für Film und Bühne. Die Schauspielerin dreht wie besessen, so lange ihr Joseph Göbbels, Chef der deutschen Filminstustrie im Dritten Reich, gewogen ist. Im Jahr 1934 erscheinen von Januar bis Oktober insgesamt sechs Filme mit ihr in der Hauptrolle. 1937 erfolgt der erste ernsthafte Einbruch. Die Angebote werden rar für Frauen wie Sybille. Sie entspricht beruflich und privat immer weniger der Ideologie des Regimes.
Sybille Schmitz fast nach dem Krieg relativ schnell wieder Fuß. Ihren letzten Film dreht sie 1953. Vom Leben und der Schauspielerei enttäuscht, versucht sie ihre Probleme mit Hilfe der dubiosen Ärztin Ursula Moritz zu bekämpfen. Diese verschreibt der Schauspielerin die Droge Eukodol, die eine schnelle Abhängigkeit bewirkt. 1954 feuert sie ihre Agentin und zieht sich vollends aus dem Geschäft zurück. Sie stirbt am 13.04.1955 um 8.45 Uhr in München durch eine Überdosis Luminal (Schlafmittel). Rainer Werner Fassbinder nimmt die letzten Jahre ihres Lebens als Vorlage für den Film "Die Sehnsucht der Veronika Voss".
Sybille Schmitz ist der Inbegriff der androgynen Schönheit der 30er und 40er Jahre. Sie gilt lange als einer der schönsten Gesichter des deutschen Films. Ihre Anziehungskraft wirkt auf Frauen wie Männer. Sybille selbst macht ihre ersten sexuellen Erfahrungen auf der Mädchenklosterschule in Franken. Ihre Beziehungen zu Frauen lassen sie bei den Nazis in keinem guten Licht erscheinen, was sie an kurzeitig mangelden Engagements zu spüren bekommt. Wohl eher aus Angst davor, nicht mehr arbeiten zu dürfen denn aus Liebe, ist sie von 1940 bis 1945 mit dem Drehbuchautor Harald G. Petersson verheiratet. Nach dem Krieg begegnet Sybille Beate von Molo. Die beiden verlieben sich und ziehen rasch zusammen. Beate von Molo bleibt der wichtigste Mensch in Sybilles Leben bis zu ihrem Selbstmord im Jahr 1954.
Filme
- Haus an der Küste, Das (1953)
- Illusion in Moll (1952) .... Maria Alsbacher
- Kronjuwelen (1950) .... Eva Skeravenen
- Fall Rabanser, Der (1950)
- Lüge, Die (1950) .... Susanne, seine Tochter
- Letzte Nacht, Die (1949) .... Renée Meurier
- Zwischen gestern und morgen (1947) .... Nelly Dreifuss
- Leben ruft, Das (1944) .... Hella Warkentin
- Hochstaplerin, Die (1944) .... Thea Varèn
- Titanic (1943) .... Sigrid Olinsky
- Vom Schicksal verweht (1942) .... Dr.Virginia Larsen
- Wetterleuchten um Barbara (1941) .... Barbara Stammer
- Clarissa (1941) .... Clarissa von Reckwitz
- Trenck, der Pandur (1940)
- Fremde Frau, Die (1939)
- Hotel Sacher (1939) .... Nadja Woroneff
- Frau ohne Vergangenheit, Die (1939)
- Es leuchten die Sterne (1938)
- Umwege des schönen Karl, Die (1938) .... Lu Donon
- Tanz auf dem Vulkan, Der (1938) .... Gräfin Heloise Cambouilly
- Kronzeugin, Die (1937) .... Jelena Rakowska
- Signal in der Nacht (1937) .... Brigitte von Schachen
- Leuchter des Kaisers, Die (1936) .... Anna Demidow
- Fährmann Maria (1936) .... Maria
- Unbekannte, Die (1936) .... Madeleine
- Ich war Jack Mortimer (1935) .... Winifred Montemayor, Pedro's wife
- Stradivari (1935) .... Maria Belloni
- Idealer Gatte, Ein (1935) .... Gloria Cheveley
- Punks kommt aus Amerika (1935)
- Wenn die Musik nicht wär (1935) .... Ilonka Badacz
- Abschiedswalzer (1934) .... George Sand
- Musik im Blut (1934)
- Rivalen der Luft - Ein Segelfliegerfilm (1934) .... Sportfliegerin Lisa Holm
- Herr der Welt, Der (1934) .... Vilma, seine Frau
- Oberwachtmeister Schwenke (1934)
- F.P.1 antwortet nicht (1932) .... Claire Lennartz
- Vampyr - Der Traum des Allan Grey (1932) .... Leone
- Tagebuch einer Verlorenen, Das (1929) .... Elisabeth
- Polizeibericht Überfall (1928)
Bühne (Auswahl)
- 1927 Aufgang nur für Herrschaften
- 1928 Broxx Express
- 1929 Die Verbrecher (mit Gustaf Gründgens, Hans Albers)
- 1930 Sommernachtstraum
- 1931 Hamlet; Sturm im Wasserglas
- 1934 Ewiges Volk
- 1937 Königin Christine
- 1947 Als der Krieg zu Ende war