Rainer Werner Fassbinder

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Rainer Werner Fassbinder (* 31. Mai 1945 in Bad Wörishofen, Bayern; † 10. Juni 1982 in München) war ein deutscher Regisseur, Filmproduzent und Autor.

Leben und Werk

Der Sohn eines Arztes und einer Übersetzerin wuchs nach Scheidung seiner Eltern als Einzelkind bei seiner Mutter auf. Im Alter von 16 Jahren brach Fassbinder die Schule ab und zog zu seinem Vater nach Köln.

Früh begann sich Fassbinder für Filme zu interessieren, jedoch ging sein Wunsch, an einer Filmhochschule zu studieren, nicht in Erfüllung. Nach einer zweijährigen privaten Schauspielausbildung versuchte er erfolglos in München die staatliche Schauspielprüfung abzulegen, auch an der Aufnahmeprüfung der damals neu gegründeten Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin‎ scheiterte er.

Zwischen 1965 und 1967 produzierte Fassbinders Partner Christoph Roser dessen erste Kurzfilme "Der Stadtstreicher" und "Das Kleine Chaos". 1967 wurde Fassbinder als Regisseur und Ensemblemitglied beim "action-theater" aufgenommen. Er arbeitete auch mit diversen freien Theatergruppen zusammen. Daraus ging sein "Antiteater" hervor. Für diese Gruppe schrieb er von 1968 bis 1971 die meisten seiner Theaterstücke.

Beeinflusst von Jean-Luc Godard und den US-amerikanischen Kriminalfilmen von John Huston, Raoul Walsh oder Howard Hawks, aber vor allem von den Melodramen von Douglas Sirk, begann Fassbinder mit seiner Gruppe die ersten Filmprojekte zu realisieren. So entstanden der Krimi Liebe ist kälter als der Tod (1969) und im gleichen Jahr Katzelmacher. Fassbinder verquickte die Arbeit des Theaters konsequent mit der des Filmemachens. So entstanden zwischen 1969 und 1971 nicht nur zahlreiche Theaterstücke, sondern auch in sehr kurzer Zeit produzierte alternative Filme.

Fassbinder umgab sich stets mit einer von ihm als Clan bezeichneten Gruppe, die ihm als Familienersatz und Blitzableiter für Aggressionen diente. In diese Gruppe integrierte er auch seine männlichen Partner. Von 1970 bis 1972 war Fassbinder mit der Schauspielerin und Sängerin Ingrid Caven verheiratet, für die er auch einige Chanson-Texte schrieb (z.B. Alles aus Leder, Freitag im Hotel, Nietzsche, Die Straßen stinken). Daneben hatte er eine Beziehung zu El Hedi ben Salem.

Die Jahre 1971 bis 1974 erreichte er mit Filmen wie Die bitteren Tränen der Petra von Kant (1972), Angst essen Seele auf (1973), Faustrecht der Freiheit (1974), mit Theaterregie in Bochum und Frankfurt am Main und dem Theaterstück "Der Müll, die Stadt und der Tod" (1974) sein Maximum an öffentlicher Aufmerksamkeit. Der Müll, die Stadt und der Tod löste aufgrund der Verwendung antisemtischer Klischees eine heftge Kontroverse aus. Kritik kam z.B. von Joachim Fest, Ignatz Bubis, Salomon Korn, Friedrich Uttitz, . Eine der Figuren ist ein jüdischer Immobilienspekulant, der Ähnlichkeiten mit Ignatz Bubis aufweist. 1976 verfilmte der Schweizer Regisseur Daniel Schmid das noch nicht aufgeführte Stück unter dem Titel Schatten der Engel (mit Fassbinder selbst in einer Hauptrolle sowie Ingrid Caven, Klaus Löwitsch, Annemarie Düringer, Boy Gobert, Irm Hermann). Eine erste Inszenierung am Schauspiel Frankfurt wurde in den 1980er Jahren von Demonstranten verhindert, die in dem Stück das antisemitische Klischee vom "reichen Juden" propagiert sahen und als Protest die Bühne besetzten. Weitere Pläne, das Stück in Deutschland zu zeigen, wurden nach Protesten zurückgezogen. Dagegen wurde das Stück in Israel inszeniert und ohne Proteste aufgeführt.

Seit 1972 begann Fassbinder seine Filmsprache konsequent weiterzuentwickeln und die Filme wurden größer und professioneller. Als Teilnehmer der Berlinale wurde er in den folgenden Jahren zwar von der Kritik in höchsten Tönen gelobt, jedoch von den jeweiligen Jurys ignoriert. Erst mit seinem vorletzten Film Die Sehnsucht der Veronika Voss gewann er den Goldenen Bären. Neben seiner Filmarbeit engagierte sich Fassbinder auch am Theater. In den Jahren 1972 und 1973 inszenierte er am Schauspielhaus in Bochum. Daran schloss sich eine zweijährige Periode im Frankfurter Theater am Turm (TAT) an. Von 1974 bis 1977 war Fassbinder Gesellschafter des Filmverlags der Autoren.

Fassbinder schuf in den 1970er Jahren wichtige Frauencharaktere der Nachkriegsfilmgeschichte: Maria Braun und Lili Marleen, jeweils gespielt von Hanna Schygulla oder Lola, gespielt von Barbara Sukowa schrieben sich in die Filmgeschichte ein, und die Darstellerinnen errangen Weltruhm, der es ihnen ermöglichte, eine von Fassbinder unabhängige Karriere zu verfolgen.

Fernsehgeschichte schrieb er mit dem Mehrteiler Berlin Alexanderplatz nach dem Roman von Alfred Döblin, der später im Kino, meist bei Festivals und Retrospektiven, als 15½-Stunden-Marathon gezeigt wurde. Fassbinder war auch berühmt wegen seines atemberaubenden Arbeitstempos (bis zu sieben Filme im Jahr). So habe er sein Lebensziel darauf eingerichtet, am Ende mit der Zahl seiner Filme die Zahl seiner Lebensjahre zu erreichen.

Privatleben

1974 wurde Armin Meier Fassbinders Geliebter. Meier, der in Fassbinders Episode für Deutschland im Herbst zu sehen ist und sich selbst spielt, nahm sich 1978 das Leben. Von 1978 bis zu seinem Tod 1982 lebte Fassbinder mit der Cutterin Juliane Lorenz zusammen. Er starb in München während der Arbeit am Schnitt zu seinem letzten Film Querelle, (nach einem Roman von Jean Genet), im Alter von 37 Jahren. Verschiedentlich geäußerte Gerüchte über einen angeblichen Suizid konnten nie verifiziert werden.

Fassbinders Urne wurde auf dem Bogenhausener Friedhof in München beigesetzt.

Die 1978 in Fort Lauderdale (Florida) geschlossene Ehe mit Juliane Lorenz wurde nicht nach deutschem Recht anerkannt, und Fassbinders Erbe fiel deshalb an die Eltern des Schauspielers. Seine Mutter Liselotte Eder übertrug es 1986 der von ihr gegründeten Rainer Werner Fassbinder Foundation (RWFF), die sie 1992 an Juliane Lorenz übertrug. Die Stiftung besitzt alle Rechte an Fassbinders Nachlass, einschließlich aller nachträglich erworbenen Rechte.

Filme Faßbinders mit homosexuellem Bezug

Faßbinder drehte drei berühmte Filme mit homosexuellem Bezug:

  • "Die bitteren Tränen der Petra von Kant" (1972); der Film hat eher künstlerischen denn inhaltlichen Wert: Wenn Schwule einen Film über Lesben produzieren, dann dürfte inhaltlich nicht viel zu erwarten sein.
  • "Faustrecht der Freiheit" (1974); dieser sehr umstrittene Film zeigt die bittere Realität einer bei Schwulen leider so häufig vorkommenden sog. "Weihnachtsgans-Beziehung". Der Film ist durch seine Schonungslosigkeit nicht beliebt, aber trotzdem ein Muß um wachzurütteln. Dieser Film zerstört schonungslos das Klischee der schönen Schwulen-Welt.
  • "Querelle" (1982); dieser Film beruht zwar auf einer Romanvorlage, ergänzt aber inhaltlich den Film "Faustrecht der Freiheit".

Link zu Wikipedia

deut.

engl.