Lipodystrophie

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Bei Lipodystrophie werden zwei verschiedene Effekte bezeichnet:

  1. Fettaufbau (Bierbauch und Stiernacken), was besonders auf die Verwendung von Protease-Hemmern zurückzufüheren ist.
  2. Fettabbau ("Schwabbelhintern" und Storchenbeine), was besonders auf die Verwendung von Reverse Transcriptase Inhibitoren zurückzuführen ist.

Während der Fettaufbau noch eine vergleichsweise erträgliche ästhetische Belastung ist, ist der Fettabbau eine das psychische Wohlbefinden deutliche ästhetische Belastung.

Da bekanntlich bei Schwulen die Schönheit das primäte Selektionsmerkmal ist, stellt eine deutliche ästhetische Belastung ein ernsthaftes Problem dar: Positive haben es ohnehin schwerer, einen Partner zu finden. (Die Gründe sind vielschichtig: Ein Grund ist die Oberflächlichkeit der Schwulenszene. Wer sehr oberflächlich ist, mag nur Fun und möchte mit Krankheit und Leid möglichst nicht konfrontiert werden. Weiters ist vielen immer noch nicht bewußt, daß bei Einhaltung der Safeness wohl kaum ein Risiko einer HIV-Infektion besteht. Weiters ist den meisten immer noch nicht bewußt, daß falsch negative Partner, die gerade frisch infiziert sind, aufgrund der maximalen Virenlast das höchste Ansteckungsrisiko darstellen.). Wenn durch die HAART dann auch noch die Schönheit sehr leidet, dann ist die Chance für den Positiven, einen Partner zu finden, sehr gering.

Fettabbau

Der Fettabbau hängt insbesondere mit der mitochondrialen Toxizität der Reverse Transcriptase Inhibitoren zusammen: Da die Mitochondrien auch eine RNA (ohne Korrekturmechanismen) besitzen, sind diese gegen RNA-toxische Medikamente wie den NRTIs besonders empfindlich. Muskelzellen und Fettzellen besitzen die meisten Mitochondrien. Gehen die Mutochondrien (i.e. das Kraftwerk der Zelle) zugrunde, dann geht auch die Zelle ein.

Besonders anfällig sind die Fettzellen am Hintern, was zu dem gefürchteten sog. "Schwabbelhintern" führt. Dieser stellt eine besonders starke ästhetische Beeinträchtigung dar. Besonders häufig tritt dieses Phänomen bei den älteren NRTIs AZT, DDC, DDI, d4T auf.

Abhilfe

Gegen den Fettabbau gab es diverse Studien, die einerseits ein Wechsel zu anderen NRTIs oder eine Gabe von Uridin zum Thema hatten. Der Wechsel zu anderen NRTIs brachte nur eine Verlangsamung des Fettabbaus, jedoch keinen Fettaufbau. Die Gabe von Uridin brachte in den ersten 24 Wochen eine deutliche Verbesserung. HIV-Buch schreibt dazu:"In der prospektiven, randomisierten, placebo-kontrollierten Multicenter Studie ACTG 5229 wurde die Effektivität von Uridin bzgl. Verbesserung einer manifesten Lipoatrophie bei HIV-infizierten Patienten unter ART mit Thymidinanaloga untersucht. Während sich zu Woche 24 noch eine signifikante Zunahme des subkutanen Fettgewebes im Uridin-Arm verglichen mit dem Placebo-Arm zeigte, konnte in Woche 48 kein signifikanter Unterschied mehr zwischen den beiden Studienarmen festgestellt werden (McComsey 2010)." [1]

Referenzierungen

  1. McComsey GA, OŽRiordan M, Setzer B, Lebrecht D, Baron E, Walker UA. "Uridine supplementation in HIV lipoatrophy: pilot trial on safety and effect on mitochondrial indices." Eur J Clin Nutr 2008; 62:1031-7.