San Francisco (Lied)

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San Francisco (You've Got Me) ist der Titel des ersten Liedes auf der ersten LP der Village People mit dem Titel Village People (D-A-CH: ?San Francisco?) (1977) und die erste Singleauskopplung. In England erreichte die Single die Top-50s. Darin wird einerseits allgemein die Stadt San Francisco besungen, anderseits wird subtil auf einzelne Elemente des schwulen Mekkas der damaligen Zeit eingegangen, und vor allem in der Maxi-Version auf das promiskuitive pre-AIDS-Sexleben dort.

Versionen

Von dem Lied existieren vor allem zwei Versionen:

  • San Francisco [ca. 3:39 min]
  • San Francisco (You've got me) [ca. 5:18 min]

Die kürzere Version erschien als Single und die längere ist auf der LP (nur 4 Lieder) und der Maxi-Single zu hören. Auf den heutigen Samplern ist eigentlich immer die Maxi-Version zu hören.

Titel

Der Zusatztitel You've got me (dt. Du hast mich) ist schon eine zweideutige Anzüglichkeit. Einerseits ist die Stadt gemeint, für die man Zuneigung empfindet und die einen nicht mehr aus ihrem Bann lässt. Andererseits ist auch ein Partner gemeint, was in den Shows schon damals tänzerisch dargestellt wird. Drittens steht der Zusatz für den 2. Teil der Maxiversion, wo eindeutig ein Partner gemeint ist, mit dem heftig zur Sache gegangen wird.

Das erste Lied auf dem ersten Album ist eine Hymne auf das Schwulenviertel in der Stadt mit dem höchsten Schwulenanteil und die sexuellen Aktivitäten der Szene in den 70ern dort. Dies erschließt sich allerdings nur, wenn man die Szene ein bisschen kennt, denn das Wort Gay oder andere, für den unbedarften Hörer eindeutige Worte, werden kein einziges Mal erwähnt. Man kann es also auch als Hymne an eine wunderbare, glitzernde, freiheitsliebende Stadt verstehen, die man halt nicht so genau kennt. Und sogar die Sexszene lässt sich als heterosexuelles Liebesspiel auffassen.

Textanalyse Hauptteil

englisch deutsch
(Folsom), Folsom Street, on the way to (Polk and Castro) (Folsom), Folsom-Straße, auf dem Weg zur (Polk und Castro)
(You don't find them finer) (Du findest nichts feineres)
(Freedom), freedom is in the air, yeah (Freiheit), Freiheit liegt in der Luft, ja
(Searching for what we all treasure: pleasure) (Suchend nach dem, was wir alle sammeln: Vergnügen)
(Cycles), cycles in the night shining bright ([Motor-]Räder), Räder in der Nacht leuchten hell
(Brightly on nights tell a glory story) ("Prächtige der Nacht" erzählen eine prachtvolle Geschichte)
(Leather), leather, leather, leather baby (Leder), Leder, Leder, Leder Baby!
(Levi's and T's are the best now all right) (Levi's und T-Shirts sind das beste jetzt, ganz recht)
- -
Dress the way you please and put your mind at ease Zieh dir an was dir gefällt und beruhig dich
It's a city known for its freedom, (freedom) Es ist eine Stadt, die bekannt ist für ihre Freiheit, (Freiheit)
Cycles shining bright break the silence of the night Räder, leuchten hell, durchbrechen die Stille der Nacht
Inhibitions, no, you don't need them, (no), no, (no) Hemmungen, nein, die brauchst du nicht, (nein), nein, (nein)
- -
(San Francisco), San Francisco (San Franzisko), San Franzisko
(San Francisco), City by the Bay yeah (San Franzisko), Stadt bei der Bucht, ja
(San Francisco), he he he he hey (San Franzisko), he he he he hey
(You've got me) ... Aau Aau (Du hast mich) ... Aau Aau

Das ehemals mexikanische Städtchen San Francisco ist seit je her eine sehr tolerante und freiheitsliebende Stadt. Auch Juden bermerkten das schon und siedelten sich dort, meist dem konservativen Milieu ihrer Gemeinschaft in New York entfliehend, dort an. Und so zog es auch viele Schwule und Lesben in diese Stadt. Der Ruf "Go West" in eine bessere Zukunft, ein schwules Utopia, wird in der schwulen Szene meist mit San Francisco gleichgesetzt. Auch hat die Stadt schon 1972 ein Gesetz gegen die Diskriminierung aufgrund von Lebensweise oder sexueller Neigung auf dem Arbeits- und Wohnungsmarkt beschlossen. ("beruhig dich, es ist eine Stadt, die bekannt ist für ihre Freiheit")

Folsom Street, Polk Street und Castro Street liegen teilweise im schwulen Viertel. Auf jeder Straße gibt es eine Reihe von Lokalen für Schwule, wobei jede Straße ihr eigenes Flair und Publikum hat. ("Zieh dir an was dir gefällt")

  • Folsom Street: Leder, SM ("Leder, Leder, ....", Motorräder, →Folsom Street Fair)
  • Polk Street: Geschäfte, Restaurants, Queens, Drag Queens, Drogendealer ("Prächtige der Nacht")
  • Castro Street: Machohaft, Cowboytypus, Malborostil ("Levi's und T-Shirts")

Von letzterer leitet sich auch der Castro Look ab: Enge T-Shirts, Jeans, kurze Haare, vielleicht Holzfällerhemd. Außerhalb der schwulen Szene bedeutet Castro Look aber aussehen wie Fidel Castro oder ein Israelisches Modelabel eines Herrn Castro, welches schon seit 50 Jahren besteht.

Das Wiederaufnehmen des Themas mit den Motorrädern gleich nachdem die Freiheit der Stadt besungen wird geht wahrscheinlich auf die erste und letzte Strophe des im englischen sehr bekannten Gedichts The Tyger von William Blake zurück, wo es heißt:
Tyger Tyger, burning bright, / In the forests of the night; / What immortal hand or eye, / Dare frame thy fearful symmetry?
(dt. Tiger, Tiger, Feuerspracht / in den Dschungeln dunkler Nacht: / Welches Auge, welche Hand / wagten Deines Schreckens Brand?)
Der Tiger ist einerseits ein schönes, prächtiges Tier, andererseits ist er gefährlich. Das Gedicht setzt sich unter anderem mit der Frage auseinander: "Wie kann Gott so etwas wie einen Tiger erschaffen, was sagt es über ihn aus?"
Der brennende Tiger / das leuchtende Motorrad. Wer hat ihn entzündet / nein, Hemmungen brauchst du keine haben. Wie wird daraus ein Satz?

englisch deutsch
[...] [Next only in the long Version from 2:55 min on] [...] [Nächstes nur in der Langversion ab 2:55 min]
Got me, got me, got me baby (1) Hast mich, hast mich, hast mich Baby (1)
Say you got me, love ya love you so, well (2) Sag du hast mich, liebe, ja, lieb dich so, gut (2)
Here's what I want you to do, Hier ist was ich von dir will
(take me), take me, take me baby, (nimm mich), nimm mich, nimm mich, baby,
(show me the way) show me the way (3) (zeig mir den Weg) zeig mir den Weg (3)
(take me), take me, take me baby, (nimm mich), nimm mich, nimm mich Baby
(???) Hey, Lead me to the water ... (4) (???) Hey, führ mich zum Wasser ... (4)
(take me), well well it's you and me yeah (nimm mich), gut, gut dass du und ich es sind, jaa
(Show me the way), why don't you show me the way, show me the way, hey (5) (zeig mir den weg), warum zeigst du mir nicht den Weg, zeig mir den weg, hey (5)
Come on baby, let's get it down, down Komm Baby, mach langsamer, langsamer
- -
Ain't nobody between you and me Ist niemand zwischen dir und mir
Baby baby feel fast and free Baby, Baby, fühl fest/flott und frei
- -
Baby baby let's do hot night Baby baby, lass uns eine heiße Nacht haben
Come on baby let's you and me swing Komm Baby, lass uns swingen
- -
Love the way, I please, don't put no chains on me Ich liebe diese Art, ich bitte, leg mir keine Ketten an
If you got the time, you can do it, Wenn du dir Zeit lässt, kannst du es tun
What I need is love, that's all I'm thinking of (6) Was ich brauche ist Liebe, das ist alles woran ich denke (6)
Take me to the Bay, lead me to it, (now) now (now) (7) Nimm mich zur Bucht, führ mich dorthin, (jetzt) jetzt (jetzt) (7)
- -
(San Francisco), San Francisco (San Franzisko), San Francisco
(San Francisco), oh I love ya yeah... (San Franzisko), oh, ich lieb dich, jaaa
(San Francisco), he he he he hey (San Francisco), he he he he hey
(You've got me) Aau Aau (Du hast mich) Aau Aau

Bedeutungen im zweiten Teil:

  1. Hast mich = bist in der richtigen Position, kurz vor der Penetration
  2. liebe, ja, lieb dich so, gut = Reaktion auf das erste Eindringen
  3. Zeig mir den Weg = Nimm mich ran, übernimm die Führung
  4. Hey, führ mich zum Wasser ... = Geh mit mir an die Grenze (des Erträglichen/des Orgasmus)
  5. warum zeigst du mir nicht den Weg = Nimm mich fester
  6. Liebe = Sex (Liebe machen, make love)
  7. Nimm mich zur Bucht = Bring uns zum Orgasmus

Quellen

San Francisco