Harry Pauly
Harry Pauly (*23.9.1914 Berlin; †1985) war ein deutscher Schauspieler und Theatermacher, bekannt auch unter seinem Künstlernamen 'Pauline Courage'.
Harry Pauly schon als Junge seine Liebe zum Theater, zunächst ab 1929 mit kleineren (anfangs heimlich gespielten) Rollen am ‘Theater am Nollendorfplatz’ in Berlin. 1932 bis 1934 hatte Pauly klleinere Filmrollen, so in 'Gräfin Marizza' oder 'Ein Unsichtbarer geht durch die Stadt'.
In der NS-Zeit wurde Pauly mehrfach aufgrund von §175 verhaftet (erstmals 1936) und mehrfach verurteilt, kam u.a. für 15 Monate Einzelhaft und Zwangsarbeit in das KZ Neusustrum, das berüchtigte ‘Lager V’ der ‘Emslandlager’. Über Neusustrum, das ‘vergessene Lager der Homosexuellen’, berichtet Pauly, dass “ca. 20% schwul waren und auch in anderen, umliegenden Lagern viele Homosexuelle gefangen waren.” Pauly selbst kam 1943 nach erneuter Verhaftung in ein Strafbatallion.
Harry Pauly erinnerte sich später an die Prozesse u.a. “Ich erinnere mich da auch noch an einen Berliner Richter, der in die Schwulengeschichte eingegangen ist. Der hieß Sponer und war ein einmaliges Schwein. Wenn der Schwule abzuurteilen hatte, dann fielen die Strafen immer ganz besonders hart aus.”
Nach ersten Nachkriegs-Schritten in Ost-Berlin (Direktor des Apollo-Theaters an der Schönhauser Allee; legendär soll seine 500 Mal gespielte Version von ‘Charlys Tante’ gewesen sein) und nach politischen Problemen mit der SED flüchtete Pauly nach West-Berlin. Er geht eine Ehe ein, aus der er einen Sohnn hat.
Anfang der 1960er Jahre zog Pauly nach Hamburg, begann sich sein zweites Leben als 'Pauline Courage' aufzubauen.
In Hamburg pachtete er 1973 eine Kneipe, machte daraus den ‘MC Club’ (MC = Mutter Courage) in einer Parallelstraße der Reeperbahn (Kastanienallee 22). Und er begann, bald den darunter liegenden Keller zu nutzen: Harry Pauly eröffnete dort 1976 sein eigenes kleines (wirklich sehr kleines, max. 39 Zuschauer) Theater, die ‘Kellerbühne’. Paulines dort gespielte Stücke (jeweils smatsags abends) hatten so bezaubernde wie anregende Titel wie “Tumult im Hotel Sacher”, das bekannte “Mutter Grimm” oder zuletzt (1982) “Hilfe, meine Schwiegertochter ist ein Mann”. Zudem übernahm er wieder Rollen in Fernsehen und Theater, insbes. die Rolle des Buchhalters in der Musical-Inszenierung 'Männer sind doch die besserren Frauen' (Peter Ahrweiler), Hamburger Operettenaus, 1978).
1982 musste Pauline seine Bühne schliessen. Er verließ Hamburg und wanderte mit seinem Lover nach Sri Lanka aus, kam allerdings häufiger zu Besuchen und Gastauftritten nach Hamburg zurück (so auch im Tuc Tuc oder im MHC).
Harry Pauly starb 1985.
Ein Denkmal gesetzt bekam Harry Pauly bereits Ende der 1970er Jahre – mit dem 1977 bis 1979 entstandene Film “Paulines Geburtstag oder Die Bestie von Notre Dame” von Fritz Matthies (Regie und Drehbuch), der ein großer Erfolg auf dem hamburger Filmfest 1979 war.
Literatur
Hans-Georg Stümke, Rudi Finkler: Rosa Winkel, Rosa Listen. Homosexuelle und 'Gesundes Volksempfinden' von Auschwitz bis heute. Hamburg 1981
Hans-Georg Stümke: Homosexuelle in Deutschland, Hamburg 1989
Andreas Pretzel: NS-Opfer unter Vorbehalt: homosexuelle Männer in Berlin nach 1945. Münster / Hamburg / London 2002 (insbes. zu Richter Friedrich Sponer, S. 31 ff.)