Djuna Barnes

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Djuna Barnes (geboren 12.06.1892, Cornwall-on-Hudson, New York; gestorben 19.06.1982, New York)

Niemand glaubt, dass das schlaksige Mädchen aus den armen Verhältnissen einmal eine geschätzte Autorin wird, denn ihre Kindheit und Jugend ist alles andere als rosig. Vom alkoholabhängigen Vater geschlagen und sexuell missbraucht, flüchtet Djuna Barnes sehr früh in die Welt der Malerei und Literatur. Obwohl sie selten zur Schule geht, veröffentlicht sich schon als Teenager erste literarische Werke.

Mit Anfang 20 wagt sie den Schritt in die Eigenständigkeit. Sie geht nach Greenwich Village, wo sie erstmals ernsthaft das Schreiben als Broterwerb in Erwägung zieht. 1915 erscheint ihr Roman "The Book of the repulisve Women". 1919 geht sie in die Literaturhauptstadt des noch jungen 20. Jahrhunderts, nach Paris. Dort arbeitet sie als Journalistin für das Magazin "McCall's".

1921 besucht sie Berlin, Wien und Budapest, um danach auch kurz nach New York zurückzukehren. Wieder zurück in Paris arbeitet sie an einer Literatursammlung, die 1923 unter dem Titel "A Book" erscheint. Erfahrungen über ihr Leben in Paris fasst sie in "Ladies Almanack", in dem sie vor allem die Lesbenszene der Stadt karikiert. Erst 1937 verkauft sie ihre Pariser Wohnung, um nach einem längeren Aufenthalt in England nach New York zurück zu gehen, wo sie den Rest ihres Lebens in selbstgewählter Isolation verbringt und 1982 stirbt.

Djuna leidet lebenslang unter ihren Kindheitserfahrungen. Der Missbrauch durch den Vater traumatisiert sie schwer und wie schon bei ihrem Vater, wird auch sie ihr ganzes Leben von Alkoholexzessen begleitet. Ihr Privatleben wird von vielen Legenden und Mythen überlagert. Tatsache ist, dass Djuna sich selbst in den 70er Jahren nur zu einer einzigen Beziehung verbal bekennt, die sie bereits 1930 als literarisches Vorbild für ihren Roman "Nightwood" nimmt.

Die Bildhauerin Thelma Wood und Djuna begegnen sich 1920. Thelma ist von Djunas Freizügigkeit begeistert, hat diese doch gerade den Roman "The Book of the repulisve Women" veröffentlicht, in der eine Vagina in jeder Einzelheit beschreiben wird. Ein absoluter Skandal in jener Zeit. Für Djuna ist Thelma einfach alles. Später wird sie sagen: "I'm not a lesbian, I just loved Thelma!" (Quelle: Hundert Jahre Lesbische Liebe, Wer mit Wem?; Ines Rieder; Wiener Frauenverlag) Das Paar verbindet vor allem ihre gemeinsamen Trinkgelage. Thelma, die während dieser Trinkgelage schon mal verloren geht, prahlt danach häufig mit ihren sexuellen Abenteuern. Heftige Auseinandersetzungen sind die Folge, trotzdem dauert die Beziehung zehn Jahre an.

Nach ihrer Trennung wird Djuna nie wieder eine Beziehung eingehen. Obwohl sie sich auch in heterosexuellen Begegnungen versucht, mit 41 sogar schwanger wird und das Kind abtreibt, bleibt sie Frauen eng verbunden. Janet Flanner und Solita Solano unterstützen Djuna im Alter und halten sie damit finanziell über Wasser. In ihrer 40 Jahre währenden Isolation schreibt Djuna nur noch selten. Sie schreibt fast 40 Jahre an einem Gedicht, das sie aber nie beendet.

Werke

  • The Book of Repulsive Women: 8 Rhythms and 5 Drawings, Gedichte 1915
  • Three from the Earth, Schauspiel 1919
  • Kurzy from the Sea, Schauspiel 1920
  • An Irish Triangle, Schauspiel 1921 (dt. Ein irisches Dreieck, 1991)
  • She Tells Her Daughter, Schauspiel 1923
  • A Book, 1923
  • Ladies Almanack showing their Signs and their Tides Roman 1928 (dt. Ladies Almanach, 1990)
  • Ryder, Roman 1928 (dt. Ryder, 1986)
  • A Night Among the Horses, Erzählungen 1929 (dt. Eine Nacht auf den Pferden, 1961)
  • Nightwood, Roman 1936 (dt. Nachtgewächs, 1959)
  • The Antiphon, Schauspiel 1958 (dt. Antiphon, 1986)
  • Spillway, 1962
  • Selected Works, 1962
  • Vagaries Malicieux, 1974
  • Creatures in an Alphabet, Kinderbuch 1982
  • Smoke and Other Early Stories, 1982
  • Die Nacht in den Wäldern. Short Stories. dt. 1984
  • Leidenschaft. Neun Erzählungen. dt. 1985
  • Portraits. dt. 1985
  • New York. Geschichten und Reportagen aus einer Metropole. dt. 1987
  • Paris, Joyce, Paris. dt. 1988
  • Vor die Hunde gehn. Die Taube. Ein irisches Dreieck. Drei Stücke. dt. 1991
  • Der perfekte Mord. dt. 1993
  • Amore! oder der Liebe Lauf. dt. 1996
  • Solange es Frauen gibt, wie sollte da etwas vor die Hunde gehen? dt. 1997