Kampflesbe

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Kampflesbe ist heute vor allem in der Lesben- und Schwulenszene Klischebeschreibung, Selbstbeschreibung oder Schimpfwort für eine sehr männlich wirkende Lesbe, die auch einem der heterosexuellen Klisches einer Lesbe generell entspricht[1]. Vor allem von Heterosexuellen wird es auch abwertend für eine engagierte Feministin verwendet, die nicht dem optischen Bild einer Kampflesbe entspricht.

Die „männliche“ Lesbe

Das optische Klische einer Kampflesbe ist sehr maskulin. Sie trägt eine Stoppelfrisur, als Oberbekleidung T-Shirt oder Holzfällerhemd, manchmal auch Lederjacke, die Hose sind Jeans, Lederhosen oder Armyhosen und als Fußbekleidung trägt sie Turnschuhe oder festes Schuhwerk.[2][3][4][5][6] Abzugrenzen ist sie von der Typbezeichnung der nonkonformen aber "gutgekleideten" Butch.

Im Verhalten und ihrer Einstellung ist sie als sehr feministisch und gegenüber Männern feindselig eingestellt definiert.[7][8] Diese Einstellung trifft auch gegenüber Schwulen zu und so wird der Begriff von diesen entweder als neutrale Typbeschreibung verwendet oder als als negative Beschreibung, für maskuline Lesben, die aus ihrer femministischen Überzeugung nicht mit der Schwulenbewegung zusammenarbeiten wollen.[9]

Der Begriff ist auch als Antwort auf die "FrauenLesben"-Bewegung der frühen 1990er Jahre populär geworden und wird von diesen zur Abgrenzung verwendet.[10] Andererseits von den Betroffenen auch als positiv, vor allem politisch gemeinte Selbstbezeichnung.[11] Im speziellen Wörterbuch Bezeichnungen für das Homosexuelle im Deutschen von Jody Skinner, aus dem Jahre 1998, gibt es interessanterweise noch keinen Eintrag zu diesem Wort und keine Erwähnung unter dem Eintrag Lesbe.[12]

Die „Grünen Andersrum“ haben als ironisches Statement zum Klische ein T-Shirt mit der Aufschrift „Kampflesbe“ herausgebracht, die von Blumen umgeben ist.[13] Auch BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN haben für CSD 2005 einen Aufkleber erstellen lassen mit der Aufschrift: "Wahlkampflesbe".

Das konträre schwule Klische ist die „Tunte[14] oder die „Flughusche“.[15]

Die Emanze

Vor allem in den 1970ern, 1980ern, machmal auch bis heute werden sehr angagierte Feministinnen wie zum Beispiel Alice Schwarzer oder Johanna Dohnal meist von Heterosexuellen abwertend als Emanze oder synonym als Kampflesbe bezeichnet[16].

[17]

Weiters wird den dogmatischen sexualfeindlichen Emanzen unter den Lesben von undogmatischen Lesben dieser Titel verliehen. Ein Beispiel ist Andrea Dworkin, die sowohl von Camille Paglia als auch von Susie Bright sowohl diese Titulierung als auch erbitterte Kritik bekam. Der Weg in die Normalität wurde durch solch kopflastige Sichtweisen - wie die von Andrea Dworkin - eher verbaut, wenn selbst Schwule und Transsexuelle diese Argumentationen nicht nachvollziehen können.

Weblinks

  • homepage.univie.ac.at (PDF 385 KB): Karrikatur einer Kampflesbe von katidee
    in: Elisabeth Holzleithner: Queer und feministische Theorien: spannungsvolle Verhältnisse, Folien für den Feministischen Juristinnentag 2006, Seite 4, Feministin = Kampflesbe?!

Quellen

  1. absatzwirtschaft.de (PDF): Jens Holm: Zielgruppen - Lesben als Kundensegment?, Science Factory 2/2004
    „Entgegen allen Klischees der 'maskulinen Kampflesbe', stellen Lesben eine sehr vielschichtige Gruppe dar, so dass man nicht von einem typisch "lesbischen Konsumverhalten" ausgehen kann.“
  2. blasebalg.twoday.net: Schönes Gefühl, 5. Oktober 2004
    „... Lang genug hat es ja gedauert, seit der letzten Rasur auf 15mm. (Damals habe ich, frisch geschoren, meinen Bruder besucht. War auf dem Weg in den Wanderurlaub. Grüner Pulli, Khakihose, derbe Wanderstiefel. Er meinte, ich sähe aus wie eine Kampflesbe.)“
  3. Bollywood-Forum by www.molodezhnaja.ch: Tread: Bollywood im Diskurs » Sind weinende Männer Weicheier? NoNo am 17. März 2005:
    „Wenn ich bei Actionszenen mitgehe und mich freue wenn etwas sinnlos in die Luft gejagt wird, einfach weil es gut aussieht... bin ich dann 'ne Kampflesbe??? Unweiblich?“
  4. fischimohr.blogspot.com: Kommentar von die_lou zum Artikel Lesben: Blödes Genetisches Programm vom 24. Februar 2006:
    „... sondern mehr so der typ kampflesbe, so armeehosen, zackiger kurzhaarschnitt und auch so eher männlich...“
  5. forum.l-word.org (Printversion): Cutey am 07. Juni 2006 in Off Topic > Sonstiges > Chatthread:
    „also eine kampflesbe is für mich eine lesbe die absolut aussieht wie ein mann. nicht nur vom aussehen eigentlich, auch vom verhalten. jedenfalls würd ich da jeden richtigen mann vorziehen. diese kampflesben sehen nämlich meistens nicht nur aus wie ein mann, nein, wie ein ungepflegter, ungestylter mann mit grässlicher (bis gar keiner) frisur und einem bier in der hand. zumindest ein bisserl herrichten könnten sich die ja trotzdem, auch wenn sie sich so männlich fühlen. gibt ja schliesslich auch hübsche, gepflegte männer, oder?“
  6. psychotherapiepraxis.at/forum: 'Cartoon Hero' am 24. September 2004 im Thread Wann ist Frau eine Frau?:
    „Jaja, ich mag den Begriff Kampflesbe auch. *g* // Bin zwar nicht lesbisch aber ich hatte früher sehr sehr kurze Haare (sogar einmal auf 12 mm rasiert) und ein Kleid hatte ich sowieso noch nie an. // Da kam schonmal öfter der "Verdacht" auf, daß ich wohl lesbisch sei ... viele Leute dachten das wohl.“
  7. Rainbow Online Forum: 'Shane' am 20. Februar 2006 im Thread IDENTITAS - Kampflesbe? Flughusche?:
    Hi, // sollen wir jetzt froh sein, das als typische Eigenschaften nicht sowas kommt wie: männerfeindlich, kurze haar usw...??
  8. co30interaktiv.de: 'backpacker' am 12. Juli 2006:
    Dazu kommt: ich entspreche dem Gegenteil der klischeehaften „Kampflesbe“, sprich ich sehe weder sehr männlich aus noch schwinge ich irgendwelche „Emanzenphrasen“.
  9. gundl.at: Was sind „Tuntizismen“, gesehen am 8. Februar 2009
    mas­ku­lin wir­ken­de ho­mo­se­xu­el­le Frau (s. auch butch) (meist ab­wer­tend, außer als Ei­gen­de­fi­ni­ti­on) // Allgemeine Verwendungshinweise: Die Be­grif­fe bitte nicht auf die Waag­scha­le zu legen. Sie sind meist iro­nisch ge­meint und sol­len nicht (nur) als Be­lei­di­gung die­nen.
  10. co30interaktiv.de: 'Sunny' am 22. Juli 2006
    Zu dem Wort „Kampflesbe“ möchte ich deswegen auch noch etwas anmerken: Es wird oft abwertend von Männern benutzt und eröffnet aber auch gleichzeitig der femininen homosexuellen Frau die Möglichkeit sich über die männliche homosexuelle Frau zu „erheben“. Quasi, um wieder das eigene Selbstbewusstsein zu stärken, nach dem Motto „ich bin etwas Besseres“. Da das natürlich nicht der Fall ist, ist das Wort eigentlich weniger schön.
  11. groups.msn.com/FeministischeFrauenmitNiveau: Szenelesben-Kampflesben
  12. Jody Skinner: Bezeichnungen für das Homosexuelle im Deutschen - Band II Wörteruch, Die Blaue Eule, Esseb 1998, ISBN 3-89206-903-4
  13. gruene-andersrum.at: T-Shirt-Alarm!, 14. September 2006
  14. pinkapple.ch: Eröffnung des Festivals, 7. März 1999
    "Doch es gibt noch viel zu lernen über die Welt von Tunten und Kampf-Lesben."
  15. Rainbow Online: Forenthread: IDENTITAS - Kampflesbe? Flughusche?
  16. sjoe.at: Katharina Luger: ... deshalb sind wir FeministInnen - Zur Frauenkampagne der SJÖ, 2005
    "Feminismus ist schon als reines Wort verpönt, es weckt in den Köpfen der meisten Menschen negative Assoziationen wie „Kampflesbe“ oder „Emanze“. Frauen haben brav zu sein und auf ihre Errettung durch den Märchenprinzen zu warten. Wenn aber nicht wir diejenigen sind, die etwas ändern wollen, wird das keinE AndereR für uns tun."
  17. jiggle.de-Forum (Printausgabe): In der Diskussion Unterhaltung > Diskussionsrunde > Ist Homosexuallität normal? Benutzer ‚bÄÄnd‘ am 13. April 2004
    "... Das Image der "Kampf-Lesbe" ist allerdings ein ausgeprägtes. Der Begriff "Kampf-Schwuler" wäre mir neu" // :bunny: // Auch hier in der Provinz existieren "Kampf-Lesben" in mannigfaltiger Form: Mal kurzgeschoren, braungebrannt mit Arbeiter-Kluft, mal einfach nur mit unsensiblen Tönen."



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