AIDS

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AIDS ist von allgemeiner Relevanz und wird bei WIKIPEDIA unter dem Titel AidsW gepflegt.
Daher beschränkt sich der Inhalt des hiesigen Artikels auf eine Kurzbeschreibung bzw. zusätzliche Angaben von LGBT-relevantem Interesse.
 

Acquired Immuno-Deficiency Syndrome: Erworbenes Immundefekt-Syndrom.

Ursprünglich wurde das, was wir heute als 'Aids' bezeichnen, nach einer Vielzahl vorübergehender Namensgebungen seit Ende 1981 mit der Abkürzung GRID (für gay related immuno deficiency, etwa: Schwulen-bezogene Immunschwäche) belegt. Dieser Begriff trat in den Folgejahren (besonders aufgrund seiner als diskriminierend empfundenen Konnotation) in den Hintergrund, der Begriff 'Aids' setzte sich durch.

Symptomatik

Die Haupterkrankungen von GRID waren damals tödlich verlaufende Lungenentzündung und Kaposi Sarkom. Heute ist AIDS mit einem Katalog von 30 Haupterkrankungen definiert.

Von den 30 Haupterkrankungen sind die meisten allerdings opportunistische Infektionen, d.h. eine Infektion mit einem anderen Erreger als HIV, verläuft aber wesentlich schwerer als diese Infektion ohne diese Immunschwächekrankheit AIDS verlaufen würde. Die beiden Haupterkrankungen von GRID (s.o.) gehören auch zu den opportunistischen Infektionen - also i.G. von AIDS unabhängige Erkrankungen, die durch AIDS nur verschlimmert werden.

Von den 30 Haupterkrankungen, die nicht zu den opportunistischen Infektionen zu rechnen sind und die ohne AIDS praktisch nie auftreten, sind folgende die häufigsten:

  • Verlust der CD4-T-Lymphozythen (T-4-Helferzellen) (wohlbemerkt: Den CD4-Rezeptor gibt es auch bei Granulozythen und Makrophagen, die zwar auch vom HIV-1-R5 Virus befallen werden, aber durch das HIV nicht zugrunde gehen)
  • Alterung der T-8-Killerzellen, die über den CD8-Rezeptor auch vom HIV befallen werden aber nicht zugrunde gehen.[1]. Diese gealterten T-8-Killerzellen haben dann leider zu viele CD57-Rezeptoren und diese lösen Entzündungen aus. Dieser Effekt tritt leider auch unter erfolgreicher HAART auf - allerdings erst nach Jahrzehnten. Die Folge ist das 2. Gesicht von AIDS: Es treten bei HIV-Positiven vermehrt Herz-Kreislauf-Erkrankungen auf, die die Lebenserwartung verringern. ( HIV-Positive altern biologisch schneller).
  • HIV-Enzephallopathie (Eine art Gehirnhautentzündung, deren Erreger unbekannt ist. Möglicherweise ist der Erreger direkt das HIV).
  • Wasting-Syndrom (Höchstwahrscheinlich ist es aber eine Tumor-Kachexie, also eine Abmagerung aufgrund der Schwächung von Tumoren - hauptsächlich dem gefürchteten Kaposi Sarkom)
  • Erblindung durch das CMV (Das CMV - Cythomegalie Virus - richtet bei Menschen ohne Immunschwächekrankheit AIDS keinen Schaden an. Somit ist diese Erkrankung eher nicht zu den opportunistischen Infektionen zu rechnen.)

Infektion

Laut der CHAT-Studie (CH = Schweiz, A = Aids, T = Transmission Survey)des schweizerischen Bundesgesundheitsamtes hat der Faktor Promiskuität einen weit überschätzten Stellenwert: Gemäß der CHAT-Studie machten bei schwulen Männern anonyme Sexualkontakte lediglich 26 Prozent der Infektionen aus. (Bei Heterosexuellen Menschen ist das Verhältnis noch krasser: Dort holen sich die Hälfte der Neuinfizierten das HIV über den festen Partner. Nur 13 Prozent der Heterosexuellen steckten sich bei anonymen sexuellen Begegnungen an). [2]. Dybas wertkonservative Moralkeule ("wer in einer festen heterosexuellen Beziehung lebt, bekommt kein HIV") ist somit eindeutig widerlegt.

Behandlung

HAART

Gegen AIDS gibt es mittlerweile eine Vielzahl von krankheitshemmenden Medikamenten der sog. HAART-Therapie (bestehend aus den alten Substanzklassen Reverse Transciptase Inhibitoren (NRTI und NNRTI) sowie Protease-Hemmern(PI) einerseits und den neuen Substanzklassen Fusions-Inhibitoren sowie die nebenwirkungsärmeren Integrase-Inhibitoren andererseits. Im Test Phase-II sind die Maturationsinhibitoren (auch gag-Hemmer genannt). Sie sind deshalb erwähnenswert, da sie wie die Glukosidasehemmer pflanzlichen Ursprungs sind. Die Glukosidasehemmer (z.B. MDL 28,574) stellten sich in klinischen Tests allerdings als unwirksam heraus. [3]

Alle HAART-Therapeutika haben jedoch sehr starke Nebenwirkungen (insbesondere die alten Substanzklassen NRTI und PI), wobei langfristig die mitochodriale Toxizität manchmal der limitierende Faktor sein kann (absetzen und HIV-Last erhöhen oder weiternehmen und zuviele Mitochondrien verlieren).

Weiters sind die Fusions-Inhibitoren in Europa bislang noch nicht zur Ersttherapie zugelassen. Die Fusions-Inhibitoren stehen außerdem im Verdacht, die Abwehr gegen Infektionen zu schwächen.

Experimentelle Ansätze

Auf zellulärer Ebene wurde an der Universität Ulm eine körpereigene antiretrovirale Substanz entdeckt: Antitrypsin.[4]. Bis allerdings dieser Wirkstoff in die Apotheken kommt, wird min. ein Jahrzehnt vergehen. Interessant ist allerdings im Zusammenhang der folgende Gedanke: Antitrypsin ist im menschlichen Körper vermindert bei Erkrankungen der Leber (einschließlich Hepatitis) und erhöht bei einer Östrogentherapie. Somit läßt sich die Hauptfrage der AIDS-Dissidenten beantworten, warum (drogenfreie) weibliche Prostituierte, die ungeschützt arbeiten, trotzdem so gut wie nie ein HIV bekommen (behalten): Es ist womöglich das Östrogen, das schützen könnte.

Gentherapie

Den Effekt von Fusions-Inhibitoren - wie dem bei der HAART verwendeten CCR5-Rezeptor-Antagonisten Maraviroc gentechnisch nachzubauen, ist ein von der University of Pennsylvania und der Firma Sangamo Biosciences verfolgter Ansatz der Gentherapie.[5] Hier wird mit Hilfe von Zink-Finger-Nucleasen das Gen, das den CCR5-Rezeptor codiert, unbrauchbar gemacht. Das ungeprüfte Konzept - erste Versuche laufen aus Gründen der Sicherheit bislang nur an einem HIV-Patienten - sieht so aus:

  1. Dem Patienten werden T4-Lymphozythen entnommen
  2. Die T4-Lymphozythen werden im Labor der Gentherapie (s.o.) unterworfen und verlieren damit ihr den CCR5-Rezeptor codierendes Gen
  3. Die genmodifizierten T4-Lymphozythen werden vermehrt
  4. Die vermehrten genmodifizierten T4-Lymphozythen werden dem Patienten wieder injeziert
  5. Im Idealfalle ist dann eine zellschützende Wirkung wie bei Maraviroc erzielt, die allerdings max. 4 Jahre anhält. Der Patient ist also nicht geheilt, sondern muß sich dieser Therapie alle 4 Jahre unterziehen.
  6. Verläuft diese Therapie ohne Zwischenfälle, werden weitere 17 HIV-Patienten in der Phase-I Studie (Verträglichkeitsstudie) getestet/behandelt.

Angesichts der Gefahren, die eine Gentherapie mit sich bringt (Hauptgefahr ist die Entwicklung einer Leukämie!), erscheint dieser Ansatz wenig attraktiv. In frühestens 10 Jahren könnte dieser Ansatz marktreif sein.

Immuntherapie

In der Immuntherapie gab es viele Ansätze, die zwar bei der Behandlung von Hepatitis B und C erfolgreich waren, bei der Behandlung von HIV aber fehlschlugen:

  1. Interferon-alpha (Studie: Unterstützung der HAART)
  2. Interferon-gamma (Studie: Unterstützung der HAART)
  3. Interleukin-10 (Studie: Unterstützung der HAART)
  4. Interleukin-12 (Studie: Unterstützung der HAART)

Die Nebenwirkungen waren hoch; die Wirkung war nicht besser als bei HAART alleine. Die Immunologie ist einfach ein Fachgebiet der Biologie, in der große Teile dieses Fachgebietes noch nicht verstanden sind (Die Virologie und die Genetik sind einfach schon wesentlich weiter erforscht und verstanden).


Jahrelang (2003-2010) lief eine Phase-II/III Studie (Vor-Zulassungsstudie) des NIAID und des ANRS zur Wirksamkeit von w:en:Interleukin-2 mit der Option der Therapieunterbrechung [6]. Wohlgemerkt war hier das Ziel der Interleukin-2 Behandlung die HAART-Unterbrechung. Die Unterbrechungsdauer war 72-200 Wochen (1,5-4 Jahre!). Andere Studien (ESPRIT-Studie und SILCAAT-Studie), die Interleukin-2 zur reinen HAART-Unterstützung (also ohne HAART-Unterbrechung) durchgeführt wurden, stellten Interleukin-2 für diesen Anwendungsfall als unwirksam heraus.

ERGEBNISSE: Während in der Kontrollgruppe mit HAART+Placebo nach der Therapieunterbrechung 3 Kategorie-3 AIDS-Fälle in Woche 43, in Woche 82 und in Woche 104 auftraten, traten in der Gruppe mit HAART+Interleukin-2 nach der Therapieunterbrechung 1 Kategorie-3 AIDS-Fall erst nach Woche 196 auf. Trotz dieser bewiesenen Wirksamkeit ist jedoch mit der Interleukin-2 Therapie keine Heilung zu erzielen - es ist nur ein "Urlaub von der HAART und ihrer Nebenwirkungen" möglich (aber dies ist für viele HIV-Positive schon ein riesiger Gewinn - vergleichbar mit einem Freigang von 1,5-4 Jahren eines Lebenslänglichen). Da Interleukin bereits zur Behandlung von Krebs zugelassen ist, wird nach erfolgreicher Phase-III Studie Interleukin wohl in 1-2 Jahren auch eine Zulassung zum begrenzten Anwendungsbereich der Behandlung von HIV mit der Strategie der abgefederten HAART-Unterbrechung bekommen.


Momentan läuft eine von der Firma Cytheris durchgeführte Phase-II Studie (Dosierungsstudie) mit w:en:Interleukin-7 zur Unterstützung der HAART [7]. Erst in der darauf folgenden Phase-IIb Studie (Proof of Concept) wird sich voraussichtlich in 2 Jahren herausstellen, ob dieser Ansatz zumindest so erfolgreich sein wird, um eine Phase-III Studie (Zulassungsstudie) folgen zu lassen. Frühestens in 5 Jahren könnte dieser Ansatz marktreif sein.


Hormontherapie

Da AIDS immer mit einer biologisch schnelleren Alterung (insbesondere der T-8-Killerzellen) verbunden ist, wird experimentell schon seit Jahren das Wachstumshormon HGH (Human Growth Hormone) angewandt, das auch in den USA in Anti-Aging-Kreisen als sog. "Jungbrunnen" Verwendung findet. Die Thymusmasse und der CD4-Count verbessern sich lt. einer Phase-II Studie durch die Gabe von HGH merklich [8][9]. Ob ein klinischer Benefit damit verbunden ist, ist noch nicht bekannt. Selbstverständlich haben Hormontherapien häßliche Nebenwirkungen: Bei HGH könnte sich - schlimmstenfalls - eine w:Akromegalie entwickeln.

Weiterhin Probleme

Die Medikamente können bei rechtzeitiger und lebenslanger Einnahme den Krankheitsausbruch hinauszögern oder gar verhindern. Trotzdem kann AIDS tödlich verlaufen, wenn die HAART-Medikamente aufgrund von immer stärker werdenden Unverträglichkeiten (mitochondriale Toxizität) abgesetzt werden müssen.

Neueste Forschung

Nach neuesten (Stand: 18.05.2010) Forschungsergebnissen wurde entdeckt, daß das Variola-Virus, das die w:Pocken hervorruft, den gleichen Co-Rezeptor (CCR5) der CD4 T-Lymphozythen zum Andocken benutzt wie das HIV - genauer: Subtypus HIV-1 R5. In einem ersten - noch nicht von anderen Forschungseinrichtungen bestätigten und reproduzierten - Versuch wurden HIV-negative Personen einer Pockenimpfung unterzogen und Serum entnommen. Zur Kontrolle wurden einer Kontrollgruppe aus nicht pockengeimpften HIV-negativen Personen Serum entnommen. Beide Seren wurden dann mit HIV (genauer dem Subtyp HIV-1-R5 - die anderen HIV Subtypen, das HIV-1-X4 und das HIV-2, sind im Artikel über HIV näher erläutert) versetzt und dann die HIV-Replikationsrate gemessen. Bei den Seren der Geimpften war die HIV-1-R5-Replikationsrate gerade mal 20% der HIV-Replikatonsrate der Ungeimpften. Der Versuch wurde mit Versuchspersonen, die vor 18 Monaten geimpft wurden, wiederholt und ergab auch dort das gleiche Bild. Somit gibt es die Vermutung, daß eine frische (also eine, die weniger als 18 Monate zurückliegt) Pockenimpfung einen gewissen Schutz bei einer anschließenden HIV-1-R5-Infektion vor dem Ausbruch von AIDS böte. [10] [11] [12]

Allerdings ist der Versuch zunächst von anderen Forschungseinrichtungen zunächst zu reproduzieren und danach sind weitere klinische Studien zur Beantwortung der Frage, ob dadurch die Viruslast reduziert werden kann, notwendig. Vielleicht könnte dann in wenigen Jahren eine wiederholte Pockenimpfung als neuer Therapieansatz gegen HIV-1-R5 möglich sein. Allerdings wäre es - ähnlich wie Maraviroc keine Option gegen das wesentlich gefährlichere HIV-1-X4.

Heilung

Eine Heilung für AIDS gibt es noch nicht!

Das bedeutet: Durch die HAART kann zwar das Leben eines HIV-Positiven um Jahrzehnte verlängert werden, aber das HIV wird mit den heutigen Medikamenten nie verschwinden. Die HAART-Medikamente mit ihren sehr hohen Nebenwirkungen müssen lebenslang eingenommen werden.

Der Grund ist folgender: Das HIV verhält sich ähnlich wie das Hepatitis-B Virus. Es baut sich nach reverser Transcription fest in die DNA der Wirtszelle ein und kann dort Jahrzehnte "schlafend" überdauern. Dies nennt man sog. stille Reservoire, die unter HAART theoretisch bis zu 60 Jahre überstehen können. Der HIV-Positive wird es also nie erleben, daß sich das stille Reservoir auflöst.

Nachdem nun auf der CROI-2010 (die wegweisende Wiener Welt-AIDS-Konferenz) festgestellt wurde, daß die HAART einigermaßen verträglich ist und die Wirksamkeit das Leben eines Positiven fast auf die Länge eines Negativen verlängert, daß die AIDS-Impfung, die AIDS-Prä-Expositions-Prophylaxe und die Microbizide in der Entwicklung gut vorangehen, kam man überein, daß nun als Fernziel der Forschung und Entwicklung die Elimination der sog. stillen Reservoire angestrebt werden soll.

Hierzu gab es - im Rahmen der CROI - eine Vorkonferenz. Eine Zusammenfassung dieser Vorkonferenz "AIDS 2010 Pre-conference Workshop: Towards a cure: HIV reservoirs and strategies to control them, 16–17 July 2010, Vienna" findet Ihr hier: Towards a cure: HIV reservoirs and strategies to control them, 16–17 July 2010, Vienna - zusammengefaßt von i-base

Beratung

Zur Beratung und Prävention von HIV und AIDS existiert das höchstkompetente Netzwerk "unserer" geliebten DAH (Deutsche AIDS-Hilfe)

Quellen

Siehe auch

Weblinks


Vor AIDS kann man sich schützen, indem man Safer Sex praktiziert.