Tuntentaufe

Aus HomoWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Die Tuntentaufe ist ein Initiationsritual der Schlösschentunten. Bei der Taufe werden Tunten und Boytunten ihre Name verliehen und offiziell der Welt der Tunten zugeführt. Sobald sie das Schlösschen besucht haben, gelten sie als Tunte des Schlösschens bzw. Sohn des Schlösschens. Nicht selten werden frisch getaufte Tunten und Boytunten nach der Taufe von einer oder auch mehreren Müttern und Vätern adoptiert. Für dringende Nottaufen besteht das vom Erzmütterinnenrat abgesegnete Notfalltaufkommando, dass 24/366 im Jahr erreichbar und autorisiert ist auch telefonisch oder mittels einer Videokonferenz zu taufen.

Ritus

Aus der Ära des Tuntengesetzes waren zunächst zwei Taufriten überliefert und verbreitet, jedoch haben sich mit der Zeit haben sich neue Formen entwickelt und etabliert. Mit der zunehmenden Zahl der Boytunten wurde im Winter 2013 bespielsweise die Taufe der neuen Wege eingeführt und in Folge der allgemeinen Veränderungen wurden auch weitere Formen wie die Um- und die Übertaufe prominent, so wie die Tauf- bzw. Tuntengrätsche oder auch das Taufen mit mehr als drei Taufpat*innen.

Einfache Taufe

  • Eine mächtige Tunte der ein göttinnenwürdiger Name für einen Täufling einfällt, besprenkelt diesen mit Sekt und spricht den rituellen Taufspruch "Hiermit taufe ich Dich auf [Tuntenname]".
  • Im Anschluss gibt sie der frisch getauften Tunte einen persönlichen guten Wünsch mit auf den Weg.

Diese Art der Taufe wird seltener gewählt, da die so getauften Tunten dadurch keinen großen Auftritt haben.

Traditionelle Taufe - A mother, a daughter and another

  • Drei Tunten sind die Patinnen der Taufe: eine die bereits Mutter ist, eine die bereits Tochter ist und eine beliebige Dritte taufen den Täufling gemeinsam, in der Regel vor weiteren Anwesenden.
  • Sie besprenkeln den Täufling mit Sekt und sprechen gemeinsam oder eine stellvertretend für alle den rituellen Taufspruch "Hiermit taufen wir Dich auf [Tuntenname]". Wird der Spruch stellvertretend gesprochen, dann meistens von der Initiatorin, Namensgeberin oder potenziellen Mutter.
  • Alle Anwesenden bis auf den Täufling begleiten das Ende des Taufspruchs gemeinsam mit einem kurzen, falsettierten "Haaaaaaa!"-Chor.
  • Im Anschluss wird der frisch getauften Tunte von allen drei Patinnen je ein persönlicher guter Wunsch mit auf den Weg gegeben.

Taufe der neuen Wege

  • Drei Tunten oder Boytunten sind die Pat*innen der Taufe: Eine die bereits Mutter oder Vater ist, eine*r die bereits adoptiert ist und ein*e beliebige*r Dritte*r taufen den Täufling gemeinsam, in der Regel vor weiteren Anwesenden. Die alte Regel A mother, a daughter and another wird dabei sinngemäß erweitert als A mother, a brother and another, A father, a daughter and another und A father, a brother and another.
  • Sie besprenkeln den Täufling mit Sekt und sprechen gemeinsam oder eine*r stellvertretend für alle den rituellen Taufspruch "Hiermit taufen wir Dich auf [Boy*Tuntenname]". Wird der Spruch stellvertretend gesprochen, dann meistens von dem*der Initiator*in, Namensgeber*in oder dem*der potenziell Adoptierenden.
  • Alle Anwesenden bis auf den Täufling begleiten das Ende des Taufspruchs gemeinsam mit einem kurzen, falsettierten "Haaaaaaa!"-Chor.
  • Im Anschluss wird der frisch getauften Tunte von allen drei Patinnen je ein persönlicher guter Wunsch mit auf den Weg gegeben.

Inzwischen wird gelegentlich mit mehreren "anothers" getauft, weil beispielsweise mehrere an der Namensfindung beteiligt waren oder weil es einfach gerade in den Kram passt und weil es als lustvoll empfunden wird mit alten Konventionen zu brechen.

Übertaufe

Immer wieder kam es im Rahmen von Tuntentaufen zu Reibereien wegen zu schlimmer Namen oder wegen mehrere geplnater Taufen. Eine Möglichkeit wie diesem Phänomen begegenet wird ist die Übertaufe. Dabei taufen in der Regel mehr als drei Tunten einen neuen Namen und ein Teil des alten Namens bleibt erhalten. Übertaufen finden sowohl spontan als auch geplant statt und werden in der Regel in Rücksprache mit dem Täufling organisiert. Da ein Teil des alten Namens erhalten bleibt, stimmen die Ersttaufpat*innen meistens auch dem neuen Namen zu. Beispiele dafür sind Rosa Rüdiger-Renate Müller Luxemburg, Marc S. Heart und Zenzi Meter-Traktor.

Umtaufe

Eine weitere Praxis ist die Umtaufe, bei der dem Täufling ein gänzlich neuer Name gegeben wird. Umtaufen finden mitunter auch ohne Einverständnis seitens des Täuflings oder der Ersttaufpat*innen statt. Dadurch kommt es häufig zu Problemen mit wütenden Erstpat*innen. Findet sich kein Konsens werden Umtaufen mitunter auch als nicht legitim angesehen und ignoriert.

Die Grätsche

Die auch nur als Tuntengrätsche oder Taufgrätsche bekannte Taufe wird zumeist von betrunkenen Tunten ausgeführt, die Zeit hatten sich in ihrer besten Gemütshaltung einzunisten und finstere Pläne zu schmieden. In der Regel grätschen mindestens zwei besoffene Trinen sektspritznderweise zusammen, feste Normen bestehen allerdings keine. Bei der Grätsche taufen die Grätschenden in eine andere Taufe hinein bevor oder während der eigentlich zu taufende Name gesprochen wird. Trotz einiger kritischer Stimmen von Anhängerinnen des Tuntengesetzes, erfreut sich das Grätschen wachsender Beliebtheit. In der Regel sind die eingegrätschten Namen besonders grotesk oder schäbig (jedoch nicht einfallslos!) und sorgen so für Gesprächsstoff und Material für Um- und Übertaufen. Der entstehende Name ist am Ende häufig eine Kombination des eigentlich erdachten Namens und den gegrätschten Komponenten.

Als Erfinderinnen und Hauptvertreterinnen gelten Patsy, Dokti und Frau Wolf.

Ein Beispiel:

  • Taufpatinnen: "[...] hiermit taufen wir Dich auf den Namen:"
  • Grätschende, Sekt spritzend von der Seite hereinstürmend, hysterisch: "SYPHILIZA!!"
  • parallel, Taufpatinnen, verwirrt: "Christel Mett"
  • Ergebnis: Syphiliza Christel Mett

Grätsche für Zwischendurch

Gelegentlich werden auch spontane Taufen zwischendrin als Grätschen bezeichnet, auch ohne, dass direkt in ein anderes Taufritual hineinoperiert wurde. Dies fußt bzw. stöckelt darauf, dass durch solche Taufen auch namensgeberische Pläne durchkreuzt werden: Die Jungtunte wird einfach von den Grätschenden weggetauft, bevor es zu einer minutiös geplanten, "ordentlichen" Taufe kommen kann. Populäre Beispiele zu diesem Thema finden sich im Zusammenhang mit der Nacht der schlimmen Taufen.

Blitzgrätsche

Bei dieser Form der Grätsche wird einer bereits getauften Tunte typischerweise in Zuge eines spontanen Geistesblitzes ein weiterer Name, Titel oder Namneszusatz verliehen. Als Beispiele sind an dieser Stelle Killy Klitoris, Penis Manchare und Dosima van Schlampe zu nennen. In "Worte der Vorspritzenden" (Berlin/Göttingen, 2014) wird diese Form der Taufe auch als Formlos frivole Tuntengrätsche bezeichnet.

Problematik

Von einigen wird die Grätsche als höchst invasiv empfunden und lässt zuweilen Taufpat*innen und Täuflinge verwirrt oder gar verärgert zurück. Um-, Über- und Selbsttaufen oder schlichtes Ignorieren sind daher im Umfeld von Taufgrätschen keine Seltenheit. Anhänger*innen des Grätschritus berufen sich häufig darauf, dass genau das der Sinn der Grätsche sei: Zu verwirren und althergebrachte, ritalisierte Strukturen aufzulösen und die Angelegenheit wie die Namensgebung wieder lockerer anzugehen (vgl. Ära des Tuntengesetzes). Kritiker*innen nach täuschten diese noblen Motive jedoch nicht darüber hinweg, dass dadurch ein dem Täufling eventuell unangenehmer Name populär wird. Beispiele dazu sind vorhanden und können bei der Genealogischen Geschwisterschaft oder der Homowikibeauftragten angefragt werden.

Selbsttaufe

Bei der Selbsttaufe sucht sich eine Tunte schlicht ihren eigenen Namen selbst aus (manchmal auch nach Beratung mit Freund*innen) und erklärt fortan diesen Namen zu tragen. Teilweise hat es sich etabliert Tunten die auf diesem Wege zu ihrem Namen kamen ohne von den Anhängerinnen des Tuntengesetzes dafür geächtet zu werden oder schlicht irgendwie, irgendwann bei ihrem Tuntennamen genannt wurden als Schaumgeburt zu bezeichnen.

"Rechtliches" und Geschichtliches

Tuntentaufen wurden in der Vergangenheit durch das sogenannte "Tuntengesetz" "geregelt", das wohl in der Absicht entstand bestimmten Tendenzen entgegenzuwirken und zu gewährleisten, dass der Name die Persönlichkeit einer Tunte widerspiegelte und nicht - nur aus einer spontanen Sektlaune heraus - einer Unbekannten für immer ein schäbiger Name aufgdrückt wurde. Der mit der Schaffung des "Tuntengesetztes" geträumte Traum eines funktionierenden Genealogieamtes, dass Taufen dokumentieren und in einen Register eingetragen sollte, erfüllte sich allerdings nicht. Irgendwann wurde damit begonnen Tuntenprofile und teilweise auch Verwandschaftsverhältnisse im Homowiki festzuhalten und das HomoWiki-Amt geschaffen. Über die Jahre etablierte sich das Wiki als Werkzeug zur Dokumentation der Welt der Schlösschentunten und insbesondere der familiären Zusammenhänge.