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'''wilhelm von gloeden''' | |||
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wilhelm von gloeden - umschwärmt, vernichtet und schließlich zum kult erhoben. in mussolinis vorstellung von strammer soldatischer maskulinität passten die fotografien des etwas halbseidenen deutschen blaublutes natürlich nicht und so wurden tausende glasplatten des barons wilhelm von gloeden von den italo-faschisten vernichtet - kein einmaliges schicksal für außenseiterische künstler und progressive wissenschafter in barbarischen zeiten. zerstört wurden da zeugnisse einer um die vorletzte jahrhundertwende neu entdeckten männliche körperlichkeit und für die damaligen zeiten unerhörte freizügigkeit des homoerotischen. nur in sizilien, wo das griechische erbe anscheinend noch lebendig war und wahrscheinlich noch ist, konnte ein Mann aus dem prüden mecklenburg eine im übrigen europa verpönte, ja verachtete darstellungskunst in einem neuen medium kultivieren. der verarmte, zum brotberuf gezwungene baron schuf sich in taormina ein romantisches gartenparadies und errichtete auf einem von internationalen bildungsbürgern und bonvivats heimgesuchten antiken terrain eine private insel der liberinage. die große welt strömte in den schatten des vesuv, um die lieblich arrangierten, mehr sich an mehr oder weniger verhüllten fischer- und bauernknaben vor großartigen landschaftshorizonten oder lagernd vor geschichtsschwangerem gemäuer zu delektieren. vertreter der decadence wie gabriele d'annunzio und oscar wilde, die göttliche mimin eleonora duse und anatole france gingen im atelier aus und ein, aber auch das großkapital von krupp bis rothschild und vanderbilt und eutropäische wie exotische gesellschaftsgrößen wie edward VII von großbritannien oder der siamesische könig adelten die luxuriöse künstlerklause. heute sind die erhaltenen bildinszenierungen wilhelm von gloedens kultige erinnerungshilfen an die erstaunlich liberale frühzeit der homoerotischen fotokunst. es ist die mischung aus unbefangenheit im herzeigen klassisch-schöner knabenleiber und unverhüllter genitalien, ethnografischer studien und einem dichterisch-mythologischen anspruch, der von gloedens in warmes gefiltertes und getöntes licht getauchte kompositionen einen besonderen charme, aber auch eine gewisse art von unangreifbarkeit angedeihen lässt. der historisierende kontext aus poetischen requisiten entschärft die absicht der stimulation. diese fotografien konnten von feinen damen und herren der obersten gesellschaft noch immer ohne errötende wangen oder gesten der moralischen empörung konsumiert werden. sie durften als naive spiegelung der antike, also der abendländischen grundlagen gelten, gleichwohl jedermann sofort bewusst sein musste, was sich hinter dem knappen feigenblatt der geschichtlichen drapperie verbirgt. selbstverständlich ist wilhelm von gloedens bukolisch-arkadisches knabenparadies eine ästhetische vergewaltigung der realen verhältnisse. die gut bezahlten "modelle" spielen dem betrachter eine altgriechische idylle vor, die es in dieser form weder vor zweieinhalbtausend jahren noch in der zeit um 1900 gegeben hat. bitterste armut und heute kaum mehr vorstellbare soziale verhältnisse wurden als goldener nachschein des heroischen zeitalters kostümiert und sogar an große zeitschriften verkauft. Von gloedens unbedingter kunstsinn kannte wohl keinerlei moralische skrupel bei der fälschung der wirklichkeit zu einem anregenden, homoerotisch prickelnden symbolismus. viele jahrzehnte später wird eine frau mit namen leni riefenstahl ins herz von afrika reisen, um von den schönen, edlen, wilden nuba zu berichten. |
Version vom 4. Mai 2007, 14:02 Uhr
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wilhelm von gloeden
quelle: www.bosie.tv gay pleasure worldwide
wilhelm von gloeden - umschwärmt, vernichtet und schließlich zum kult erhoben. in mussolinis vorstellung von strammer soldatischer maskulinität passten die fotografien des etwas halbseidenen deutschen blaublutes natürlich nicht und so wurden tausende glasplatten des barons wilhelm von gloeden von den italo-faschisten vernichtet - kein einmaliges schicksal für außenseiterische künstler und progressive wissenschafter in barbarischen zeiten. zerstört wurden da zeugnisse einer um die vorletzte jahrhundertwende neu entdeckten männliche körperlichkeit und für die damaligen zeiten unerhörte freizügigkeit des homoerotischen. nur in sizilien, wo das griechische erbe anscheinend noch lebendig war und wahrscheinlich noch ist, konnte ein Mann aus dem prüden mecklenburg eine im übrigen europa verpönte, ja verachtete darstellungskunst in einem neuen medium kultivieren. der verarmte, zum brotberuf gezwungene baron schuf sich in taormina ein romantisches gartenparadies und errichtete auf einem von internationalen bildungsbürgern und bonvivats heimgesuchten antiken terrain eine private insel der liberinage. die große welt strömte in den schatten des vesuv, um die lieblich arrangierten, mehr sich an mehr oder weniger verhüllten fischer- und bauernknaben vor großartigen landschaftshorizonten oder lagernd vor geschichtsschwangerem gemäuer zu delektieren. vertreter der decadence wie gabriele d'annunzio und oscar wilde, die göttliche mimin eleonora duse und anatole france gingen im atelier aus und ein, aber auch das großkapital von krupp bis rothschild und vanderbilt und eutropäische wie exotische gesellschaftsgrößen wie edward VII von großbritannien oder der siamesische könig adelten die luxuriöse künstlerklause. heute sind die erhaltenen bildinszenierungen wilhelm von gloedens kultige erinnerungshilfen an die erstaunlich liberale frühzeit der homoerotischen fotokunst. es ist die mischung aus unbefangenheit im herzeigen klassisch-schöner knabenleiber und unverhüllter genitalien, ethnografischer studien und einem dichterisch-mythologischen anspruch, der von gloedens in warmes gefiltertes und getöntes licht getauchte kompositionen einen besonderen charme, aber auch eine gewisse art von unangreifbarkeit angedeihen lässt. der historisierende kontext aus poetischen requisiten entschärft die absicht der stimulation. diese fotografien konnten von feinen damen und herren der obersten gesellschaft noch immer ohne errötende wangen oder gesten der moralischen empörung konsumiert werden. sie durften als naive spiegelung der antike, also der abendländischen grundlagen gelten, gleichwohl jedermann sofort bewusst sein musste, was sich hinter dem knappen feigenblatt der geschichtlichen drapperie verbirgt. selbstverständlich ist wilhelm von gloedens bukolisch-arkadisches knabenparadies eine ästhetische vergewaltigung der realen verhältnisse. die gut bezahlten "modelle" spielen dem betrachter eine altgriechische idylle vor, die es in dieser form weder vor zweieinhalbtausend jahren noch in der zeit um 1900 gegeben hat. bitterste armut und heute kaum mehr vorstellbare soziale verhältnisse wurden als goldener nachschein des heroischen zeitalters kostümiert und sogar an große zeitschriften verkauft. Von gloedens unbedingter kunstsinn kannte wohl keinerlei moralische skrupel bei der fälschung der wirklichkeit zu einem anregenden, homoerotisch prickelnden symbolismus. viele jahrzehnte später wird eine frau mit namen leni riefenstahl ins herz von afrika reisen, um von den schönen, edlen, wilden nuba zu berichten.
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